Dienstag, 7. Oktober 2014

Niederlande: Starker Anstieg der Sterbehilfe/Vorsitzender britischer Mediziner-Vereinigung: Sterbehilfe lässt sich nicht regulieren

(idea) – In den Niederlanden gerät die aktive Sterbehilfe außer Kontrolle. Im vorigen Jahr haben Ärzte 4.829 Fälle gemeldet; das waren 15 Prozent mehr als 2012. Demenz wurde in 97 Fällen als Grund angegeben, das waren etwa doppelt so viele wie im Vorjahr. Diese Patienten befanden sich in der Regel in einem frühen Stadium der Erkrankung, als sie noch einwilligungsfähig waren. Die Zahl der psychisch Kranken, die durch eine Injektion auf eigenen Wunsch getötet wurden, verdreifachte sich auf 42. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Jahresstatistik der Regionalen Prüfungskommission für Sterbehilfe hervor. Die Hilfe zur Selbsttötung wurde meist von Hausärzten ausgeführt. Der Vorsitzende der niederländischen Regulierungsbehörde, Prof. Theo Boer (Groningen), erwartet, dass die Zahl der Sterbehilfefälle in diesem Jahr die Marke 6.000 erreicht oder überschreitet. In den Niederlanden wurde Euthanasie im Jahr 2001 unter strengen Auflagen legalisiert. Wie Boer jetzt sagte, haben er und einige Kollegen damals angenommen, dass die Kontrollmechanismen ausreichten. Doch sie hätten sich geirrt. Die Legalisierung habe auf eine schiefe Bahn geführt, wie die ansteigenden Zahlen zeigten. Boer ist Ethikprofessor an der Protestantischen Universität von Groningen. 

Euthanasie ist nicht zu kontrollieren
Nach Ansicht des Vorsitzenden der Christlichen Mediziner-Vereinigung in Großbritannien, Peter Saunders (London), ist es unmöglich, die ärztlich unterstützte Tötung auf Verlangen wirksam zu regulieren. Das Beispiel der Niederlande zeige, dass „Euthanasie außer Kontrolle gerate“, sagte er der Zeitung Daily Mail. In der Vereinigung sind rund 4.000 Ärzte zusammengeschlossen. Ein ähnliche Entwicklung wie in den Niederlanden nimmt das Nachbarland Belgien, das die Sterbehilfe 2002 zugelassen hatte. Im Februar 2014 weitete das Parlament die Regelung auf Minderjährige aus, die unheilbar krank sind und unter schwersten Schmerzen leiden. In Belgien beenden täglich rund fünf Menschen durch aktive Sterbehilfe ihr Leben. Im vorigen Jahr nahmen dies 1.807 Personen in Anspruch. Großes Aufsehen erregte zuletzt ein 52-jähriger Sexualstraftäter. Ihm wurde gewährt, seinem Leben wegen „unerträglicher psychischer Qualen“ ein Ende setzen zu lassen.