Dienstag, 24. Juni 2014

Höchster Wert seit fünf Jahren: Besitz und Verschaffung von Kinderpornografie

Die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten im Zusammenhang mit sogenannter Kinderpornografie ist 2013 nach Informationen der Zeitung "Die Welt" stark gestiegen. Dies gehe aus der bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr hervor, die der Zeitung vorliege. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) stellt die Zahlen an diesem Mittwoch in Berlin vor. So stieg beim Delikt "Besitz und Verschaffung von Kinderpornografie" die Zahl der Fälle um etwa 28 Prozent auf 4144 Straftaten, die Aufklärungsquote sei im Vergleich zu 2012 leicht gesunken.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) kritisiert, dass die Politik oft die notwendigen Haushaltsmittel im Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern zu pornografischen Zwecken vorenthalte. "Bearbeitungszeiten von 18 bis 24 Monaten sind heute nicht mehr selten, sondern eher die Regel", sagte der BDK-Vorsitzende André Schulz. In vielen Bundesländern müsse die Polizei Privatfirmen beauftragen, um sichergestellte Festplatten mit verdächtigen Fotos und Videos auszuwerten.

Die Täter erhalten mit ihrer Nachfrage eine Industrie aufrecht, deren Standorte Kambodscha und die Philippinen oder vor der Haustür Bulgarien und Rumänien sind. Dort werden Filme und Bilder produziert, mit Kindern als Darstellern, deren Armut rücksichtslos ausgenutzt wird. Im vergangenen Jahr stieß das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen auf Aufnahmen eines Knaben, der jahrelang von einem Mann missbraucht und wie ein Sklave in einem Käfig eingesperrt worden war.

Trotz solcher Verhältnisse ist das BKA personell nicht gerade optimal aufgestellt. Die Hintermänner der Kinderporno-Industrie sitzen meist im Ausland. Dort laufen auch die Daten deutscher Kunden ein. Gelingt ausländischen Ermittlern ein Schlag gegen Kinderporno-Ringe, werden beschlagnahmte Beweismittel erst einmal zentral ans Bundeskriminalamt überstellt. Denn es ist international zuständig.

Im BKA muss das Material aufbereitet werden aber das kostet meist viel Zeit und erfordert minutiöse Ermittlungen. Erst wenn sie abgeschlossen sind, können die Beweismittel schließlich an die Strafverfolger in den zuständigen Bundesländern weitergeleitet werden. 

Allerdings verfügt das BKA-Referat "Auswertung von Sexualdelikten zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen" gerade einmal über 27 Beamte. Zwei Mitarbeiter weniger als im Jahr 2011.