Dienstag, 5. Mai 2015

Experten Warnen vor Schulstress

Wird der Druck zu groß und die Freizeit knapp, können schon Kinder krank werden. Wenn nichts mehr geht, helfen manchmal nur noch Jugendärzte. Ihr Branchenverband warnt: Schulstress und Elternehrgeiz machen die Schüler krank. Auch die Zahl der Jugendlichen, die mit einer Depression stationär behandelt werden ist rapide angestiegen. Experten üben Kritik am Schulsystem, das Kinder extrem überfordert.

Kaum Zeit für Hobbys, dafür Druck von morgens bis abends - so sieht häufig der Alltag von Jugendlichen und manchmal sogar Kindern heute aus. Darum warnen Deutsche Kinder- und Jugendärzte vor den Folgen: "Wir Ärzte wollen nicht zum Reparaturbetrieb einer verfehlten Schulpolitik werden", sagt der Kinderarzt Uwe Büsching.

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 19 Jahren, die mit einer depressiven Erkrankung stationär im Krankenhaus behandelt werden, hat sich innerhalb von zwölf Jahren nahezu verneunfacht. Zählten die Krankenhäuser im Jahr 2000 landesweit nur 490 Fälle, lag die Zahl im Jahr 2012 bei 4333 Kindern und Jugendlichen, die stationär mit depressiven Symptomen behandelt wurden.

Diese Problematik bestätigt auch Dr. Gert Seeger, Chefarzt der für Solingen zuständigen Kinder- und Jugendpsychiatrie des Sana-Klinikums Remscheid. „Wir erleben vermehrt stark verzweifelte Kinder und Jugendliche.“ Immer mehr haben sogar Selbstmordgedanken. Von denen in seiner Klinik behandelten, seien es jährlich 30 Prozent. In diesem Zusammenhang sei auch die Zahl von Kindern, die sich selbst verletzen, deutlich gestiegen. Besonders betroffen sind junge Mädchen, berichtet der Facharzt.

Die alarmierenden Zahlen der depressiven Krankheitsbilder ist in nach Ansicht des Experten klar auf die gestiegenen Belastungen für Kinder und Jugendliche zurückzuführen. „Durch das Abitur in acht Jahren haben die Kinder viel weniger Zeit. Sie sind länger in der Schule, schreiben mehr Tests. Der zunehmende Leistungsdruck von Schule und Eltern ist für viele Kinder ein großes Problem“, sagt Seeger.
Aber auch die fehlende Freizeit ist ein weiteres Problem. Vielen Jugendlichen fehlen die Möglichkeiten, in Vereine einzutreten, sagt Seeger. „Die Zeiten verschieben sich deutlich, der Zeitplan wird immer enger – das erzeugt natürlich Stress.“ So fehle vielen Kindern die Möglichkeit den Stress abzubauen und sich mit Gleichaltrigen auszutauschen. Stattdessen ist Schule für viele Jugendliche zum dominierenden Lebensinhalt geworden. Kindern fehlt die Zeit in der sie sich auf sich selbst besinnen können.

Folge dieser Entwicklung ist nicht selten der soziale Rückzug. „Die Kinder bleiben in ihrer knappen Freizeit auf dem Zimmer und kommunizieren nur über das Internet“, sagt Seeger.

Mit Material von RP-Online