Samstag, 4. Oktober 2014

EU-Parlament debattiert Übergabe des Sakharov-Preises für Gewissensfreiheit 2014

Kirche in Not unterstützt die Nominierung von Mgr Sako für Sakharov-Preis: "Aufmerksamkeit auf das derzeitige Leiden der verfolgten Christen im Irak lenken"/Fraktionsübergreifender Antrag für gemeinsame Ehrung von Louis Raphael Sako und Mahmoud Al ‘Asali (Märtyrer) durch das EU-Parlament von Franz Le Guen

Der Sakharov-Menschenrechtspreis 2014 des EU-Parlaments soll gemeinsam an den Patriarchen der chaldäisch-katholischen Kirche (der größten verfolgten religiösen Bevölkerung) sowie in posthumer Ehrung an Professor Mahmoud Al ‘Asali, Märtyrer, verliehen werden. Das sieht ein fraktionsübergreifender Antrag von EVP-Abgeordneten und der EKR-Fraktion als klares Zeichen gegen Christenverfolgung im Irak und in der arabischen Welt vor. Urheber er Initiative sind die deutsche EU-Abgeordnete Beatrix von Storch im Namen der EKR-Fraktion und die slowakische EVP-Abgeordnete Anna Zaborska (gemeinsam mit 90 Abgeordneten).

"Kirche in Not" unterstützt diese Nominierung ausdrücklich. In einer Verlautbarung hieß es, "Kirche in Not begrüßt diesen Vorschlag unter den Mitgliedern des Europäischen Parlaments außerordentlich, da dadurch die Aufmerksamkeit auf das derzeitige Leiden der verfolgten Christen im Irak gelenkt werde."

"Angesichts der alarmierenden Christenverfolgung in der arabischen Welt, in Europa und weltweit muss die EU das Recht auf freie Religionsausübung verteidigen, und Christenverfolgung aktiv bekämpfen. Der Sakharov-Preis ist der sichtbarste Bestandteil der Symbolpolitik der EU bei Menschenrechtsfragen. In diesem Jahr sollen damit die verfolgten Christen in der arabischen Welt bedacht werden. gegen Christenverfolgung aufzustehen sollte jetzt höchste politische Priorität haben." betonte Beatrix von Storch.

Der fraktionsübergreifende Vorschlag von Beatrix von Storch (EKR) und Anna Zaborska (EVP) erhielt mit großem Abstand den meisten Zuspruch aus den Reihen der EU-Parlamentarier. In einer öffentlichen Aussprache im EU-Parlament begrüßten zahlreiche Abgeordnete die inter-kulturelle Dimension des Vorschlags, nämlich nicht nur einen christlichen Vertreter als Symbol der verfolgten Minderheit (Erzbischof Sako) auszuwählen, sondern auch einen muslimischen Märtyrer (Al ‘Asali) als Symbol der Solidarität vieler Muslime gegen Christenverfolgung in der arabischen Welt zu ehren. Außerdem wurde positiv hervorgehoben, dass von der Gewalt unmittelbar betroffene Personen nominiert wurden anstelle von Hilfsorganisationen, die subsidiär tätig werden. Die für den Menschenrechtspreis nominierten Personen riskieren täglich vor Ort ihr Leben (Erzbischof Sako)  bzw. bezahlen den Einsatz für Christen bereits mit dem Leben (Al ‘Asali), um Glaubens- und Religionsfreiheit für alle religiösen Minderheiten im Irak zu ermöglichen. Sie verdienen den Sakharov-Preis für Menschenrechte.

Mgr Sako ist der höchstranginge Vertreter der verfolgten christlichen Minderheiten in der arabischen Welt. Er lebt als Oberhirte der christlichen Minderheit vor Ort mit seinen Leuten und verteidigt sie nach besten Möglichkeiten. In seinem unermüdlichen Kampf gegen Christenverfolgung in der arabischen Welt ist er ein lebendes Beispiel für viele andere Menschen, die sich gegen Christenverfolgung einsetzen. Christen müssen angstfrei ihre Religion auch an ihren angestammten Orten, wie im Irak, ausüben können.

Prof. Mahmoud Al ‘Asali soll als Märtyrer geehrt werden. Er ist bekannt als der muslimische Intellektuelle, der sein Leben für die Christen von Mosul (Irak) hingab. Er handelte angesichts der Gewalt gegenüber den Katholiken im Irak. Er widersprach öffentlich, dass Christen zwangsweise zum Islam konvertieren müssen oder eine hohe Religions-Steuer zahlen, fliehen müssen oder einfach getötet werden. Für seinen unermüdlichen Kampf für die Religionsfreiheit der Christen in der arabischen Welt wurde er von islamischen Milizen am 20. Juli 2014 in Mosul umgebracht. Er ist ein Märtyrer für Religionsfreiheit.

Anfang Oktober werden die Mitglieder der parlamentarischen Ausschüsse für Auswärtige Angelegenheiten, für Entwicklung und für Menschenrechte in einer gemeinsamen Sitzung über eine Vorauswahl von drei Kandidaten abstimmen. Die Fraktionsvorsitzenden entscheiden politisch über den endgültigen Preisträger. Die Preisübergabe findet am 26. November 2014 in Strasbourg statt, einem Tag nach dem Staatsbesuch von Papst Franziskus im EU-Parlament.