Freitag, 10. August 2018

Smartphones: Jeder für sich statt alle zusammen

Christiane Jurczik

Das Handy hat Eltern fest im Griff: Lieber chatten als mit den Kindern spielen, lieber surfen statt erzählen und spielen. Für die meisten Kinder hat das verheerende Folgen bis in die Schule. Schüler schauen im Unterricht ständig auf das Smartphone und haben-wenn man sie aufruft-keine Ahnung.

Eltern wissen das. Aber was machen sie? Sie züchten eine smartphonesüchtige Generation heran. Es beginnt damit, dass sie das Gerät oft genug missbrauchen, um sich nicht selbst um ihre Kinder kümmern zu müssen. 

Gefühlte 99 Prozent aller Erwachsenen halten ihr Smartphone in der Hand, als sei es eine Prothese, die sie nur nachts abnehmen. Ständig locken WhatsApp-Gruppen, Facebook und Co.

Eine Szene aus dem Alltag: Ein Ehepaar mit zwei Kindern sitzt im Restaurant. Die Kinder sind etwa acht Monate und zwei Jahre alt. Das Baby ist bei der Mutter auf dem Arm und wischt über das Display des Smartphones, das die Mutter ihm vor die Nase hält. Das andere Kind guckt Minifilmchen. Als das Essen kommt, und der Vater das Smartphone wegnehmen möchte, schreit das Kind. Daraufhin lehnt der Mann das Gerät gegen ein Glas, damit sein Kind weitergucken kann.

Noch eine Szene aus dem Alltag: Ein Ehepaar mit Grundschulkindern reist im Zug. Die Kinder zocken auf ihren Smartphones. Der Vater surft im Internet, die Mutter schreibt und liest Nachrichten. Während der vierstündigen Fahrt spielt die Familie nicht miteinander und redet auch kaum.

Smartphones entpuppen sich als Abenteuerverhinderungsmaschinen. Das ist schade für Kinder und Jugendliche, die nicht wissen, was ihnen manchmal entgeht. Aber Eltern wollen das so; die meisten würden ihr Kind zwingen, ein Smartphone mit in den Wald zu nehmen. Leider demonstrieren sie den Kindern auf diese Weise, dass man ohne Smartphone verloren ist, weil man nur mit dessen Hilfe alle Restrisiken ausschließen kann.

Dann also ist es nicht verwunderlich dass Kinder und Jugendliche smartphonesüchtig werden, wenn Erwachsene sich derart geistig unselbstständig bevormunden lassen?

Eltern sollten sich auf ihrer Vorbildfunktion besinnen und verantwortlich handeln: Smartphone manchmal zuhause lassen oder einfach ausschalten.

Vorbild dafür ist nun Frankreich: Das französische Parlament hat ein absolutes Handyverbot an Schulen beschlossen. 

Das Verbot wird an Vorschulen, Grundschulen und weiterführenden Schulen gelten. Es betrifft demnach Kinder und Schüler im Alter von drei bis 15 Jahren. In Deutschland gibt es ein Handyverbot an Schulen nur in Bayern.

Schon seit 2010 gilt in Frankreich ein Gesetz, das die Handynutzung während des Unterrichts verbietet. Die neue Regelung sieht ein Komplettverbot internetfähiger Geräte wie Handys, Tablets und Smartwatches in allen Räumlichkeiten und bei schulischen Aktivitäten auch außerhalb des Schulgebäudes vor. Ausnahmen gibt es für den Gebrauch für den Unterricht selbst sowie für Kinder mit einer Behinderung.

Mit Material aus Spiegel-online