Mittwoch, 23. Oktober 2013

Sexualität: Kinder werden durch Pornografie geprägt

Harte Pornografie kann sich jedes Kind sekundenschnell auf den Computermonitor holen.
30 Prozent der Acht- bis 13-Jährigen haben sich pornografische Filme im Internet bereits angesehen. Bis zum 18. Lebensjahr sind dann die meisten längst in Kontakt gekommen mit den Bild- und Filmmaterialien, wie sie auf New Porn oder Youporn zu Tausenden präsentiert werden. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter den Konsumenten steigt, weil die Technologien immer mehr perfektioniert werden, zum Beispiel durch den Versand von Filmen per Handy.

Für die Filme im Internet muss man volljährig sein, doch ein Klick auf den Knopf "Ich bin 18" reicht, um freien Zugang zu der breiten Palette an Filmen zu bekommen. Das kann auch ein Zehnjähriger tun. Eine Kontrolle im Netz gibt es nicht.

Die Bilder standen noch nie in einem solchen Umfang zur Verfügung wie heute. Früher sahen Jungen mal eine nackte Brust. Aber dass Kinder und Jugendliche Paare bei sexuellen Handlungen beobachtet haben, war schon die große Ausnahme. Sexualität war in der Kulturgeschichte bisher immer ein Erlebensbereich, der gerade nicht durch Anschauen gelernt wurde. Erfahrungen wurden gemacht durch konkrete Erlebnisse mit dem eigenen Körper und im langsam herantastenden Kontakt mit begehrten Partnern. Learning by doing. Diese Reihenfolge hat sich jetzt umgekehrt: Erst sehen, dann machen. Das ist ein Paradigmenwechsel, der kulturhistorisch noch gar nicht richtig erfasst ist. Zumal in den verfügbaren pornographischen Materialien annähernd ausschließlich realitätsferne Bilder von Sexualität gezeichnet werden.

Darüber hinaus gibt es leicht zugänglich auch eine Vielzahl von sexuell abweichenden, teilweise strafbewehrten Bildinhalten, etwa Darstellungen von Sex mit Tieren, dem Zufügen von Verletzungen und Schmerzen oder sogar Missbrauchsabbildungen, in die Kinder und Jugendliche involviert sind.

Wenn man als Kind Erwachsene beobachtet, ist das wie Lernen am Modell. Die neurobiologische Grundlage dafür sind die so genannten Spiegelneuronen im Gehirn. Sie bewirken, dass allein das Betrachten eines Vorgangs im Gehirn des Betrachters die gleichen Neuronen aktiviert, als hätte er die Handlung selbst durchgeführt. Man muss davon ausgehen, dass sich über die Spiegelneuronen auch sexuelle Handlungen im Gehirn abbilden und damit also das, was in den pornografischen Filmen von den Kindern und Jugendlichen gesehen wird.

Es wäre naiv zu glauben, dass sich diese Darstellungen nicht auf das sexuelle Selbstbild der Jugendlichen auswirken. In der Pubertät, wenn die Sexualhormone einschießen, sind Jugendliche besonders empfänglich für sexuelle Signale. Dann bilden sich bei den Mädchen und Jungen, deren Gehirne noch in der Entwicklung sind, die sexuellen Präferenzstrukturen aus. Das sind irreversible Vorgänge und bis zum Beleg des Gegenteils ist davon auszugehen, dass Bildinhalte, die im Internet gesehen und mit sexueller Erregung verknüpft werden, sich in dieser sensiblen Phase in die Struktur einprägen.

Es gibt eindeutige Geschlechtsunterschiede im Konsum von Internetpornografie. Jungen glauben etwas lernen zu können. Mädchen sind eher abgestoßen. Aber unter dem Druck, dazu gehören zu wollen, steigt die Gefahr, dass viele doch mitmachen, sich in die aufgezeigte Rolle hineinbegeben und die gesehenen Bilder als übliche Sexualpraxis auffassen.

Pornographie wird der Sexualität gleichgestellt und reduziert die eigentliche Sexualität auf etwas rein mechanisches, losgelöst von wichtigen Komponenten wie Liebe, Nähe, Vertrauen und Sicherheit - Wie sehr hier die Wiederbelebung der christlichen Werte gut tun würde!