Dienstag, 17. März 2015

Schwere Schäden und Intelligenzdefizite durch Cannabis-Konsum bei Jugendlichen

Der Forschungsstand zeigt eindeutig, dass Cannabis zu schweren Gesundheits- und Sozialschäden führen kann. Besonders auf das Gehirn von Jugendlichen hat der Cannabis-Konsum deutlich stärkere Auswirkungen als bei Erwachsenen. Zudem macht es einen riesengroßen Unterschied, ob zweiprozentiges THC auf ein einigermaßen ausgereiftes Studentenhirn wirkt oder achtprozentiges auf das Gehirn eines Pubertierenden.
Die Erfahrungen seiner Arbeit als Suchtmediziner teilt Rainer Thomasius vom Hamburger Universitätskrankenhaus in Eppendorf, in einem Interview mit dem Stern vom 14.01.2015.

Es gibt sehr langfristige Untersuchungen, in denen eine große Zahl heute Erwachsener bis zu 40 Jahre lang beobachteten. Sie zeigen: Diejenigen, die früh in den Cannabis-Konsum eingestiegen sind, weisen bereits im jungen Erwachsenenalter Intelligenzdefizite von sieben bis acht IQ-Punkten auf. Das mag wenig erscheinen, tatsächlich wirkt es sich bei durchschnittlich Intelligenten aber bereits als Lernstörung aus.
Bei der Berechnung der Intelligenzminderung wurden ein schlechter Bildungshintergrund oder ein schwacher soziökonomischer Status der Eltern bereits berücksichtigt. Es handelt sich also tatsächlich um einen Effekt chronischen Cannabis-Konsums.

Gerade bei jungen Konsumenten beobachten Forscher komplexe Verstellungen im sogenannten Suchtgedächtnis des Nervensystems. Er besagt: Diejenigen, die früh Cannabis konsumieren, greifen im jungen Erwachsenenalter wesentlich leichter zu harten illegalen Drogen.

Bei der Legalisierung in den USA ist eine Abgabe ab 21 Jahren geregelt. Als Praktiker rechne ich mit einer ähnlichen Entwicklung wie beim Alkohol: Der Konsum wird von älteren Jugendlichen an jüngere durchgereicht. Wenn Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz herausgenommen wird, ist das ein Signal – es ist nicht so schädlich.

Die Einstiegsquoten bei den 12- bis 14-Jährigen lagen immer um die 28 Prozent. Nun sind sie halbiert worden. Das ist historisch der größte Erfolg in der Suchtprävention überhaupt. Und er ist durch gesetzgeberisches Durchgreifen erzielt worden. Nicht durch Appelle, nicht durch Aufklärung. Es waren das Nichtraucherschutzgesetz, das Rauchverbot an Schulen, das Abgabeverbot von Tabakwaren an Minderjährige, die diesen Fortschritt gebracht haben. Deshalb sehe ich keinen Anlass, Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz herauszunehmen, und einen positiven Effekt erwarte ich davon auf keinen Fall.