Dienstag, 2. Juni 2015

Gutes Benehmen und Werte vermitteln – das ist vor allem Aufgabe der Eltern

 Christiane Jurczik

Wie lernen Kinder, was Gerechtigkeit ist? Wie bringt man ihnen bei, hilfsbereit zu sein? Entscheidend sind hier die Eltern als Vorbilder. Was in der Familie nicht wertgeschätzt wird, darauf werden auch Kinder später nur wenig Rücksicht nehmen.

Kleinkinder die sich im Supermarkt kreischend auf den Boden schmeißen, weil sie nicht die gewünschten Süßigkeiten bekommen. Kinder, die beim Essen im Lokal ihre Langweile damit bekämpfen, dass sie wild unter, über und zwischen den Tischen und anderen Gästen umher toben. Pubertierende Teenager, die gar nicht einsehen können, warum sie am 70. Geburtstag der Großmutter auf ihre geliebten Jeans verzichten sollen.

Anstand und gutes Benehmen – warum eigentlich?

"Der große Knigge" nennt drei Gründe, warum Eltern ihren Kindern gutes Benehmen beibringen sollten: Den Kindern zuliebe, den anderen zuliebe und sich selbst zuliebe.
Kleinen Kindern mögen andere noch nachsehen, wenn sie sich einmal danebenbenehmen. Doch spätestens in der Schule wird sich schlechtes soziales Verhalten und Unhöflichkeit negativ auswirken. Womöglich durch schlechte Noten, mit Sicherheit jedoch durch ein gespanntes Verhältnis zu Mitschülern und Lehrern, eben zum sozialen Umfeld. Das trifft natürlich erst recht auch auf das spätere Arbeitsleben zu, wenn zum Beispiel schon kleinere Formfehler zum Scheitern beim Bewerbungsgespräch führen können. Denn grundsätzlich gilt: Wer anderen Freundlichkeit, Rücksicht und Hilfsbereitschaft entgegenbringt, wird diese Eigenschaften auch von anderen erfahren.

Wenn Kinder sich schlecht benehmen, belästigen sie damit häufig andere Menschen. Hier stehen die Eltern in der Verantwortung, die dann auch abwägen müssen: Reagiert in einer bestimmten Situation ein anderer vielleicht einfach nur überempfindlich oder ist das Verhalten des eigenen Kindes tatsächlich unhöflich und so nicht zu dulden. Dann sind die Eltern gefragt, denen schnell "schlechte Erziehung" angelastet wird, wenn der Nachwuchs andere stört oder belästigt. Beherrschen die eigenen Kinder angemessene Benimmregeln, hilft das also sowohl ihrem Umfeld als auch ihnen selbst.

Eltern sollten Vorbilder sein und Werte vorleben

Kinder schauen sich Verhalten vor allem von ihrer Umgebung ab. Da sie bis ins Jugendalter hinein einen sehr großen Teil ihrer Zeit in der Familie verbringen, wirkt insbesondere das Benehmen der Eltern als Vorbild. Es ist deshalb wichtig, dass Eltern die richtigen Werte sowie höfliches und respektvolles Benehmen ihren Kindern vorleben. Beschimpft der Vater beispielsweise regelmäßig seinen Chef als "Idioten", wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, wird es für das Kind wenige Gründe geben, warum es nicht auch Leute auf diese Weise beleidigen sollte. Ist das Kind nicht gewohnt, an ordentlich gedeckten Tischen zu essen, wird es sich auch beim Besuch im Restaurant schwerer tun.

Oft wissen Kinder nicht, wenn sie sich "falsch" benommen haben und warum andere verärgert reagieren. Deshalb ist es wichtig mit dem Kind zu sprechen und zu erklären, weshalb das Verhalten nicht in Ordnung war. Denn eigentlich wünscht sich jedes Kind, die Dinge richtig zu machen und dafür respektiert und gemocht zu werden. Eltern sollten Kindern dann nicht nur sagen, was gutes Benehmen ist, sondern auch warum das so ist. Zudem sollten Kinder nie ohne Regeln aufwachsen – diese geben ihnen Sicherheit und Orientierung.

Mit Material der Süddeutschen Zeitung und Knigge für Kinder