Freitag, 31. August 2018

Islamischer Extremismus in der Popkultur

Nina Stec

Extremistische Ideologien verbreiten sich am besten durch Propaganda, indem eine möglichst breite Masse an Personen auf für sie anziehende Weise angesprochen wird. In der heutigen Zeit ist es vor allem das Medium des Internets, welches extremistische Agitatoren für ihre Zwecke nutzen, um möglichst viele Menschen für ihre Interessen zu gewinnen. 

Vor allem Jugendliche sind eine beliebte Zielgruppe extremistischer Internetpropaganda, da sie als „digital natives“ die Möglichkeiten des Internets selbstverständlich für verschiedenste Zwecke nutzen, unter anderem zur Information, zur Unterhaltung, zum Kontakte knüpfen aber auch in existentiellen Fragen nach Identität und Sinn. 

Extremistische Propagandisten wie IS-Kämpfer oder die Identitäre Bewegung werden im Netz zu „Influencern“, die über die Social-Media-Kanäle ihr Produkt, also ihre Ideologie, den Nutzern näherbringen wollen. Dafür nutzen sie das technische know-how gepaart mit der Unsicherheit der Jugendlichen aus, indem sie ihre Inhalte auf zeitgemäße, „coole“ Weise in bekannte Phänomene aus der Lebenswelt ihrer Zielgruppe einbinden. Dabei soll stets der Schein der „Harmlosigkeit“ und des „alltäglichen“ gewahrt werden. Auf Instagram finden sich beispielsweise zwischen offensichtlicher extremistischen Inhalten–oft rassistische oder islamistische Propaganda, die meistens aktuelle Ereignisse aufgreift und diese auf stark emotionalisierende und polemisierende Weise interpretiert – beliebte unpolitische Motive, wie Katzenvideos oder Essens- und Fitnessbilder. So etwas wirkt sympathisch und Lebensnah, hat aber zur Folge, dass mehr Jugendliche den entsprechenden  Profilen und Seiten „folgen“, also sozusagen ihrer „online Fangemeinde“ beitreten, ihre Beiträge öfter geteilt und „geliket“ werden, womit sich ihre Präsenz weiter verstärkt und immer mehr Internetnutzer zum Beispiel durch die Anzeige von gemeinsamen Bekannten oder Werbevorschlägen auf Facebook und Co von ihnen erreicht werden. 

Der „hippe Touch“ entsteht aber auch durch die Verwendung popkultureller Motive, wie Figuren aus Film, Serie und Comic, die sich in der jugendlichen Zielgruppe einer möglichst breiten Bekanntheit erfreuen. Diese Motive werden gerne zu Memes, in Form von Bild und kurzem Text, umgestaltet und im Internet weit verbreitet. Mit Hilfe eines „Meme Generators“ kann jeder Nutzer seine eigenen Memes auf vergleichsweise unkomplizierte Weise erstellen und verbreiten. So wurde etwa der Text einer Collage des Videospiels „Call of Duty“ von Islamisten zu „Call of Jihad“ umgestaltet, um für den „Krieg gegen Ungläubige“ als „spannendes Abenteuer“ zu werben. Auch auf der rechtsextremen Seite werden regelmäßig Figuren wie Spongebob Schwammkopf fanatische Botschaften in den Mund gelegt, oder die werden äußerlich verändert dargestellt, wie der amerikanische Comicfrosch Pepe, der auf machen Seiten mit Nazisymbolen bekleidet zu sehen ist. Bild- und Videopropaganda mit beliebten Symbolen haben sich für die Verbreitung extremistischer Ideologien als sehr wirksam erwiesen, da auf diese Weise auch zu Personen, die diesen Ideologien nicht angehören aufgrund der Identifizierung mit den Motiven, die in beide Lebenswelten hineinspielen, ein Bindeglied gefunden wurde, das Menschen zu einer kollektiven Identität durch gemeinsame Erfahrungen und Lebenswirklichkeit verbindet. Nach der Identifikation mit der Gruppierung kommt der Aufruf, sich anzuschließen und ihren Vorbildern nachzueifern. Islamistische Musik, kriegerische Texte, gerne als Hip-Hop oder Rap verpackt, mit gewaltverherrlichenden Texten, sprechen ein bereits radikalisiertes Publikum an. In zahlreichen Rekrutierungsvideos für den bewaffneten Dschihad, inszenieren sich militante Islamisten als furchtlose, stolze Kämpfer für Werte, die sie ihren Anhängern als „gute Sache“ anpreisen, die vor dem „bösen Westen“ und seinen „Ungläubigen“ verteidigt werden muss. Szenen von Hasspredigten und Folter und Tod Andersdenkender werden zu etwas „Positiven“ stilisiert, was bei erfolgreicher Indoktrination der Anhänger wirksam ist. 

Quellen:

Hoffmann, Ingrid, Ipsen, Flemming, Extremismus und Popkultur: Aktuelle Erscheinungsformen islamistischer und echtsextremer Propaganda im Social Web, in: Jugend Medien Schutz-Report, Bonn 2018. 
Macher, Thomas, https://www.kleinezeitung.at/oesterreich/5410819/Links-und-rechts_Extremisten-setzen-auf-Popkultur, o.O. 2018. 
Musharbash, Yassin, https://www.zeit.de/2016/28/islamismus-anaschid-musik, http://www.taz.de/!5412511/, o.O. 2016.
Peters, Freia, Dschihadisten werben mit Mordvideos – und SpongeBob, https://www.welt.de/politik/deutschland/article149835714/Dschihadisten-werben-mit-Mordvideos-und-SpongeBob.html, o.O. 2015. 
Sierpinski, Diana https://www.n-tv.de/panorama/Wie-Pepe-der-Frosch-zum-Nazi-wurde-article18747616.html, o.O. 2016.