Mittwoch, 12. März 2014

Kriminalität im Internet: Hemmschwelle sinkt

Ingo Fock vom Verein “Gegen Missbrauch“, beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Menschen, die Opfer von sexuellen Übergriffen geworden sind. “Wie viele kinderpornografische Bilder im Internet im Umlauf sind, lässt sich nicht sagen. Allerdings haben sich organisierte und mafiöse Strukturen entwickelt“, berichtet Fock der Berliner Zeitung in der vergangenen Woche. Weltweit entstehen Bilder und Filme, die vermehrt aus Osteuropa stammen.

Angeboten wird Kinderpornografie meistenteils durch verschlüsselte Anzeigen in Sex- und Kontaktmagazinen, Zeitungen und Zeitschriften. Zudem werden kinderpornografische Schriften in geschlossenen Netzwerken oder Chatrooms angeboten und getauscht.

“Nach unseren Kenntnissen gibt es Newsgroups mit Preislisten, nach denen man Geschlecht, Haarfarbe und Alter bestellen kann. Zusätzlich werden die Opfer immer jünger, auch der Missbrauch von Kindern im Babyalter wird dokumentiert. Die Hemmschwelle der Täter sinkt immer mehr, der Kick muss immer größer werden“, sagt Fock.

Dabei wenden die Täter immer die gleichen Tricks an. Indem sie sich als gleichaltrig ausgeben, bauen die Pädophilen Vertrauen zu den Kindern auf und dringen dann in ihre Intimsphäre ein. Sie verlangen von ihnen sich nackt zu fotografieren, vor der Kamera auszuziehen oder sonstige Handlungen.

Im Jahr 2012 zählte das Bundeskriminalamt insgesamt 3239 Fälle über Besitz und der Beschaffung kinderpornografischer Schriften. Bei der Verbreitung wurden 2465 Fälle gezählt. Die Aufklärungsquote lag bei 67,7 Prozent.
Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) warnt zudem vor sexuellem Missbrauch im Internet, sozialen Netzwerken und Chatrooms. “Es gibt eine enorm hohe Dunkelziffer, denn nur wenn Eltern eine Strafanzeige stellen, taucht das in der Statistik auf“, sagt Cordula Lasner-Tietze vom DKSB.

Laut Lasner-Tietze bedarf es vier wesentliche Punkte, um effektiv gegen Kinderpornografie und Gewalt gegen Kinder vorzugehen: Gut ausgebildetes Personal, Medienkompetenz der Kinder, ein Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind sowie technische Schutzprogramme. “Im Mittelpunkt steht, dass solche Seiten überhaupt nicht zugänglich sein sollten“, so Lasner-Tietze.