Donnerstag, 10. Januar 2013

Papst Benedikt XVI.: Der heute weithin bestimmende Agnostizismus ist höchst intolerant

Wer den Glauben der Kirche lebt und verkündet, steht in vielen Punkten quer zu den herrschenden Meinungen gerade auch in unserer Zeit. Der heute weithin bestimmende Agnostizismus hat seine Dogmen und ist höchst intolerant gegenüber all dem, was ihn und seine Maßstäbe in Frage stellt. Deshalb ist der Mut zum Widerspruch gegen die herrschenden Orientierungen für einen Bischof heute besonders vordringlich. Er muß tapfer sein. Und Tapferkeit besteht nicht im Dreinschlagen, in der Aggressivität, sondern im Sich-schlagen-Lassen und im Standhalten gegenüber den Maßstäben der herrschenden Meinungen. Der Mut des Stehenbleibens bei der Wahrheit ist unausweichlich von denen gefordert, die der Herr wie Schafe unter die Wölfe schickt. „Wer Gott fürchtet, zittert nicht“, sagt das Buch Jesus Sirach (34, 16). Gottesfurcht befreit von der Menschenfurcht. Sie macht frei.

Mir kommt da eine Begebenheit aus den Anfängen des Christentums in den Sinn, die der heilige Lukas in der Apostelgeschichte erzählt. Nach der Rede des Gamaliël, der von der Gewalt gegenüber der werdenden Gemeinschaft der Jesus-Glaubenden abriet, rief der Hohe Rat die Apostel herbei und ließ sie auspeitschen. Dann verbot er ihnen, im Namen Jesu zu predigen und ließ sie frei. Der heilige Lukas fährt dann fort: „Sie aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, daß sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden. Und Tag für Tag lehrten sie unermüdlich… und verkündeten das Evangelium von Jesus, dem Christus“ (Apg 5, 40 ff). Auch die Nachfolger der Apostel müssen damit rechnen, daß sie immer wieder auf moderne Weise verprügelt werden, wenn sie nicht aufhören, das Evangelium Jesu Christi hörbar und verständlich zu verkündigen. Und dann dürfen sie sich freuen, daß sie gewürdigt wurden, für ihn Schmach zu erleiden.

Papst Benedikt XVI.: Predigt am 6. Januar 2013