Freitag, 4. Januar 2013

Israel: Oberrabbiner wollen “strenges Verbot der Abtreibung” einschärfen

Felizitas Küble

In Israel gibt es seit 1911 stets zwei Oberrabbiner  (je einen für die sephardischen und einen für die aschkenasischen Juden)   -  es sind dies die höchstrangigen Vertreter des religiösen Judentums im Heiligen Land.

Die beiden derzeitigen Oberrabbiner  -  Schlomo Mosche Amar und Yona Metzger  –   haben jetzt erneut landesweit zu Predigten für den Schutz ungeborener Kinder aufgerufen.  


Die Rabbiner in den Gemeinden sollen den jüdischen Gläubigen “das strenge Verbot der Abtreibung” einschärfen, schrieben die beiden höchsten Würdenträger in einem gemeinsamen Brief, aus dem der israelische Sender Arutz Scheva am gestrigen Mittwoch zitierte.

Sie appellierten außerdem an EU-Ratspräsident Herman von Rompuy, eine Kommission zur Beobachtung des Antisemitismus in Europa einzurichten.

Die Oberrabbiner verwiesen in ihrer Bekräftigung des Abtreibungsverbotes auf das alttestamentliche Buch Exodus, das darüber berichtet, wie hebräische Hebammen sich weigerten, männliche Nachkommen der Israeliten bei der Geburt zu ermorden, wie der ägyptische Pharao dies befohlen hatte.

Bereits vor zwei Jahren  -  Anfang Januar 2010  –   hatten die beiden Oberrabbiner in einem Schreiben an die örtlichen Rabbiner Israels darauf hingewiesen, daß jedes Jahr im jüdischen Staat rund 50.000 Babys im Mutterleib vernichtet werden. 

Die obersten israelischen Religionsführer bezeichnen es schon damals als “schwere Sünde” und als eine “wahre Epidemie”, daß tausende jüdischer Babys jährlich “verloren gehen”.

Unter anderem fordern die beiden Oberhäupter bessere finanzielle Hilfen für arme Mütter, um dadurch Abtreibungen, die aus einer wirtschaftlicher Notlage heraus entstehen, zu verhindern.

Die deutsche Wochenzeitung “Jüdische Allgemeine” schrieb am 4.1.2008 grundsätzlich folgendes zum Thema Lebensrecht der Ungeborenen:

“Aus religiöser Sicht sind die meisten Abtreibungen ohnehin illegal. Zum einen genießt das ungeborene Leben halachischen Schutz und darf nur bei akuter Gefahr für die Mutter beendet werden. Zum anderen verstößt Abtreibung gegen das Gebot „Seid fruchtbar und mehret euch“.

Das israelische Oberrabbinat fordert überdies bereits seit vielen Jahren ein stärkeres Eintreten der Behörden gegen illegale Abtreibungen. Etwa 20.000 der 50.000 Abtreibungen sind laut der israelischen Lebensrechtsgruppe EFRAT auch formalgesetzlich illegal.

Der als gemeinnützig anerkannte Verband EFRAT in Jerusalem rettet 4000 bis 5000 ungeborene Kinder pro Jahr mit Hilfe von 3000 ehrenamtlichen Mitarbeiter(innen).

Bereits 1977 gründete der Arzt Dr. Eli Josef Schussheim  -  ein religiöser Jude  -  diese einsatzfreudige Lebensrechts-Organisation, deren Ziel es ist, durch Infos, Beratung und finanzielle Hilfen so viele Frauen wie möglich zum Austragen ihres Kindes zu ermutigen.

Der engagierte Lebensrechtler und Chirurg Dr. Schussheim erklärte laut der “Jüdischen Allgemeinen” (vgl. deren Artikel “Auf Leben und Tod” vom 4.1.2008):

„Natürlich spielt der Schutz des ungeborenen Kindes aus meiner Sicht eine entscheidende Rolle. Leben zu retten ist mein Hauptanliegen  -  auch und gerade als Arzt.

Wenn Schwangere mich um Rat bitten, spreche ich mit ihnen aber weder über das Gesetz noch über Religion. Ich rate ihnen, falls kein wirklich zwingender Grund für eine Abtreibung vorliegt, die Schwangerschaft fortzusetzen.

Mir ist noch nie passiert, dass eine von uns beratene Frau, die das Kind zur Welt bringt, das bereut hätte. Dagegen verfallen Frauen, die sich für die Abtreibung entscheiden, oft in Depressionen.“

Quellen u.a.: Israelnetz, Jüdische Allgemeine, www.kathweb.at