Dienstag, 20. Januar 2015

Frühkindlicher Stress durch Fremdbetreuung hat Langzeitfolgen

Neue wissenschaftliche Studien machen klar, dass Fremdbetreuung Stress für die Kinder bedeutet – gerade für die Kleinsten. Es mehren sich die Ergebnisse, die auf das Risiko von späteren körperlichen und seelischen Folgen hinweisen. Kinder erleben Stress durch Fremdbetreuung, der auf noch leicht verletzbare Gehirne trifft.

Die Wirkung von verschiedenen Formen der Fremdbetreuung wird in einer Umfassenden Langzeitstudie mit mehr als 1.300 Kindern (bis 4 ½ Jahre) in den USA erforscht. Ebenso liegen die wichtigsten Ergebnisse der Betreuungswirkung auf die Kinder und Jugendlichen bis 15 Jahren vor:

Bei einer hohen Qualität der externen Betreuung bis 4 ½ Jahre kam es zu etwas mehr sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten der Kinder bis zum Jugendalter im Vergleich zu nicht fremdbetreuten Kindern.

Aber je mehr nicht verwandtschaftliche Betreuung an wöchentlichen Stunden und Monaten/Jahren die Kinder bis 4 ½ Jahre erlebt hatten, desto mehr traten externe Verhaltensprobleme auf. Zum Beispiel Trotz und häufige Wutanfälle, Zerstörung von Sachen, Lehrer-Schüler-Konflikte, Schwächen im Sozialverhalten, mangelnde Empathie etc. je nach Altersstufe. Auch stärker Internalisierendes (unsicheres, depressives, ängstliches, reizbares) Verhalten, Kontaktschwäche und sozialer Rückzug in sich selbst bis hin zu Depressionen wurden als Konsequenz beobachtet. Auch bei hoher Qualität der Einrichtung traten solche Probleme auf. Die Werte lagen aber nicht im klinischen Bereich.

Die Messung des Stresshormons über den Speichel

Eine andere Studie untersuchte 70 Kinder im Alter von 15 Monaten in ganztägiger Krippenbetreuung. Den Kindern wurden zu Hause und am Vormittag in der Einrichtung Cortisol-Speichelproben entnommen. In der Trennungsphase, welche die Kinder ganztägig ohne ihre Mütter in der Kinderkrippe verbrachten, lag der Anstieg generell zwischen 70-100 Prozent gegenüber den häuslichen Werten.

Der Einfluss der Qualität der Mutter-Kind-Beziehung und des Elternhauses war bezüglich der sozialen, emotionalen, kognitiven und sprachlichen Entwicklung allerdings viel Größer als jegliche Form der externen Betreuung.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Schweizer Studie: Je mehr gruppenbezogene externe Kindertagesstätten-Betreuung Kinder zwischen 0 und 7 Jahren erlebt hatten, desto stärker zeigte sich der Anstieg von Problemen in folgenden Bereichen: Aggressives Verhalten, motorische Unruhe mit Aufmerksamkeitsdefiziten, Angst und Depressionen.
Die Eltern selbst berichten über vermehrte Probleme in der Erziehung und schlechtere Interaktionen mit ihren Kindern. Dadurch hatten die Eltern ebenfalls vermehrte Stresserscheinungen und Gesundheitsprobleme, wodurch auch ihre Ehe und Partnerschaft litt

Ein (r)wichtiges abschließendes Fazit:

Durch die Risiken einer frühen Betreuung und dem großen Einfluss des Elternhauses, sollte die Familienerziehung von Kleinkindern finanziell gefördert werden. So hätten Familien ohne großen finanziellen Druck eine echte Wahlmöglichkeit zwischen einer Fremdbetreuung und der Erziehung ihrer Kleinkinder durch sie selbst. Darüber hinaus sollten ihre Erziehungskompetenz gestärkt und ihre Erziehungsleistung in der Öffentlichkeit stärker anerkannt werden. Gleichzeitig sollte aber auch die Qualität der Gruppenbetreuung von Kleinkindern verbessert werden.

„Es ist nicht länger haltbar, dass Entwicklungswissenschaftler und Krippenverfechter leugnen, dass frühe und extensive Krippenbetreuung, wie sie in vielen Gemeinden verfügbar ist, ein Risiko für kleine Kinder und vielleicht für die ganze Gesellschaft darstellt…“

FCCC - Family, Children and Child Care Study – (Stein et al. 2012, Eryigit 2013)
NICHD-Studie (Belskyet al. 2007, 2010, 2010 a)
Schweizer Studie (Averdiyk et al 2011)

 

Mit Informationen aus "Für Kinder"