Freitag, 1. Februar 2013

Brandstiftung in St. Bonifatiuskirche in Büdingen/Tatverdächtiger festgenommen

Nach dem Brand in der St. Bonifatius-Kirche in Büdingen am Dienstagnachmittag nahm die Polizei aufgrund von Zeugenhinweisen noch am gleichen Abend einen Tatverdächtigen fest. Gegen einen 32-jährigen Büdinger wurden Ermittlungen wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung eingeleitet, bei dem nach vorsichtigen Schätzungen ein Schaden zwischen 100 000 und 200 000 Euro entstanden ist. Darüber hinaus wird geprüft, ob der Verdächtige auch etwas mit einem Brand in der katholischen Kirche in der Wetterauer Straße in Ranstadt zu tun hat, informierte Jörg Reinemer, Pressesprecher der Polizeidirektion Wetterau in Friedberg.

In Ranstadt hatten unbekannte Täter zwischen dem 20. und 22. Januar ein Altartuch angezündet. Das Feuer sei zwar von selbst erloschen, doch durch das brennende Tuch sei ein darunter liegender Teppich in Flammen aufgegangen. Den Sachschaden gaben die Ordnungshüter dort mit etwa 700 Euro an.

Pfarrer Wolfram Schmidt von der katholischen St. Bonifatius-Kirche befand sich gerade auf einem mehrtägigen Fortbildungsseminar in Bingen am Rhein, als ihn am Dienstagnachmittag seine Sekretärin Christine Ernst anrief und die Hiobsbotschaft vom Brand in seiner Kirche überbrachte. In Windeseile packte er seine Sachen und fuhr zurück nach Büdingen. Was er dort vorfand, verschlug ihm zunächst die Sprache, schilderte Pfarrer Schmidt seine Eindrücke im Gespräch mit dem Kreis-Anzeiger.

„Die St. Bonifatius-Kirche ist ein Ort der Verwüstung. Im Inneren hat sich eine dicke Rußschicht auf Decken, Wände, Möbel und alle Gegenstände gesetzt, und auf allem liegt ein übler Brandgeruch“, so der Pfarrer. Vor dem Altar liege eine verkokelte Altardecke, an drei Kirchenbänken sind massive Brandspuren zu erkennen, eine davon ist zum Teil völlig verbrannt. Das Fazit von Schmidt: „Die Kirche ist vorerst unbrauchbar. Ich fürchte, es kann Monate dauern, bis wir sie wieder für den Gottesdienst benutzen können.“ Bei dem Gedanken an die Orgel zieht sich eine tiefe Falte über die Stirn von Pfarrer Schmidt: „Was der Ruß an der Orgel angerichtet hat, wissen wir noch nicht. Da muss der Orgelbauer her und den Schaden begutachten.“

Auch Wolfram Schmidt geht von Brandstiftung aus. Persönlich angegriffen fühlt er sich jedoch nicht. „Möglicherweise galt die Attacke der Institution Kirche an sich“, rätselte der Pfarrer. Für ihn sehe das alles sehr nach Methode aus. „Aber was immer die Täter damit bezweckt haben, wir lassen uns nicht kleinkriegen“, betonte der Pfarrer entschlossen. Die Gottesdienste und alle geplanten Veranstaltungen gingen weiter wie bisher. Bereits jetzt seien ihm schon viele Hilfen angeboten worden. So sei Bürgermeister Erich Spamer schon vorort gewesen, um sich ein Bild zu machen. Er habe die Zusagen von der evangelischen Kirchengemeinde, dem Fürstenhaus und der Stadt mitgebracht, bis auf Weiteres die Remigiuskirche benutzen zu dürfen. Doch die Remigiuskirche sei für die katholische Kirchengemeinde etwas klein und obendrein noch schwer zu heizen, daher werde man zunächst nicht auf das Angebot zurückkommen, sondern in der Hauptsache auf das Gemeindehaus „Walburga“ ausweichen. Zwar fänden dort auch eine Reihe weiterer Veranstaltungen statt, doch mit etwas gutem Willen, einer durchdachten Organisation und vielen helfenden Händen könne man dort die Bestuhlung so einrichten, dass alle Platz hätten.

„Gerade in diesem Jahr haben wir eine besonders große Kommuniongruppe. Wir hoffen, dass bis zum ,Weißen Sonntag‘ die Schäden beseitigt sind“, hofft Pfarrer Schmidt.

Eines aber müsse man jetzt grundsätzlich neu überdenken. In der Regel stand bisher die Kirchentür zwischen 8 Uhr in der Früh bis etwa 19 Uhr am Abend für jeden offen, der nach Stille, Kontemplation und Gelegenheit zum Gebet gesucht hatte. Auch in der Vergangenheit sei es dort schon zu kleinerem Vandalismus gekommen, Gegenstände verrückt, eine Altarkerze angezündet und auch der Opferstock sei schon einmal geplündert worden. Doch nach dem Brand müsse man sich überlegen, ob man die Kirchentüren auch weiterhin jederzeit offen halten könne.


Bei einem Brand in der St. Bonifatius-Kirche in der Gymnasiumstraße in Büdingen ist am Dienstagnachmittag ein erheblicher Sachschaden entstanden, Menschen wurden jedoch nicht verletzt. Über die Brandursache konnte der Einsatzleiter der Büdinger Feuerwehr, Stephan Naumann, gestern noch keine genauen Angaben machen. Da man jedoch an drei verschiedenen Stellen Brandherde löschen musste, gehe man von einer Brandstiftung aus. Ersten Ermittlungen der Polizei zufolge brannte offensichtlich gegen 14.50 Uhr ein Tischgesteck. Zur Höhe des Sachschadens wollte die Polizei noch keine konkreten Angaben machen, doch die starke Rauchentwicklung in der Kirche dürfte eine Totalrenovierung der Innenräume notwendig machen. Die Ermittlungen dauern an.

Eine Passantin hatte schwarze Rauchwolken aus der Kirche dringen sehen und die Feuerwehr gerufen. Als die Wehr der Kernstadt eintraf, standen im Inneren der St. Bonifatius-Kirche drei Kirchenbänke in Flammen und beißender, schwarzer Rauch drang ins Freie. Nur mit schwerem Atemschutzgerät konnten die Feuerwehrleute die Kirche betreten.

Um möglichst wenig Schaden durch Löschwasser zu verursachen, ging man bei den Löscharbeiten äußerst behutsam vor. Die Brände bekam man relativ schnell in den Griff, das Hauptproblem war jedoch der starke Rauch, der im Inneren der Kirche alles mit einer dicken Rußschicht überzog. Damit der Rauch möglichst schnell wieder abziehen konnte, wurden mehrere leistungsstarke Ventilatoren eingesetzt, die den Qualm zur Hintertür hinausbliesen.

Nach dem Alarm durch die Leitstelle Wetterau war die Feuerwehr der Büdinger Kernstadt mit fünf Löschfahrzeugen und 20 Mann angerückt. Weitere Einsatzkräfte waren vorsorglich aus dem Löschbezirk alarmiert worden, doch diese konnten auf halbem Weg wieder umkehren. Trotz des Großaufgebots an Einsatzfahrzeugen war die Gymnasiumstraße zu keiner Zeit voll gesperrt, sondern blieb halbseitig passierbar.

Quelle: Gelnhäuser Tagblatt