Donnerstag, 23. Januar 2014

Internetsucht: Wenn aus Spiel Sucht wird

Internetsucht ist vergleichbar mit krankhaftem Spielen – die Betroffenen haben keine ausreichende Selbstkontrolle mehr und verbringen so viel Zeit mit Internetanwendungen, dass ihr soziales Leben und ihr Geisteszustand darunter stark leiden. Die Folgen sind häufig soziale Isolation, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwierigkeiten und absacken der schulischen Leistungen. In schweren Fällen treten auch eine verzerrte Wahrnehmung der Realität auf.

Fast jeder zehnte Jugendliche in Deutschland nutzt das Internet zu intensiv und in problematischer Weise. Ein Prozent der jungen Deutschen ist sogar internetsüchtig. Das geht aus einer EU-Studie zum Internetverhalten von 14- bis 17-Jährigen in sieben Staaten hervor, die die Universität Mainz und das Landesmedienzentrum Rheinland-Pfalz am Donnerstag in Berlin vorstellten.

Seit fünf Jahren gibt es am Universitätsklinikum Tübingen die Ambulanz für Internet- und Computersucht. Es ist eine der wenigen Kliniken für Kinder- und Jugendliche, die Therapie von Computer- und Internetsucht als Schwerpunkt anbietet. „Der Bedarf ist immens“, sagt Oberarzt Gottfried Maria Barth.

Für den Kinder- und Jugendpsychiater stellte sich eine Frage in den Mittelpunkt: Welche Motivation haben die Jugendlichen, in ihre Spielwelt abzutauchen?


Die Spiele sind so programmiert, dass man möglichst nicht ausschaltet“, sagt Barth. An den perfekt gestalteten Belohnungssystemen arbeiten Psychologen mit. Wer im Spiel erfolgreich ist, bekommt Anerkennung – was vielen Jugendlichen im realen Leben versagt bleibt. „Wenn wir uns für unser Schulsystem die Psychologen leisten würden, die für Computerspiele eingesetzt werden, sähe manches anders aus.“

Rat für Jugendliche und Eltern

Uni-Klinik Tübingen: Ambulanz für Internet- und Computersucht. Das Angebot wendet sich an Erwachsene und Jugendliche. Auch Angehörige können sich beraten lassen. Anmeldungen unter der Telefonnummer 07071/2986140 oder 2982338 (Jugendliche). In Gründung ist dort eine Elterngruppe, in der sich, unter fachlicher Begleitung, betroffene Eltern austauschen können (Infos unter 07071/2982313). Ein weiterer Ansprechpartner ist die Erziehungsberatungsstelle beim Landratsamt. Hilfe bietet auch die anonyme und kostenlose Online-Beratung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (für Jugendliche und Erwachsene):www.bke-beratung.de.

Mit Informationen aus Schwäbisches Tagblatt.de