Christiane Jurczik
Das Bildungsniveau der Grundschüler in Deutschland ist
deutlich in den Keller gefallen – dies ist mittlerweile hinlänglich bekannt.
Doch warum werden die deutschen Schüler immer schlechter?
Soziale Schichten klaffen immer weiter auseinander
Die Unterschiede in der sozialen Herkunft der Schüler
sind sowohl in Deutschland insgesamt als auch in einzelnen Ländern wie
Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein, leicht
gestiegen. Nicht überraschend: Kindern aus höheren sozialen Schichten zeigten
gleichzeitig auch bessere Ergebnisse in den Tests.
Zuwanderung
Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass sich der Anteil
der Viertklässler mit Migrationshintergrund - also bei denen mindestens ein
Elternteil im Ausland geboren ist - seit dem Jahr 2011 in Deutschland um 9
Prozent erhöht hat und heute bei etwa 34 Prozent liegt. Diese schnitten im
bundesweiten Vergleich am schlechtesten ab.
Den größten Nachteil hatten die Kinder dabei im Fach
Deutsch. Hier schlossen sie in allen untersuchten Bereichen schlechter ab, als
Kinder deren Eltern nicht zugewandert sind. Im Teilbereich des Zuhörens ist der
Unterschied am größten, im Bereich der Rechtschreibung am kleinsten. Das geht
aus der Studie IQB-Bildungstrends
hervor die in der Kultusministerkonferenz (KMK) 2017 in Berlin veröffentlicht
wurde.
Und das können
Eltern tun damit diese Entwicklung nicht weiter fortschreitet – denn Vorlesen
macht Kinder glücklich – und schlau!
Nach einer Studie der Universität Chicago profitieren schon 20 Monate
alte Kinder, wenn ihnen ihre Eltern vorlesen. Diese Kinder haben einen viel
reicheren Wortschatz als Gleichaltrige, denen nicht vorgelesen wird. Sie kennen
im Durchschnitt 131 zusätzliche Wörter! Dieser Vorsprung wächst rasant: Mit
zwei Jahren beherrschen sie sogar 291 Wörter mehr als Kinder, die ohne
Gute-Nacht-Geschichten auskommen müssen. Durch die Erzählungen lernen
Kinder zudem neue Ausdrücke und prägen sich anspruchsvolle Satzmuster ein. Ein
weiterer positiver Effekt: Sie haben bessere Schulnoten. Egal, ob ihre Eltern Abitur oder einen
Hochschulabschluss besitzen – oder nicht.
Wenn das Kind langsam zur Ruhe kommen soll, bietet es
sich geradezu an, sich aneinander gekuschelt einem Buch zu widmen. Doch auch
tagsüber vor dem Mittagsschlaf zum Beispiel oder nachmittags, wenn sich die
Familie wieder zu Hause trifft, sind gute Gelegenheiten. "Kinder nehmen
das Vorlesen in ihren Tagesrhythmus auf und fordern mit zunehmendem Alter das
Ritual von alleine ein. Gehen Sie, sooft es möglich ist, darauf ein", rät
Ulrike Annick Weber, Expertin von der Stiftung Lesen in Mainz.
Ob auf dem Sofa, Bett oder im Sessel – Kinder lieben
gemütliche Zeiten, in denen sie Mama, Papa oder Oma ganz nah sein können.
Klappt natürlich nur, wenn nicht ständig das Handy summt, Fernseher oder Radio
läuft. Am besten alles abschalten. "Beim Vorlesen entsteht eine sehr
innige Situation, die nur Ihnen beiden gehört", erklärt Weber.
Die Fähigkeit zu lesen beginnt beim Vorlesen in der
Kindheit. Hier können Eltern die Neugierde auf Texte wecken und wichtige
Weichen für die Zukunft Ihrer Kinder stellen. Mehr Lesekompetenz – das bedeutet
auch: Die Welt entdecken, neue Wörter
lernen oder einfach nur Spaß haben und gemeinsam
Zeit verbringen. Vorlesen tut Kindern und Eltern gut - von Anfang
an.
Mit Informationen aus: schule und famile.de und focus online