Dienstag, 12. April 2016

Psychotherapeutin: Kinder werden zu Narzissten verzogen

Die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger warnt in ihrem neuesten Buch „Wenn die Tyrannenkinder erwachsen werden - Warum wir nicht auf die nächste Generation zählen können“ vor dem heute üblichen Laissez Faire in der Erziehung der Kinder.

In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ am 10. April 2016 nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Die Zahl von psychotherapeutischen Behandlungen hätte sich in Österreich seit 2005 verdoppelt. Immer mehr Jugendlichen seien auf einem strikten Verweigerungskurs. Schon viele Kinder unter zehn Jahren sind verhaltensauffällig.

Der Grund für diese Rebellion der Kinder: „Weil sie nicht in einer kindgerechten Umgebung aufwachsen. Die Eltern dieser Kinder machen ihren Job nicht. Sie wollen lieber die Freunde ihrer Kinder sein, als sie zu erziehen“.

Wenn den Kindern keine Grenzen gesetzt werden und sie keine Regeln zu befolgen haben, werden sie nicht in ihrer Kreativität gefördert, wie viele heutzutage glauben, sondern schlichtweg ihrem eigenen Schicksal überlassen. Dadurch entwickeln die Kinder keine Grundsicherheit und fühlen sich im Grunde überfordert. Gleichzeitig wird ihnen aber der Eindruck vermittelt, sie können tun, was ihnen gerade beliebt. Das Ergebnis: Herzkalte Narzissten, die sich sozial nicht integrieren lassen und die auch gegenüber den Anforderungen des Lebens hilflos ausgesetzt sind.

Besonders problematisch ist die Tatsache, dass die Kinder nicht mehr von den Eltern, also von der älteren Generation, sondern von der Clique (Peergroup) erzogen werden zu der sie gerade gehören. Es ist also eine horizontale Erziehung. Dadurch wird die Übertragung der Kultur, der Werte, der sozialen Normen von Generation zu Generation unterbrochen. „Das ist eine Novität und führt zu absurden Betriebskulturen, die narzisstisch und brutal sind.“