Mittwoch, 11. September 2013

Exklusiv: Gespräch mit Gerhard Woitzik, Bundesvorsitzender der Zentrumspartei, über Lebensrecht, Familie, Jugendmedienschutz

Mathias von Gersdorff: Sehr geehrter Herr Woitzik, viele Teilnehmer der Aktionen „SOS LEBEN“ und „Kinder in Gefahr“ der „Deutschen Vereinigung für eine Christliche Kultur“ interessieren sich für Ihre Partei. Wie stark fühlen Sie bzw. Ihre Partei sich den christlichen Wurzeln Deutschlands verpflichtet?

Gerhard Woitzik: Die christlichen Wurzeln sind das tragende Fundament für die Politik der Zentrumspartei (ZENTRUM) seit ihrer Gründung im Jahre 1870. In seinem aktuellen  Grundsatzprogramm bekennt sich die Zentrumspartei zu den christlichen Wurzeln Europas und zur freiheitlich demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes. Das Programm der Zentrumspartei  könnte auch allein aus den 10 Geboten bestehen. Die Zentrumspartei ist fest entschlossen, christliche Grundsätze für Staat und Gesellschaft in der politischen Arbeit umzusetzen.

Mathias von Gersdorff: Machen wir es konkret. Die christlich-motivierten Wähler erwarten Verbesserung im Lebensrecht, die zu einer deutlichen Verringerung der Abtreibungszahlen führen. Haben Sie bzw. Ihre Partei einen Konzept dazu?

Gerhard Woitzik: Ganz klar: Abtreibung ist Mord! Die Revision des § 218 StGB ist unumgänglich. Diese Lösung  erscheint nach so vielen Jahren, in denen seit 1975 rund 10 Millionen ungeborene Kinder im Mutterleib getötet wurden,  zwar als eine  harte Zäsur, ist aber die einzige konsequente Lösung für dieses Problem. Übrigens hatte das Bundesverfassungsgericht seiner Zeit von der Bundesregierung einen Bericht über die Auswirkungen  der Änderung des § 218 verlangt, diese Forderung jedoch bis heute nicht mehr aufgegriffen. Auch die von der CDU geführte Bundesregierung hat sich letztlich in Schweigen gehüllt. Hier gäbe es einen Ansatz, das BVerfG erneut mit diesem Thema zu beschäftigen. Die Zentrumspartei erstellt zur Zeit ein Konzept für eine entsprechende Eingabe bzw. Klage beim BVerfG.

Mathias von Gersdorff: Ein anderes Reizthema für die christliche Basis ist die Angleichung der homosexuellen Partnerschaften mit der normalen Ehe. SPD und Grüne wollen sogar die Ehe den homosexuellen Partnerschaften öffnen. Wie stehen Sie bzw. Ihre Partei dazu?

Gerhard Woitzik: Die natürliche und christlich begründete  Ehe besteht aus der Verbindung zwischen Mann und Frau. Deshalb lehnt die Zentrumspartei die Homoehe und deren staatliche Anerkennung ab. Nicht nur SPD und Grüne wollen die Ehe den homosexuellen Partnerschaften öffnen, sondern auch starke Strömungen in der CDU und CSU.

Mathias von Gersdorff: MdB Norbert Geis (CSU) schlägt vor, das Beispiel Großbritanniens zu folgen und Barrieren für Internet-Pornographie zu setzen. Ich unterstütze diesen Vorschlag, wie stehen Sie dazu?

Der Vorschlag von Norbert Geis (CSU)  bezüglich der Errichtung von Barrieren für die Internet-Pornographie wie in England findet die uneingeschränkte Unterstützung der Zentrumspartei. Allerdings sehen wir auch die Risiken, die damit verbunden sind, wenn der Staat Netzinhalte, die ihm nicht opportun erscheinen, einfach abschalten kann.

Mathias von Gersdorff: Generell herrscht in bei vielen Menschen der Eindruck, der Jugendmedienschutz wird nicht von den staatlichen Behörden ernst genommen. In Bravo.de, im Fernsehen, im Internet sowieso können Kinder Inhalte sehen, die desorientierend wirken. Was sind Ihre Überlegungen hinsichtlich eines gut funktionierenden Jugendmedienschutz?

Gerhard Woitzik: Der beste Jugendschutz liegt in der Vermittlung von sittlichen und ethischen Werten, wie sie inbesondere im traditionellen Familienverbund vorgelebt werden. Staatliche Einrichtungen - die mitunter nichts anderes sind als öffentlich-rechtliche Verwahranstalten -, können eben an Erziehung nicht leisten, was die Familie leistet. Jugendmedienschutz muß also da ansetzen, wo jungen Menschen Freiheit und Verantwortung individuell vermittelt wird, nämlich in einem funktionierenden Elternhaus. Das muß man stärken. Gesetzliche Maßnahmen können da nur flankierende Wirkung haben.