Dienstag, 4. November 2014

USA erlebt ein verheerendes Comeback von Heroin

In den 1960er Jahren gehörte Heroin zu den Modedrogen. Doch mit den Süchtigen wuchs auch die Zahl der Heroin-Toten. In den 1970 und 1080er Jahren hatte New York den traurigen Ruf die Hauptstadt des Heroins zu sein. Es dauerte einige Zeit, bis diese Welle abebbte. Anti-Drogen-Kampagnen zeigten offensichtlich ihre Wirkung. Die starke Suchtkomponente des Heroins im Vergleich zu anderen Rauschmitteln schreckte Konsumenten allmählich ab. Heroin geriet auch in den Ruf, durch die Übertragung des Aids-Virus mit Drogenspritzen, den sicheren und schnellen Tod zu bringen.

Der Schrecken der Droge hat offensichtlich stark nachgelassen. Heute ist die Zahl der Drogentoten in der Millionenstadt zwischen 2010 und 2013 um 41 Prozent wieder dramatisch angestiegen. Die städtische Gesundheitsbehörde meldete für das vergangene Jahr 782 Fälle. Mit 77 Prozent sei der Großteil an einer Überdosis gestorben. Dazu zählen Schmerzmittel, Methadon und Heroin. Der New Yorker Stadtteil Staten Island ist am stärksten betroffen. Heroin scheint die Drogenszene wieder zu dominieren. Innerhalb der letzten drei Jahre hätten sich die Todesfälle mit Heroin in der Stadt verdoppelt.

"Da es als junger, eigentlich gesunder Mensch schwer ist, die Mittel verschrieben zu bekommen, gehen die jungen Leute zum Schwarzmarkt", sagt Andrew Kolodny, medizinischer Leiter des ‘Phoenix House‘, einer landesweit agierenden Organisation zur Hilfe Suchtkranker. Nach Schätzungen ist Heroin bereits für weniger als vier Euro zu kriegen.
Die aktuelle Krise habe noch einmal eine andere Dimension. Heute gebe es zwei neue Hauptgruppen von Abhängigen: 18- bis 35-Jährige, die für kurze Zeit Schmerzmittel verschrieben bekommen haben und deren Wirkung als Spaßfaktor empfinden, und 40- bis 70-Jährige aus der oberen Mittelklasse. Sie alle sind meist weiß, gebildet, männlich und stammen aus ländlicheren Gegenden.

Die Gesundheitsbehörde CDC kritisiert vor allem die Ärzte. 259 Millionen Rezepte für Schmerzmittel stellten US-Ärzte 2012 aus – so viele, dass jeder Erwachsene statistisch gesehen eine Pillendose im Schrank haben könnte. Die langfristige Verschreibung von Opioiden fördere aber vor allem bei den 40- bis 70-Jährigen deren Abhängigkeit, warnt Experte Kolodny.

Einige Bundesstaaten sind inzwischen dazu übergegangen, Ärzte stärker zu kontrollieren, um die Verschreibungszahlen zu reduzieren und mehr Verantwortungsbewusstsein zu schaffen. Zudem gibt es zahlreiche Aufklärungsprogramme. Erste Erfolge sind bereits erkennbar. So sanken in Florida nach Angaben der CDC die Todesfälle durch das starke Schmerzmittel Oxycodon zwischen 2010 und 2012 um die Hälfte.

Man müsse aber vor allem verhindern, dass Menschen abhängig werden und den leidenden Suchtkranken eine gute Behandlung ermöglichen. "Sonst wird es schlicht einen größeren Schwarzmarkt mit mehr Heroin geben", sagt Kolodny.

Mit Angaben aus Die Welt