Dienstag, 7. Februar 2017

Herr Martin Schulz: Soziale Gerechtigkeit beginnt im Mutterleib

Martin Schulz. Foto: Sabine Engels (Pressefoto martinschulz.eu)
Mathias von Gersdorff

Ein Teil des linken Lagers hat gemerkt, dass man gegenwärtig mit links-akademischen Themen wie „Gender“ oder „sexuelle Vielfalt“ bei den eigenen Wählern nur Kopfschütteln ernten kann. Insbesondere nach dem Sieg von Donald Trump gegen Hilary Clinton verteidigten etliche linke Kommentatoren und Journalisten die These, die sogenannten „identitätspolitischen Themen“ – wozu Gender gehört - würden eine akademische Elite ansprechen, nicht aber den typischen SPD-Wähler.

So verwundert nicht, dass die Sozis wieder das Thema soziale Gerechtigkeit für sich entdeckt haben.

Vor allem Martin Schulz, Spitzenkandidat in spe der SPD für die diesjährige Bundestagswahl, tönt laufend, er wolle sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen. 

Wenn er sich darüber äußert, ist es in der Regel recht schwammig und man hat den Eindruck, er hätte eine gesellschaftliche Strukturierung vor sich, die es so nicht mehr gibt: Arbeiter, Mittelstand, Oberschicht.

Dies wäre aber noch das geringste Problem.

Wirklich schlimm ist die Tatsache, dass diejenigen, die vollmundig das Thema soziale Gerechtigkeit in den Mund nehmen, gewisse Segmente der Bevölkerung völlig ausblenden. Das geschieht zum Teil deshalb, weil sie oft von einem Menschenbild ausgehen, nach welchem der Mensch eigentlich nur dann ein wirklicher Mensch ist, wenn er im Arbeitsprozess integriert ist.

Aufgrund dieses im Kern marxistischen Menschenbildes fallen zwei Gruppen mehr oder weniger aus den linker Visionen einer angeblich gerechteren Welt völlig heraus:

•    Die Frauen, die vor allem oder „nur“ Mütter sein wollen.
•    Die ungeborenen Kinder.

Für die Sozis beginnt - praktisch gesehen - ein Mensch erst mit der Geburt ein Objekt der sozialen Gerechtigkeit zu sein.

Diese defizitäre und gar verzerrte Sicht des Sachverhalts führt zu massiven sozialen Ungerechtigkeiten:

Zuallerst zum Tod unzähliger Menschen, die noch nicht geboren wurden.

Aber auch zu einer steuerlichen, sozialpolitischen und gesellschaftlichen Geringschätzung der Frauen, die vorwiegend oder „nur“ Mütter sein wollen. Denn unsere Politik favorisiert eindeutig das Lebensmodell der arbeitenden Mutter.

Dies wiederum hat schwerwiegende Konsequenzen für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder: Eine große Zahl von Frauen würden nicht abtreiben, wenn sie als Mütter besser abgesichert wären. Ihr Grund, abzutreiben, ist also die blanke materielle Not.

Statistiken, Umfragen, Berichte von Beratungsstellen bestätigen diese Erkenntnis. Diejenigen, die gerne und laut über soziale Gerechtigkeit sprechen, müssten dies zur Kenntnis nehmen und entsprechende politische Lösungen suchen.

Doch das geschieht nicht, weil im linken Meinungsspektrum das Thema Lebensrecht von Personen okkupiert ist, die das genaue Gegenteil von sozialer Gerechtigkeit wollen: Das uneingeschränkte Recht auf Selbstbestimmug, das in Konkurrenz zum Recht auf Leben steht.

Anders ausgedrückt: Partikularinteressen (anders kann man das Selbstbestimmungsrecht nicht bezeichnen) haben gegenüber der „Sozialen Gerechtigkeit“ den absoluten Vorrang, denn das Recht auf Leben ist die Grundlage der sozialen Gerechtigkeit: Eine Gesellschaft kann nicht gerecht sein, wenn ein Teil von ihr über das Leben des anderen Teils frei bestimmen kann.


© Mathias von Gersdorff. Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung