Donnerstag, 8. August 2013

Fernsehen: Ein Zerrbild der Wirklichkeit

Das “kleine alltägliche Glück“ findet im deutschen Fernsehen nur noch selten statt, höchstens durch Werbung, so Klaus Kelle in seiner Kolumne bei der Rheinischen Post „Politisch inkorrekt“ am 12. Juli 2013.

Kelle schreibt, wie das Fernsehen eine verzerrte Darstellung der Realität zeigt: „Die Mattscheibe wird dominiert von Problemkindern, “peinlichen Eltern“ und beziehungsunfähigen Helden. Das Fernsehen zeigt uns ein Zerrbild der Wirklichkeit.“

Die Fakten jedenfalls sind diese: In Deutschland leben fast 20 Millionen verheirateter Paare, mehr als acht Millionen ziehen minderjährige Kinder groß. Die - möglichst für das ganze Leben geschlossene Ehe - ist bis heute ein großes Erfolgsmodell. Jede Studie zeigt, dass dies wohl so bleiben wird. Obwohl jährlich in Deutschland circa 180 000 Ehen scheitern, oftmals mit Kindern als Leidtragende, sagen laut Shell-Studie, 76 Prozent der befragten Jugendlichen, dass Familie zum persönlichen Glück gehören. 69 Prozent der Jungen und 73 Prozent der Mädchen möchten selbst eine Familie gründen.

Bei so viel Romantik, Glück und Hoffnung, stellt sich Klaus Kelle die Frage, warum davon nichts im deutschen Fernsehen ankommt. Zum Beispiel die Sendungen über die “strengsten oder peinlichsten Eltern der Welt“. Was uns private Sender damit zumuten ist so niveaulos, dass man wohl jede Lust auf Ehe und Kinder verliert, wenn man nur lange genug zuschaut. Auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten zeigen oft einen Alltag, der mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hat.

Normale Familien gibt es nicht, so die deutsche Fernsehlandschaft: Auffällig ist auch, dass es keinen einzigen Tatort-Kommissar in der ARD mehr gibt, der glücklich verheiratet oder überhaupt verheiratet ist. Kommissar Bootz aus Stuttgart ist noch verheiratet, aber seine Frau verlässt ihn gerade wegen eines anderen Mannes. Auch alle anderen – gescheiterte Figuren, beziehungsunfähig, beziehungsunwillig. Frau Furtwängler als LKA-Ermittlerin ist alleinerziehend mit einem Kind von einem One-Night-Stand mit einem Spanier, der nichts von seinem Sohn weiß. Diese Lebensweisen ziehen sich durch alle Folgen mit unseren Fernsehhelden.

Demnach bleibt der Wunsch: Ein Kommissar, der morgens von seinem Kollegen beim Familienfrühstück abgeholt wird und nicht mit Kopfschmerzen aus einer Kneipe, resümiert Kelle.