Dienstag, 3. März 2015

Sexting verbreitet sich in Österreich rasant

Hälfte aller Jugendlichen kennt Versender von Nacktaufnahmen

Wien (pte014/05) - Der Trend "Sexting", das Versenden und Tauschen von eigenen Nacktaufnahmen über Internet oder Handy, ist in der Lebenswelt österreichischer Jugendlicher angekommen. Mehr als die Hälfte kennt jemanden, der daran teilgenommen hat. Anlässlich des Safer Internet Day am 10. Februar 2015 haben Vertreter von Saferinternet.at http://saferinternet.at , 147 Rat auf Draht http://www.rataufdraht.at und A1 in Wien eine Sexting-Studie vorgestellt.

Immer mehr machen mit

"Seit zwei, drei Jahren gibt es vermehrt Anfragen rund um das Thema Sexting, auch bei Rat auf Draht zeigt sich diese Tendenz", erklärt Bernhard Jungwirth, Saferinternet.at-Koordinator und Geschäftsführer des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation http://oiat.at . Bei Rat auf Draht sind die Anfragen von 2013 auf 2014 um 20 Prozent gestiegen.

"51 Prozent der Jugendlichen kennen jemanden, der solche Fotos oder Videos verschickt hat, 33 Prozent haben selbst schon welche erhalten und 16 Prozent haben eigene Fotos verschickt", unterstreicht Jungwirth. Die Motive, die hinter dem Versenden der erotischen Fotos und Videos stehen, sind vielfältig: Es geht dabei um die Pflege von Beziehungen oder um das Flirten in der Kennenlernphase. Andererseits dienen die eigenen Nacktaufnahmen auch der Selbstdarstellung und der sexuellen Anregung des Empfängers.

Schnelle Verbreitung im Web

Schwierig wird es dann, wenn der Empfänger das Vertrauen bricht - und die intimen Bilder weitersendet oder in sozialen Netzwerken veröffentlicht. "Es geht sehr schnell, dass jeder diese Bilder sieht - es gab den Fall einer 21-jährigen Wienerin, von dem fast alle Kinder in den Schulen, die wir besucht haben, wussten", so Psychologin Elke Prochazka, die bei Rat auf Draht arbeitet, aber auch als Trainerin bei Saferinternet.at tätig ist.

Auch wenn das Sexting mehrheitlich keine negativen Konsequenzen nach sich zieht, sollten sich Lehrer und Eltern Strategien zurechtlegen, wie sie im Ernstfall damit umgehen. Eine vorschnelle Anzeige des Verbreiters der Bilder kann nämlich auch dem "Opfer" dieser Aktion schaden - laut Kinderpornografie-Gesetzen dürfen Nacktaufnahmen nämlich auch nicht selbst verbreitet werden. Hier fordert Jungwirth, dass eine Kriminalisierung der jugendlichen Täter verhindert werden muss.

Jugendliche holen sich oft keine Hilfe

Die meisten Jugendlichen gaben im Zuge der Studie an, sie würden die Verbreiter der Nacktaufnahmen im Fall des Falles zum Löschen der Bilder auffordern oder die Meldefunktion in sozialen Netzwerken nutzen. In der Realität zeigen sich aber andere Verhaltensweisen - nur wenige Jugentliche holen sich Hilfe oder unternehmen etwas. Die erste Anlaufstelle sind für fast ein Drittel der Befragten Beratungsstellen, danach werden Freunde und Eltern konsultiert.

"Wir könnten sagen 'Macht das nicht', aber das wird nicht funktionieren - wir brauchen Tipps, die wirklich aus der Lebenswelt der Jugendlichen stammen", erklärt Prochazka. Zu diesen Tipps zählen, das Gesicht auf den Nacktaufnahmen nicht zu zeigen, so wenig wie möglich preiszugeben und die intimsten Stellen zu verdecken und regelmäßig alte Aufnahmen zu löschen. Eine Möglichkeit für Jugendliche, dem Kontrollverlust vorzubeugen, ist auch, die Bilder nur auf dem eigenen Handy herzuzeigen, aber nicht zu versenden.