Mittwoch, 22. Mai 2013

Christine Lieberknecht: Deutschland braucht mehr traditionelles Familienleben

Für mehr Kinderfreundlichkeit hat sich die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht von der CDU ausgesprochen.

Im Vergleich zu manch anderen Ländern, etwa den USA, seien die Deutschen geradezu „kinderentwöhnt“, sagte die Politikerin in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Die 55-jährige evangelische Theologin, die seit 2009 an der Spitze der Thüringer Landesregierung steht, plädiert dafür, die traditionelle Familie von Mann, Frau und Kindern weiter unter besonderen Schutz zu stellen. Auch wenn man die Lebenswirklichkeit mit anderen Lebensformen anerkenne, lebe die Mehrheit der Bürger „nach wie vor Familie so, wie sie sich seit Jahrhunderten darstellt“.

Lieberknecht warb für das sogenannte „Thüringer Modell“ der Familienförderung, das eine Balance zwischen Betreuungsangeboten und der Förderung der familiären Erziehung durch Frau oder Mann herstellt. „Kinder brauchen die volle Hinwendung der Eltern“, so Lieberknecht, die selbst Mutter von zwei Kindern ist. Sie plädiert nicht nur für den Ausbau von Kinderkrippen, sondern auch für ein Betreuungsgeld für Eltern, die wegen der Kindererziehung auf Erwerbsarbeit verzichten. In Thüringen erhalten Eltern für das erste Kind ein Jahr lang 150 Euro im Monat und für jedes weitere Kind einen Geschwisterbonus. Lieberknecht: „Ich werbe sehr dafür, Mehrkinderfamilien zu fördern, denn wir brauchen sie dringend.“

Bei der Familienplanung sollten Eltern ihrer Ansicht nach nicht immer nur an Geld denken: „Man lebt oft mit bescheidenen wirtschaftlichen Mitteln glücklicher, als wenn beide Eltern berufstätig sind.“ Ermutigung zu Kindern gebe offenbar auch der christliche Glaube. Nirgendwo in Mitteldeutschland gebe es mehr Kinder als im katholischen Eichsfeld; auch hätten evangelische Kirchenmitglieder immer noch mehr Kinder als Konfessionslose. „Gottvertrauen fördere offensichtlich das Ja zu Kindern.“

Lieberknecht äußerte sich auch zur Problematik der zahlreichen Schwangerschaftsabbrüche: „Ich werde nicht müde, die über 100.000 Abtreibungen in einem Jahr in einem so reichen Land wie Deutschland als einen Skandal zu bezeichnen.“ Es stimme sie sehr nachdenklich, dass nur 13 Prozent der Deutschen Abtreibungen als nicht akzeptabel bezeichneten. Dies sei umso unverständlicher als Eltern heute dank der Ultraschalltechnik sehen könnten, dass im Mutterleib ein Mensch heranwachse. Es gelte, mehr zu informieren, zu helfen und zum Austragen zu ermuntern.

Die CDU-Spitzenpolitikerin äußerte sich ferner zu dem mangelnden Vertrauen in die Politik. Einer aktuellen Umfrage der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen zufolge vertraut noch ein Prozent der Deutschen den Parteien. Nach Lieberknechts Ansicht entspricht dieser Wert zwar nicht der Realität, doch verwundere sie das sinkende Vertrauen nicht, wenn sie sehe, „wie sich Politik inszeniert und wie die Medien darüber berichten“. Dies tue ihr insbesondere deshalb leid, weil sich Hunderttausende Mitglieder der demokratischen Parteien für das Gemeinwohl engagieren. Politiker sollten sich wieder bewusst werden, dass sie Vorbilder sein sollten. Politischer Streit müsse nicht in Schimpferei und Polemik ausarten: „So wie wir in der Politik oft miteinander umgehen, würde niemand mit seinem Nachbarn oder Kollegen reden.“

Für Lieberknecht spielt auch das geistliche Leben eine entscheidende Rolle in der Politik: „Mein Tag beginnt nicht mit meinem politischen Terminkalender, sondern mit den Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine.“ Danach versuche sie, die aus dem christlichen Glauben folgenden Werte zu leben – „Vertrauen zu allen Menschen zu haben und ihnen verlässlich zu begegnen“.

Mit Material von  idea.de