Freitag, 18. Oktober 2013

Schäden für Psyche und Körper: Übermäßiger Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen

Erste Studien belegen bereits den Zusammenhang zwischen Medienmissbrauch und körperlichen und psychischen Symptomen bei Kindern und Jugendlichen. Wegen der schädlichen Auswirkungen auf Psyche und Körper ist der übermäßige Medienkonsum inzwischen auch ein Thema für Kinderärzte und Jugendpsychologen, berichtet erziehungstrends.de.

Kinder und Jugendliche haben jederzeit freien Zugang zu den modernen Medien. Sie beherrschen deren Technik oft besser als ihre Eltern. Aber häufig fehlt ihnen die Kompetenz zum sinnvollen Umgang damit. So kommt es häufiger zu Medienmissbrauch, sowohl was den zeitlichen Umfang betrifft, als auch die Auswahl von Programmen mit Jugend gefährdendem Inhalt.

Im Deutschen Ärzteblatt (Heft 38) berichten Ärzte über ihre Erfahrungen mit dem Problem. Viele Heranwachsende verbringen inzwischen ebenso viel Zeit vor dem Bildschirm wie in der Schule. Immer häufiger haben Kinder ein eigenes Fernsehgerät in ihrem Zimmer. Dies steigert auch die tägliche Fernsehdauer. Ebenso steigt die Internetnutzung stetig an.

25 Prozent der Acht-, 75 Prozent der Zwölf- und 90 Prozent der 14-jährigen sind bereits Handybesitzer.

Der Gebrauch der modernen Medien ist verlockend wegen der Fülle und Aktualität der sofort abrufbaren Informationen und ermöglicht die Vermeidung von Frustration durch Flucht aus der Realität.
Konkurrierende Programmgestalter und Entwickler von Computerspielen haben immer neue Ideen, um die jungen Menschen an sich zu fesseln. Dies führt zu fatalen Folgen für die Psyche.

Exzessive Nutzung interaktiver Medien führt bei Kindern häufig zu aggressiven Sozialverhalten. Sie identifizieren sich auf Dauer mit gewalttätigen Personen und übernehmen deren Verhaltensmuster, auch bezüglich eines verbal aggressiven Verhaltens.

Sozialer Rückzug und Selbstbildstörung

Desweiteren kommt es zu Defiziten in der sozialen Integration. Die für die Medien benötigte Zeit fehlt für Aktivitäten mit Gleichaltrigen und Familienangehörigen. Konfliktbewältigung wird durch Flucht in eine Scheinwelt vermieden. Die Persönlichkeitsentwicklung stagniert. Die Kinder haben kaum mehr die Möglichkeit sich selbst zu kennen und an sich zu arbeiten. So trauen sie sich einerseits im wirklichen Leben immer weniger zu, andrerseits übernehmen sie unangepasst das Imponiergehabe der Helden in den Computerspielen, mit denen sie sich identifizieren.

Unrealistisches Körperbild und Essstörungen

Das in den Medien propagierte Körperbild ist unrealistisch: untergewichtige weibliche Models und Body-Building-Kerle lassen den eigenen Körper unzulänglich erscheinen. Das Selbstwertgefühl sinkt. Für Mädchen ist das Schlankheitsideal der Medien oft der Beginn einer Essstörung.

Aufmerksamkeitsdefizit und Verzögerung der Sprachentwicklung

Vermehrter Internet- und Videospielkonsum steht in engem Zusammenhang mit einem Aufmerksamkeitsdefizit. Der Konsum von Gewalt betonten Sendungen und nicht jugendfreiem Inhalt hat ein Zurückfallen der schulischen Leistungen zur Folge. Dies betrifft vor allem die Jungen.

Steht ein Fernsehgerät im Kinderzimmer, ist das Risiko für eine Sprachentwicklungsverzögerung bei Vorschulkindern um 45 Prozent erhöht.

Folgen für den Körper: Übergewicht

Der Bewegungsmangel reduziert körperliche Fitness und fördert Übergewicht. Ein hoher Anteil an Fernsehwerbung in Kinderprogrammen betrifft Lebensmittel, die ungeeignet für Kinder sind (Fast Food, Süßigkeiten, süße Getränke und fettige Snacks).
 
Über 30 Studien ergaben den direkten Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Übergewicht. In den Folgen finden sich gehäuft Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen.
 
Weiterhin folgen Augenbeschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen ebenso Schlafstörungen und Schlafmangel.

Prävention und Schutz

Eltern sollten unbedingt den Überblick haben über die Art der Medien und die damit verbrachte Zeit ihrer Kinder. Jugendschutzgesetze oder Internetfilter reichen keinesfalls und werden immer wieder unterwandert. Es ist auch erforderlich selbst Vorbild zu sein und öfter auf Internetstunden oder Lieblingsfilme zu Gunsten der Familie zu verzichten. Dabei sollten Medien keinesfalls rigoros „verdammt“ werden, sondern gemeinsam ausgewählt und genutzt werden.

Nachweislich haben Kinder von Eltern, die ihnen Zeit widmen, einen deutlich niedrigeren schädlichen Medienkonsum.

Ein Fernsehgerät gehört nie in ein Zimmer von Kindern und schulpflichtigen Jugendlichen.