Montag, 17. Juni 2013

Viele Jugendliche können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen

Das geht aus einer EU-Studie für Mediensucht hervor, in der mehr als 13.000 Schüler, zwischen 14 und 17 Jahren, zu ihrem Online-Verhalten befragt wurden. Bei vielen jungen Menschen dreht sich die gesamte Freizeit rund um Computer und Handy – jeder zehnte Jugendliche ist gefährdet.

Experten verweisen auf die Gefahren, die im digitalen Netz lauern.

Heiko Probst (40), Präventionsbeauftragter der Waldshuter Fachstelle Sucht, sieht Handlungsbedarf: „Die Diskussion um unser Angebot im Bereich Mediensucht wird in diesem Jahr weitergeführt. Es kommen immer häufiger Eltern oder Jugendliche zu uns und bitten um Rat“, berichtet Probst. Noch 2013 soll zudem das Angebot für Glücksspiel-Abhängige erweitert werden. Wie der Suchtexperte zu berichten weiß, seien Spielsucht, Kaufsucht, Sexsucht und Internetsucht in der heutigen digitalen Zeit fast nicht mehr zu trennen: „Bei den Betroffenen ist oft eine Mischung von verschiedenen Süchten zu erkennen“, so Probst. Das Internet bediene alle Kanäle.

Besonders anfällig, auch für die Internetsucht, seien eher schüchterne Menschen mit wenigen sozialen Kontakten oder Personen, die durch Arbeits- oder Perspektivlosigkeit, wenig Akzeptanz in der Gesellschaft finden: „Sie flüchten sich immer häufiger und immer länger in die Online-Welt“, erklärt Probst. „Wenn andere wichtige Lebensbereiche, wie Arbeit und soziale Kontakte, gleichgültig vernachlässigt werden, sollte man die Internetnutzung hinterfragen“, mahnt auch Christian Klesse (36), Leitender Psychologe an der Rhein-Jura-Klinik in Bad Säckingen. Wie auch bei anderen Süchten, werde der Konsum des Suchtmittels, in diesem Fall der Gebrauch des Computers, zunehmend zur wichtigsten Aktivität, welche das Denken, Fühlen und Verhalten dominiere, beschreibt Klesse.

„Einsamkeit sollte, auch für Eltern betroffener Kinder, das wichtigste Indiz für bedenklichen Medienumgang sein“, sagt der Psychologe.

In der stationären Behandlung der Rhein-Jura-Klinik, sollen Internetsüchtige lernen, mit Versuchungen umzugehen: „Das Ziel ist die Selbstkontrolle.“ Beispielsweise mit einer selbst festgelegten Stundenanzahl der Nutzung pro Woche. Anders als noch vor zehn Jahren, besitzen heutige Jugendliche Smartphones, Laptops, Tablet-PCs – eine Welt ohne Computer und Internet ist heutigen Jugendlichen völlig unbekannt. „Jungs bevorzugen Online-Spiele, während Mädchen im Netz überwiegend kommunizieren“, sagt Klesse. Speziell die 14- bis 20-Jährigen seien sehr häufig im Internet. Heiko Probst meint: „Eltern müssen ihre Kinder im Umgang mit neuen Medien begleiten. Es ist eine neue erzieherische Aufgabe, die dazukommt und herausfordert. “ Es geht um Medienkompetenz und diese zu vermitteln ist Teil der Erziehung“, so Probst.

Die Experten sind sich einig: Im Umgang mit neuen Medien, verlieren Eltern, Lehrer und auch Kinder und Jugendliche selbst, immer häufiger den Überblick: „Welche Webseiten sind sicher? Wie verhält man sich online richtig? Und: Verbringe ich oder verbringt mein Kind zu viel Zeit im Netz?“ Diesen und weiteren Fragen, widmen sich mittlerweile viele Einrichtungen.

Eltern und Jugendlichen stehen Anlaufstellen zur Verfügung, um einer hilflosen und inkompetenten Verstrickung im Netz präventiv entgegenzuwirken. Auch gemeinsame Aktivitäten unter freiem Himmel können helfen, die Realität wieder besser wahr zu nehmen und dies auch zu genießen.

Mit Material des: Südkuriers