Dienstag, 21. Juni 2016

Chilenische Bischöfe verurteilen scharf geplantes Abtreibungsgesetz

Die katholische Bischofskonferenz Chiles hat scharf ein geplantes Gesetz verurteilt, dass Abtreibungen in bestimmten Fällen zulässt: Vergewaltigung, schwere genetische Missbildung des Embryos und Todesgefahr für die Mutter.

Bischof Juan Ignacio González, der die Position der Bischofskonferenz bei der parlamentarischen Anhörung vertreten wird, argumentiert, dieses Gesetz würde zu einer vollkommenen Liberalisierung der Abtreibung führen. Das sei die Erfahrung ähnlicher Gesetze in anderen Ländern.

Ähnlich wie in Deutschland, soll die Abtreibung nicht legalisiert, sondern frei von Strafe gestellt werden.

Für den Prälaten ist das Augenwischerei: Im Ergebnis sei es dasselbe, so González.

Die Debatte hat zuletzt an Schärfe zugenommen, weil der neue Innenminister, Mario Fernández, das Gesetzesprojekt der sozialistischen Präsidentin Michelle Bachelet unterstützt. Als Fernández noch Richter im Verfassungsgericht war, lehnte er das Gesetz jedoch entschieden ab. Sein Gesinnungswandel wird dadurch erklärt, dass er schlicht und ergreifend gierig auf den Ministerposten war.

Hinzu kommt, dass Innenminister Mario Fernández der Christdemokratischen Partei angehört und zudem Mitglied des Opus Deis ist.

Im mehrheitlich katholischen Land wird seine Haltung deshalb als grobe Verletzung seiner eigenen Überzeugungen gewertet.

Bischof Juan Ignacio González, ebenfalls Mitglied des Opus Dies, ist entsetzt und wirft Fernández Loyalitätsverletzung vor.

In einem Zeitungsinterview forderte Fernández Respekt und Toleranz für seine Überzeugungen. Diese Ausrede half ihm aber wenig. Carlos Peña, ein landesweit bekannter Kommentator, erwiderte darauf: „Sicher darf er Respekt und Toleranz für seine Überzeugungen fordern. Doch er sollte der erste sein, der seine eigenen Überzeugungen respektiert!“ So schließt Peña seinen Kommentar: „Ein liberales Opus Die, welch eine Neuigkeit!“