Freitag, 14. März 2014

Kinderpornographie: Die Gefahren sozialer Netzwerke

Sexueller Missbrauch zieht sich durch alle sozialen Schichten – auch durch die hohe Politik, wie der aktuelle Fall Edathy zeigt. Doch der Kauf von Nacktbildern von Kindern kann legal sein. Wie das möglich ist, fragt sich die Psychologin und Kinderschützerin Julia von Weiler.

In einem Interview mit der Bayerischen Zeitung erläutert sie den psychologischen soziologischen Hintergrund der Edathy-Affäre.
So sagt sie zu der Tatsache, dass Edathy selbst, sich ungerecht behandelt fühlt und der Bezug der Bilder völlig legal seien: “Die strafrechtliche Relevanz müsse die ermittelnde Behörde klären. Bei dem kanadischen Netzwerk Azoy, wo er die Bilder bestellt hat, wurden auch richtig harte Missbrauchsfilme gefunden – bis hin zur Vergewaltigung von Babys. Da liegt es doch nahe, auch Herrn Edathy zu überprüfen. Schlimm ist allerdings, dass diese Ermittlungen so öffentlich geworden sind. Was aber bleibt, sei die moralische Fragwürdigkeit, Nacktbilder von fremden Kindern zu beziehen, und seinen diese noch so legal.“

“Ein Volksvertreter müsse seine Impulse kontrollieren können und ist politisch nicht haltbar.“

Aber eine Frage müssten wir uns doch alle stellen: Wieso ist es überhaupt erlaubt, Bilder von nackten Kindern zu verkaufen und zu kaufen? Endlich beginnt man zu realisieren, dass die digitale Entwicklung eine riesige Herausforderung für den Kinderschutz bedeutet. Jetzt scheint man sich einig, dass der kommerzielle Handel mit Nachtbildern von Kindern verboten werden muss. Wir (Innocence in Danger) fordern, den gesamten organisierten Handel mit solchen Fotos zu verbieten. Denn viele werden auch über kostenlose Tauschbörsen verbreitet, so von Weiler.

Natürlich gäbe es Bereiche, bei denen man sehr genau überlegen müsse, ob es gesetzliche Regelungen braucht. Aber die Diskussion sei wichtig, damit sich Eltern und wir alle die möglichen Folgen klarmachen. Es müssten die Internetfirmen, die Angebote für Kinder und Jugendliche schaffen, in Verantwortung genommen werden. Für jeden Spielplatz gibt es bestimmte Auflagen, damit die Sicherheit der Kinder gewährleistet wird. Anbieter von Online-Plattformen müssen dagegen keinen einzigen gesetzlich vorgeschriebenen Standard erfüllen. Eine freiwillige Selbstkontrolle reicht allein nicht aus.

Bei dem bereits angesprochenen kanadischen Netzwerk wurden 45 Terabyte an Material gefunden. Würden Sie das auf DIN A4-Papier ausdrucken, würde daraus ein 1125 Kilometer hoher Turm. Das schafft doch kein Einzelner, der Kinder in Rumänien filmt. Auch deutsche Kinder sind betroffen. Es kam zum Beispiel heraus, dass ein Mitarbeiter einer Schule dort eine Kamera auf der Schülertoilette versteckt hat. Und dann gibt es eben auch Jugendliche, die sexy Bilder online stellen. Diese werden dann auch abgegriffen, um mit ihnen zu tauschen oder Geld zu verdienen, berichtet von Weiler.

In jeder Region sollte es Anlaufstellen geben – für Opfer und Täter, sagt von Weiler abschließend im Interview.