Donnerstag, 5. Februar 2015

Ein Kind mit drei Eltern: Fortschritt oder Designer-Baby?

Ein Baby – drei Elternteile. Großbritannien ist das erste Land, in dem bei einer künstlichen Befruchtung die DNA von drei Menschen verwendet werden darf, wenn dadurch die Übertragung einer schweren Erbkrankheit verhindert werden kann. Medizinischer Fortschritt oder Schritt zum Designer-Baby?

Bei der entwickelten Technik wird die Übertragung der Mitochondriopathie von der Mutter auf das Kind blockiert. Die defekten Gene im Ei der leiblichen Mutter werden gegen die gesunden Gene einer Spenderin ausgetauscht. Dabei werden die Zellkerne der leiblichen Eltern aus einer befruchteten Eizelle in die Eizelle der gesunden Spenderin verpflanzt. Die andere Frau bleibt dabei anonym.

Die britische Regierung befürwortet die Genehmigung dieser Methode. 382 Abgeordnete im Unterhaus stimmten dafür, 128 dagegen. Die für den 23. Februar geplante Abstimmung im Oberhaus gilt damit als reine Formsache. Die Erlaubnis des Parlaments beschränkt sich auf Eltern, bei denen der Gendefekt nachgewiesen wurde – zurzeit wenige Dutzend Paare in Großbritannien.

Die nun gebilligte Methode ist stark umstritten. Die Befürworter sehen einen riesigen medizinischen Fortschritt. Eine ähnliche Methode war in den USA bereits einmal legalisiert, 2002 aber wegen ethischer Bedenken wieder verboten worden.

Gegner, darunter die Kirche, machen ethische Bedenken geltend. Ärzte seien so in der Lage, in die Natur einzugreifen und Designerbabys zu kreieren. Zudem werde eine Schleuse zur Entscheidung geöffnet, welches Leben lebenswert sei und welches nicht. “Wenn einmal festgelegt wird, dass es erlaubt ist, das menschliche Erbgut zu verändern, wird es schwierig, nicht den nächsten Schritt zu gehen und zu einer Welt zu kommen, in der Babys nach Maß produziert werden“, warnt David King vom Verein “Human Genetics Alert“.

Die Methode ist allerdings auch abseits von ethischen Bedenken umstritten. Österreichische Forscher wiesen im letzten Jahr nach, dass sich die Mitochondrien nicht genau trennen lassen und auch bei dem nun genehmigten Verfahren vermischte Mitochondrien nachweisbar sind. Lisa Jardine, die Regierungsbeauftragte zur Revision möglicher Risiken, sagte nach der Abstimmung: „Jeder medizinische Eingriff ist letztlich riskant“. Auch bei der ersten In-vitro-Fertilisation habe man nicht zu hundert Prozent gewusst, worauf man sich einlasse.

Da die Vermischung des Erbgutes von drei Personen weitergegeben wird, greift die Technik zum ersten Mal in die Keimbahn des Menschen ein. „Die Implikationen sind unvorhersehbar. Dies wird über Generationen weitergegeben“, warnte die Abgeordnete Fiona Bruce, Vertreterin von „Pro Life“. Wissenschaftler gaben zu bedenken, dass die so erzeugten Kinder und ihre Kinder ihr Leben lang überwacht werden müssten. Mit ersten, nach dem neuen Verfahren gezeugten Babys wird in zwei bis drei Jahren gerechnet.

Mit Informationen des News ORF.at vom 03.02.15