Mittwoch, 26. März 2014

Bildungsplan 2015: Wird Kretschmann endlich die Elternrechte ernst nehmen oder wird er weiterhin seine Gender-Agenda in den Schulen durchziehen?

 Mathias von Gersdorff

Nach der Übergabe der Petition „Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens” am 30. Januar 2014 und den beiden Demonstrationen am 1. Februar und am 1. März auf dem Stuttgarter Schloßplatz kommt die Auseinandersetzung in Baden-Württemberg um den „Bildungsplan 2015“ in eine neue Phase. Denn Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich bereit erklärt, am 27. März mit christlichen Vertretern über den Bildungsplan zu verhandeln.

Was ist davon zu halten? Welche Perspektiven gibt es? Kretschmann hat Mitte Februar diese „Verhandlungen“ angekündigt, nachdem die oben genannte Petition etwa 200.000 Unterstützer fand und damit zumindest für deutsche Verhältnisse ein riesiger Erfolg war. Von den meisten Gegnern des Bildungsplanes wurde das Angebot Kretschmanns als positives Zeichen bewertet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich das grün-rote Lager darauf beschränkt, die Gegner des Bildungsplanes zu verleumden und zu verhetzen. Sie seien nichts anderes als ein homophober Haufen fundamentalistischer Christen, den man getrost ignorieren dürfe, so der Tenor aus dem grün-roten Milieu. Auch die Presse versuchte Kretschmanns Angebot als eine Geste des guten Willens darzustellen.

Doch Kretschmanns Verhalten war  alles andere als vertrauenerweckend. Der grüne Ministerpräsident hatte nämlich in keiner Weise signalisiert, er sei bereit, an der Erziehungseinheit „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ etwas zu ändern. Seiner Auffassung nach hätten die Gegner den Bildungsplan schlichtweg mißverstanden. Lediglich einige Ausdrücke, die falsche Assoziationen wecken könnten, sollten geändert werden.

Kretschmann meinte wohl, das bloße Angebot zu verhandeln würde die Gemüter schon beruhigen. Er hat sich aber gewaltig getäuscht, denn in der zweiten Demonstration am 1. März zeigten sich die Demonstranten noch empörter als beim ersten Mal. Zudem kamen sie zahlreicher und wesentlich besser organisiert. Selbst die lokale Presse – fast geschlossen auf der Seite der grün-roten Landesregierung – mußte feststellen, Kretschmanns Einlullen sei gescheitert.

Wenige Tage nach der zweiten Demonstration schlug die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) dann vor, den Bildungsplan um ein Schuljahr auf 2016/2017 zu verschieben und umfassend die strittigen Inhalte, vor allem die Erziehungseinheit „Akzeptanz sexueller Vielfalt“, zu bearbeiten. Etliche Politiker der Grünen begrüßten den Vorstoß der GEW, doch Kretschmann lehnte das Angebot überraschenderweise ab.

Nun kommt es wahrscheinlich zu einer weiteren heftigen Konfrontation. Immer noch ist unbekannt, wer am Gespräch am 27. März überhaupt teilnehmen wird. Es wird spekuliert, es seien in der Mehrheit Vertreter der EKD, die keine starken Bedenken gegen den Bildungsplan hegen würden.

Kretschmann ist auf sexualrevolutionäre Theorien fixiert

Weder die Initiatoren der Petition noch die Organisatoren der beiden Demonstrationen wurden eingeladen. Ebenso wenig Vertreter der katholischen, orthodoxen und weiterer Kirchen, die sich gegen den Bildungsplan ausgesprochen haben. Man muß also davon ausgehen, daß Kretschmann ein abgekartetes Spiel plant, um die Öffentlichkeit zu täuschen.

Inzwischen haben deshalb mehrere Initiativen Protestbriefe an den baden-württembergischen Ministerpräsident geschickt. Die Organisatoren der beiden Demonstrationen in Stuttgart, die Initiative „Schützt unsere Kinder“, schrieb: „Wie kann die Landesregierung über unsere Sorgen und Bedenken diskutieren, wenn auf der anderen Seite des Tisches nicht unsere Vertreter Platz genommen haben? Für uns ist dies der durchsichtige Versuch der Landesregierung, die Kritik am Bildungsplan thematisch zu verengen und der Öffentlichkeit gegenüber als rein religiöse Empörung darzustellen.“

Wie Kretschmann reagiert, ist ungewiß. Er scheint derart auf die sexualrevolutionären utopischen Theorien, die bei den Grünen kursieren, fixiert zu sein, daß er sich eine Abweichung von seiner Umerziehungspolitik gar nicht vorstellen kann. Für die Grünen war die menschliche Sexualität von Anfang an ein Instrument der Umgestaltung der Gesellschaft. Deshalb schlugen bei ihnen keine Alarmglocken, als Gruppen von Pädophilen ihre politischen Forderungen ausbreiteten.

Erziehung und Schulpolitik sind äußerst sensible Themen

Nun, wo die Grünen in Baden-Württemberg an der Macht sind und sogar den Ministerpräsident stellen, sehen sie wohl ihre historische Chance gekommen, ein umfassendes Umerziehungsprogramm im Sinne der Gender-Theorie in den Schulen einzuführen. Davon wollen sie nicht loslassen. Kretschmann will die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ offenbar mit der Brechstange durchsetzen.

Ob er das schafft, ist zu bezweifeln. Schulpolitik und Erziehung sind äußerst sensible Themen, die die Menschen auf die Barrikaden bringen. Kretschmann riskiert bis zum Ende seiner Amtszeit 2016 laufende Demonstrationen und heftige öffentliche Debatten. Unter diesen Umständen ist es gut möglich, daß am Ende überhaupt kein tragfähiger Bildungsplan zustande kommt.