Donnerstag, 7. Februar 2013

Papst Benedikt XVI. erläutert Leitlinien katholischer Krankenhäuser und sonstiger Einrichtungen der Caritas/Feste Verankerung im Glauben ist unverzichtbar

Mathias von Gersdorff

Seit Wochen besteht auch innerkirchlich in Deutschland Uneinigkeit darüber, ob katholische Krankenhäuser die "Pille danach" verschreiben sollen oder nicht. Aufgrund dieser besorgniserregenden Tendenzen gewinnt eine Ansprache von Papst Benedikt XVI. vom 19. Januar 2013 große Bedeutung und Brisanz.. Der Papst beschreibt die Leitlinien und das Profil einer katholischen karitativen Einrichtung. Wir dokumentieren und kommentieren Auszüge der Ansprache für die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rats „Cor Unum“. Die Zitate sind in Kursivschrift wiedergegeben.

In der Einführung erklärt Papst Benedikt XVI., dass die karitative Arbeit nicht losgelöst werden kann vom Glauben: „Das ganze christliche Ethos bezieht in der Tat seinen Sinn aus dem Glauben, verstanden als eine »Begegnung« mit der Liebe Christi, die »unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt« (vgl. die Enzyklika Deus caritas est, 1). Die christliche Liebe findet ihre Grundlage und ihre Form im Glauben.“

Treue zum Glauben und zum Evangelium


Konkret heißt das, dass sich die Arbeit im karitativen Dienst, wie beispielsweise in Krankenhäusern, Kindergärten usw., von den Prinzipien des Glaubens und vom Evangelium leiten lassen muss. Nur dann kann man von einer karitativen Arbeit im christlichen Sinne sprechen: "Die gläubige Treue und Zustimmung zum Evangelium gibt in der Tat der Liebe ihre typisch christliche Form und ist deren unterscheidendes Prinzip."

Dass das nicht einfach ist, weißt der Papst und erläutert: „Der Mensch war zu allen Zeiten dann, wenn er es versäumt hat, nach diesem Plan zu suchen, ein Opfer kultureller Versuchungen, die ihn schließlich zu ihrem Sklaven gemacht haben. In den vergangenen Jahrhunderten haben sich die Ideologien, die den Kult der Nation, der Rasse, der Gesellschaftsklassen verherrlichten, als wahre Götzendienste erwiesen. . .“


Die Versuchung unserer Zeit: Atheismus in Verbindung mit Technologie und Fortschrittswahn


Später fährt der Papst fort und geht auf die Gefahren ein, die besonders heute wirksam sind: Leider (gibt es auch in unserer) Zeit dunkle Wolken, die Gottes Plan überschatten. Ich beziehe mich hierbei vor allem auf eine tragische anthropologische Verkürzung, die den alten hedonistischen Materialismus erneut hervorholt, dem sich dann aber auch noch ein »technologischer Prometheismus« hinzugesellt. Aus der Verbindung zwischen einer materialistischen Sicht des Menschen und den Riesenschritten der technologischen Neuerungen entsteht eine in ihrem tiefsten Grunde atheistische Anthropologie. Diese nimmt an, dass der Mensch sich auf autonome Funktionen, der Geist auf das Gehirn, die Menschheitsgeschichte auf die Bestimmung zur Selbstverwirklichung reduziert. All dies unter Außerachtlassung Gottes, der im eigentlichen Sinne spirituellen Dimension und des jenseitigen Horizontes. Aus der Perspektive eines seiner Seele und folglich auch seiner persönlichen Beziehung zum Schöpfer beraubten Menschen wird das, was technisch möglich ist, moralisch legitim, jede Art von Experiment gilt als akzeptabel, jede Form einer demographischen Politik als erlaubt, jede Manipulation als gerechtfertigt.“

Welche Gefahren das konkret sind, liegt auf der Hand: Embryonenverbrauchende Stammzellenforschung, Präimplantationsdiagnostik, Pränataldiagnostik zur Feststellung von Behinderung. Doch auch die Abtreibungsmentalität, die zu einer Negation des Personenseins des Menschen führt, ist Folge dieser hier angesprochenen Verbindung von Atheismus und einer Technologie, die ethische Grenzen ignoriert oder missachtet. Die „Pille Danach“, die eine Abtreibung in Kauf nimmt, ist auch ein Erzeugnis dieser unmenschlichen Mentalität.


Rolle der Bischöfe: Vor Irrwegen warnen

Der Papst mahnt Aufmerksam zu sein um nicht in die Irre geleitet zu werden. Hier haben die Bischöfe die besondere Pflicht, die Gläubigen zu beschützen, damit sie nicht verführt werden: „Die berechtigte Zusammenarbeit mit internationalen Instanzen auf dem Gebiet der Entwicklung und des menschlichen Fortschritts darf uns nicht dazu verführen, die Augen angesichts dieser irreleitenden Ideologien zu verschließen, und die Hirten der Kirche – die »die Säule und das Fundament der Wahrheit ist« (1 Tim 3,15) – haben die Pflicht, sowohl die katholischen Gläubigen als auch jeden anderen Menschen guten Willens und rechter Vernunft vor diesen Irrwegen zu warnen. Tatsächlich handelt es sich dabei um Abwege, die für den Menschen schädlich sind, auch wenn sie sich unter dem Vorzeichen eines vermeintlichen Fortschritts, vermeintlicher Rechte oder eines vorgeblichen Humanismus als gute Gesinnungen ausgeben.“

Katholische Einrichtungen dürfen auch nicht mit Institutionen zusammenarbeiten, die entgegen den christlichen Prinzipien wirken: „Wir müssen mit Sicherheit eine kritische Wachsamkeit üben und bisweilen Finanzierungen und Kollaborationen ablehnen, die direkt oder indirekt Aktionen oder Projekte begünstigen, die in Widerspruch zur christlichen Anthropologie stehen. Die Kirche aber engagiert sich zweifellos immer, um den Menschen nach dem göttlichen Plan in seiner ganzheitlichen Würde und unter Achtung seiner zweifachen, sowohl vertikalen als auch horizontalen Dimension zu fördern.“


Ja zur Würde des Menschen, Ja zur Ehe, Nein zu Gender-Mainstreaming

Die katholischen Einrichtungen der Caritas müssen sich die christliche Botschaft mit Deutlichkeit an die Menschen tragen, sie müssen also entschlossen am Apostolat der Kirche mitwirken und keine zweideutige Sprache wählen: „In der Tat ist die christliche Sicht des Menschen ein großartiges ›Ja‹ zur Würde des Menschen, der zu inniger Gemeinschaft mit Gott berufen ist, zu einer kindlichen Gemeinschaft, demütig und vertrauensvoll. . . . Daher bekräftigt die Kirche ihr großes ›Ja‹ zur Würde und Schönheit der Ehe als dem Ausdruck der treuen und fruchtbaren Verbindung zwischen Mann und Frau. Und ihr ›Nein‹ zu Philosophien wie etwa der »Gender«-Philosophie gründet auf der Tatsache, dass die Wechselseitigkeit von männlich und weiblich Ausdruck der Schönheit der Natur ist, die der Schöpfer gewollt hat.“