Dienstag, 9. Juni 2015

Psychische Störungen durch Cannabis-Konsum auf das Dreifache angestiegen

Wie gefährlich das sog. "Kiffen" wirklich ist, zeigen die Zahlen der letzten Jahre. Wer vor dem 15. Lebensjahr anfängt, regelmäßig zu konsumieren, hat ein sechsfach erhöhtes Risiko an einer Psychose zu erkranken.

Die Anzahl der Patienten, die mit psychischen Störungen nach Cannabiskonsum ins Krankenhaus kommen, hat sich seit 2000 (3392) mehr als verdreifacht – auf 11.708 Patienten im Jahr 2013. Mehr als die Hälfte der Erkrankten (6534) sind jünger als 25 Jahre.

Der Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Berliner Urban-Krankenhaus und Leiter des Frühinterventions- und Therapiezentrums (Fritz) für Jugendliche Andreas Bechdolf sagt: „Die psychischen Erkrankungen von Jugendlichen nehmen seit Jahren zu. Alle schweren psychischen Störungen fangen im Erwachsenenalter an. Das Schlimme ist, dass es oft Jahre dauert, bis junge Erwachsene mit Psychosen in Behandlung kommen, viele fühlen sich stigmatisiert", berichtet Bechdolf. "Selbst wenn sie schon Stimmen hören, dauert es oft noch ein Jahr, bis sie den Schritt zu einem Arzt wagen."

Unter jugendlichen Konsumenten gibt es mehr Angststörungen und Depressionen als bei ihren Altersgenossen. Die kognitive Leistung ist beeinträchtigt, Konzentrationsschwierigkeiten sind verbreitet. Oft schaffen es die Jugendlichen nicht, etwa den Inhalt eines Textes wiederzugeben, den sie erst vor einigen Tagen gelesen haben. Britische Forscher haben herausgefunden, dass Menschen, die in jungen Jahren regelmäßig Cannabis geraucht haben, zehn Jahre später einen niedrigeren sozialen Status hatten, schlechtere Schulabschlüsse und ein geringeres Einkommen.

Verantwortlich für diese negativen Folgen des Konsums von Cannabis ist das darin enthaltene Tetrahydrocannabinol (THC), das die Hirnreifung stört. Die Verbindung von Nervenzellen im Gehirn findet etwa bis zum 25. Lebensjahr statt. Das THC bewirkt, dass einige Verbindungen nicht zustande kommen, sich bestimmte Areale nur unzureichend ausbilden oder es zu Fehlvernetzungen kommt. Eine Studie der Universität Melbourne hat etwa gezeigt, dass auch die Amygdala – das Zentrum für Gefühlsregulation von Angst und Aggression – mit dem Cannabis-Missbrauch schrumpft.


Zugleich wird durch Letzteren der Neurotransmitter Dopamin stärker ausgeschüttet. Dieser löst Entspannungsgefühle aus, kann aber auf Dauer zu Halluzinationen führen. Bei dem heute künstlich gezüchteten Cannabis ist der THC-Gehalt oft sehr hoch, bis zu 20 Prozent. "Das kann man mit einem Joint, der in den 60er-, 70er-Jahren geraucht wurde, nicht vergleichen", sagt Bechdolf. "Früher lag der THC-Gehalt vielleicht bei fünf Prozent. Die Züchtung von Cannabis ist eine Industrie geworden, die sich optimiert hat."

Es kommt zunehmend stärkeres Cannabis auf den Markt - vor allem wenn es aus so genannten Indooranlagen kommt. Darin werden bestimmte Cannabissorten gezielt gezüchtet, um den THC-Gehalt zu erhöhen. In einer Studie aus Großbritannien konnte nachgewiesen werden, dass nicht nur der THC-Gehalt mit der Züchtung steigt, sondern im Gegenzug auch der Anteil an Cannabidiol (CBD) abnimmt. Cannabidiol ist ein Abbauprodukt, das entsteht, wenn Cannabis längere Zeit gelagert oder erhitzt wird. Cannabidiol selbst hat keine psychoaktive Wirkung, es kann aber den Rausch, der durch THC erzeugt wird, abmildern und würde eine gewisse Schutzfunktion gegen psychotische Effekte mit sich bringen. Durch die Abwesenheit von Cannabidiol wird der Rausch deutlich intensiver und halluzinogener. Dies erhöhe zusätzlich das Risiko für Psychosen.

Mit Material aus drug.com.de und die Welt