Donnerstag, 11. Juli 2013

Berlin: Privatschulen wegen höherer Qualität immer beliebter/Auch Lehrer wollen lieber in Privatschulen

Innerhalb von zwei Schuljahren hat sich der Anteil um zwei Prozent erhöht. Nach den freien Grundschulen kommen nun viele Sekundarschulen hinzu. Jeder zehnte Schüler besucht in Berlin eine Privatschule und die Zahl steigt weiter an.

Ab August wollen sieben neue allgemeinbildende Schulen starten. In den vergangenen zwölf Monaten wurden bereits acht neue Schulen in freier Trägerschaft genehmigt. Insgesamt sind derzeit 30.135 Schüler an freien Schulen gemeldet. Das sind zehn Prozent der gesamten Schülerschaft.

Damit liegt Berlin deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Bundesweit betrug der Anteil der Schüler in freien Schulen im Jahr 2011/12 laut Statistischem Bundesamt 8,4 Prozent. Spitzenreiter war Bayern mit 11,5 Prozent. Der Anteil der Schüler an Privatschulen wächst nicht nur durch Neugründungen.

Viele Schulen, die in den letzten Jahren mit dem Unterricht begonnen haben, werden auch durch die bessere Qualität des Unterrichts größer und nehmen damit Jahr für Jahr mehr Schüler auf.

Nach Angaben der Senatsbildungsverwaltung gibt es derzeit 151 Schulen in freier Trägerschaft. Nachdem es lange Zeit vor allem einen Boom bei privaten Grundschulen gab, kommen im neuen Schuljahr nun viele Sekundarschulen hinzu. Die neuen Einrichtungen entstehen vor allem dort, wo in den kommenden Jahren mehr Schüler zu erwarten sind. In Prenzlauer Berg beispielsweise stockt die Freie Grundschule Pfefferwerk eine Sekundarstufe auf. Auch die Freie Schule Charlottenburg will eine Sekundarstufe zum bevorstehenden Schuljahr aufbauen. Aber auch eine neue Grundschule eröffnet ab August.

"Wir würden gerne noch mehr Schulen eröffnen", sagt Iris Stegmann, Sprecherin der evangelischen Schulstiftung. Der Bedarf sei in vielen Bezirken viel höher, das würden die Anmeldezahlen zeigen. Doch die größte Hürde sei es, geeignete Räume zu finden. So kämpft in Lichtenberg schon lange eine Elterninitiative um die Weiterführung der dortigen Grundschule als Sekundarschule – nach dem erfolgreichen Reformkonzept der Evangelischen Gemeinschaftsschule in Mitte. Doch der Bezirk beansprucht Räume für sich. Auch in Pankow habe es Bemühungen gegeben, die erfolgreiche Grundschule weiterzuführen, bisher aufgrund fehlender Räume ohne Erfolg, so Iris Stegmann. "In den nächsten Jahren werden auf jeden Fall weitere Schulen hinzukommen", sagt sie. Gefragt seien von den Eltern vor allem Sekundarschulen mit gymnasialer Oberstufe.

Über mangelnde Bewerbungen von Lehrern konnten sich die Privatschulen nicht beschweren – trotz des Fachkräftemangels. "Wir hatten ausreichend Bewerbungen von Lehrern", sagt Anja Ost, Mitbegründerin der Freien Sekundarschule Pfefferwerk.

Die neuen Privatschulen werden vor allem von bereits eingeführten Trägern übernommen. Andere Organisationen tun sich schwer, denn die staatlichen Zuschüsse gibt es erst, wenn der erste aufgenommene Jahrgang die Schule durchlaufen hat. Ist die Einrichtung eines freien Trägers anerkannt, werden 93 Prozent der Personalkosten vom Land Berlin übernommen.

Der Verband der Privatschulen fordert seit Jahren, dass sich die Zuschüsse an den Gesamtkosten einer Schule orientieren.

Noch stärker als die allgemeinbildenden Schulen wachsen die berufsbildenden Schulen in freier Trägerschaft. Hier gab es in den vergangenen zwölf Monaten 16 Neugründungen. Aktuell existieren schon 102 berufliche Schulen. Weitere zwölf Genehmigungen sind beantragt. Der Anteil der Auszubildenden, die im beruflichen Bereich an Privatschulen lernen und dafür auch Schulgeld zahlen, beträgt in Berlin mehr als 14 Prozent.

Mit Material von Berliner Morgenpost