Dienstag, 26. Mai 2015

Pädophiliebericht des Berliner Landesverbandes – Bis zu 1000 Missbrauchsopfer bei den Grünen in den 80er und 90er Jahren

Ein Bericht legt Erschreckendes offen: Im Berliner Landesverband der Alternativen Liste, der Vorläuferorganisation der Grünen, hat es massiven sexuellen Missbrauch von Kindern gegeben.

In der „Alternativen Liste“, der Vorläuferorganisation des Berliner Landesverbands von Bündnis 90/Die Grünen, hat es massiven sexuellen Missbrauch von Kindern gegeben.

Das ist laut "Tagesspiegel" und "Welt" vom 20.05.15 das Ergebnis eines Berichts, den die Landeschefs Bettina Jarasch und Daniel Wesener am 20. Mai 2015 vorgestellt haben.

Ein Kommissionsmitglied spricht von „bis zu 1000 Opfern“ sexueller Gewalt.

Schon im November 2014 hatte der Göttinger Politologen Franz Walter einen Untersuchungsbericht im Auftrag der Bundespartei über die Missbrauchsvorwürfe veröffentlicht. In diesem waren die Vorgänge in Berlin nicht im Detail enthalten.

Nach Informationen des Tagesspiegels gab es ein organisiertes Missbrauchs-Netzwerk innerhalb der Partei. Mindestens drei Täter, inzwischen wegen Missbrauchs verurteilt, waren damals aktiv. Sie gründeten eine eigene Arbeitsgemeinschaft „Jung & Alt“ innerhalb der Partei und richteten in Kreuzberg den Freizeitladen „Falckenstein-Keller“ ein. Dort missbrauchten sie nach Zeugenaussagen zahlreiche Jungen, die sie vorher in Grundschulen angeworben hatten.

Die Täter sind zum Teil verstorben oder sitzen mit Sicherheitsverwahrung in Haft. Darunter sind Dieter Ullmann, der für die Grünen aus der Haft heraus für den Bundestag kandidierte, und Fred Karst, der die Berliner Partei- AG „Jung & Alt“ leitete und auch führender Funktionär des Deutschen Pfadfinderbunds war und dort noch als Bundesehrengerichtsvorsitzender geführt wird.

Thomas Birk, einer der Autoren des Berichts der Untersuchungskommission und Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, bestätigte ausdrücklich die hohe Zahl von Opfern. „Es ist schwer auszuhalten“, sagte Birk, „aber es gab Täter in den Reihen der Grünen“. Sie seien sowohl in die Partei hinein als auch zu gesellschaftlichen Gruppen gut vernetzt gewesen. „Wir hatten damit bis Mitte der 1990er Jahre zu tun. Die Schwulen-AG unserer Partei war bis 1993 mehr oder minder ein Pädo-Bereich“, sagte Birk.

Streit hinter den Kulissen

Die neuen Informationen aus Berlin bringen die Bundespartei erneut in Verlegenheit. Das Ende der Aufklärungsarbeit war eigentlich mit dem Bericht Franz Walters erwartet worden.

Bei den Berliner Grünen wurde hinter den Kulissen um den Bericht gestritten, so der „Tagesspiegel“. Das Kapitel über die Opfer sei zunächst so vage und zurückhaltend ausgefallen, dass sich wichtige Zeitzeugen geweigert hätten, weiter in der Untersuchungs-Kommission mitzuarbeiten. Ganze Abschnitte mussten neu redigiert werden, die ursprünglich für den April geplante Präsentation musste schließlich auf Mitte Mai verschoben werden.