Christiane Jurczik
Eine Häme-Show jagt die
nächste bei RTL2 und PRO7: Curvy Super Model! Heute Abend wird die dritte Folge
dieser Show ausgestrahlt
Im
Gegensatz zu anderen Model-Castingshows sind die Kandidatinnen nicht
gertenschlank, sondern etwas molliger, eben „curvy“ (engl.: kurvig). Damit soll
dem Schlankheitswahn ein positiver Gegentrend gesetzt werden. Aus didaktischer
Sicht enthält die Sendung jedoch einige Ecken und Kanten. Echt. Schön. Kurvig“:
Die Show „Curvy Supermodel“ gibt vor, die neue Galionsfigur der
Körperrevolution zu suchen. Stattdessen macht die Jury aber genau das
Gegenteil. Sie führt die Kandidatinnen vor:
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Auch für kurvige
Models gibt es klare Richtlinien, wie der Körper auszusehen hat. Frauen, die zu
dick oder zu dünn sind oder deren Proportionen der Jury nicht passend
erscheinen, werden aussortiert. Damit können Kindern und Jugendlichen
zweifelhafte Einstellungen zum eigenen Körperbild vermittelt werden.
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Die
Teilnehmerinnen werden regelmäßig dazu angehalten, sich sexy zu präsentieren
und zu zeigen, dass auch kurvige Frauen erotisch sein können. Sexistische
Äußerungen wie „Für deine Oberweite brauchst du einen Waffenschein“ gehören
dabei zum Standardrepertoire der Jury. Es wird der Eindruck vermittelt, dass
sich die Chancen der Kandidatinnen verbessern, wenn sie möglichst viel Haut
zeigen. Damit wird ein fragwürdiges Frauenbild vermittelt, welches Frauen nicht
nur auf Äußerlichkeiten, sondern vor allem auf ihre erotische Ausstrahlung
reduziert.
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Beinahe rund um
die Uhr werden die Kandidatinnen von Kameras begleitet, die jede ihrer
Gefühlsregungen aufzeichnen. In der Sendung werden vor allem emotionale Momente
zusammengeschnitten. Zudem werden ihre Schwächen und Macken zu
Unterhaltungszwecken zur Schau gestellt.
Und
curvy, das ist zwar englisch für kurvig, heißt hier aber mehr als kurvig. Es
heißt auch sexy, denn das ist ganz wichtig: Wer curvy ist, muss sexy sein! Das
ist natürlich nicht überraschend, denn Frauen müssen im Fernsehen ja sowieso
immer sexy sein. Und tun, was Frauen dort eben immer tun - gegen andere Frauen
kämpfen. Im Namen der Sexyness. Curvy, lernt der Zuschauer nun, das ist nicht
etwas das man einfach ist, das ist vor allem etwas, dass man sich traut.
Ein
Großteil der Sendung dreht sich aber um das (fehlende) Selbstwertgefühl der
Kandidatinnen – und um die Tatsache, dass sie sich selbst nicht schön finden.
Wenn Jurorin Motsi Mabuse zu Samira sagt, sie müsse endlich anfangen, sich
selbst zu lieben, wird der Zuschauer zurückgeworfen auf das altbekannte
Klischee: Dicke Menschen sind per se unglücklich.
Eine
der Teilnehmerinnen erklärt, dass sie in der Schule immer gemobbt wurde. Sie
wurde immer Thorsten genannt. Sie ist 17 Jahre alt, tritt vor die Schattenwand.
Sie trägt ein Netzkleid über einem schwarzen Body. Doch als sie sich umdreht,
erschreckt sich Model-Expertin und Jurorin Jana Ina über ihren Po. „Ich finde
das schrecklich“, sagt sie mit Nachdruck zu der jungen Frau, die 17 ist und in
der Schule Thorsten genannt wird. „Das ist nicht sexy, das ist grenzwertig“,
schiebt Jana Ina hinterher. Und in den Augen der 17-Jährigen bricht etwas. Sie
wird nicht weinen. Mobbing kennt sie. Der Schmerz sitzt tief, aber sie hält das
aus. Das ist ihr Kampf.
Die
Jury ist nun versöhnlich. Sie solle doch einfach ein Kleid tragen! Und
Selbstbewusstsein eben, dann sähen sie da richtig viel Potential. Die Schülerin
dürfte mit diesem Ratschlag ziemlich verwirrt gewesen sein. Hatte sie das nicht
an? Es muss anders aussehen, anders als ein Netzkleid, also an ihr. Die
17-Jährige nickt, okay, okay, ich ändere mich, ich kämpfe, eines Tages passe
ich!
„Ich
glaube wir haben wirklich bessere Kurven am Start“, beugt sich Modelagent Amin
zu Jana Ina vor. Ina nickt.
Die
nächste Kandidatin ist sportlich muskulös. Sie trägt kaum Größe 40. „Genau das
wollen wir sehen, Selbstbewusstsein!“, freut sich die Jury. „Super Outfit.“ Die
junge Frau trägt nur Unterwäsche. „Jedes Stück Stoff mehr wäre Verschwendung.“
Jetzt liegt es in der
Verantwortung der Eltern ihren Kindern zu erklären, was das mit der Realität zu
tun hat – und wie sich ihr Kind trotzdem im eigenen Körper wohl fühlt – egal
welche Kleidergröße es hat!
Mit Informationen aus bento.de