Dienstag, 9. Oktober 2012

Netzwerke von Single-Freunden können nicht Familie ersetzen


Die Sonntagsausgabe vom 7. Oktober 2012 der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ widmet der Frage, ob Netzwerke von Freunden wirklich verlässlich sind, einen umfangreichen Artikel. Ergebnis: Eigentlich kann man sich auf Freundeskreise nicht wirklich verlassen. Nur die Familie ist eigentlich bereit, in jeder Situation zu helfen.

In Deutschland leben inzwischen 16 Millionen Menschen allein. Die meisten von ihnen bemühen sich, einen großen Freundeskreis aufzubauen, der für allerhand praktische Dinge zu Hilfe gerufen werden kann.

Sind diese Freundeskreise belastbar? Die FAZ schreibt: „Stefan Hradil, emeritierter Soziologieprofessor an der Uni Mainz, hat eine verblüffend klare Antwort: „Diese Netzwerke halten nicht. Da hilft nur die Familie.“ Das sei die einhellige Meinung sämtlicher Soziologen. „Wer erkrankt, dem holen Freunde oder Nachbarn drei Tage lang Medikamente aus der Apotheke, dann gucken sie 14 Tage, wie es den Kranken geht, dann setzt es meistens aus.“

Hradil, der „wahrlich kein Anhänger eines altmodischen Familienbildes“ ist, kann über die Gründe dafür nur spekulieren, aussagekräftige Studien dazu gibt es nämlich nicht. Nur so viel sei klar: „Junge Alleinstehende leben mit der Illusion, sie hätten ja viele Bekannte. Der Gedanke an Krankheiten nervt und wird verdrängt.“ Die meisten jungen Singles wählten ihre Freunde aufgrund von Sympathie oder gegenseitigem Nutzen, Gesundheit werde als selbstverständlich angesehen und stillschweigend vorausgesetzt.

Im Notfall kann man sich nur auf die Familie verlassen: „Nur Eltern und Geschwister hätten die Ausdauer und Nerven, ihren Angehörigen über Monate oder gar Jahre hinweg unter die Arme zu greifen und sie zu pflegen. Dass der Hilferuf von Kindern oder Geschwistern ungehört bleibt, glaubt der Soziologe nicht, selbst wenn die Familie sich vorher verkracht haben sollte,“, so die FAZ.

Die moderne Arbeitsweise führt dazu, dass immer mehr Menschen in mittlerem Alter unter psychischen Krankheiten leiden. Dies kann leicht zu Einsamkeit führen, wenn man keine Familie hat, auf die man rechnen kann: „Dass die Belastbarkeit von Freunden begrenzt ist, beobachtet auch Gabriele Schubert, seit sechzehn Jahren Leiterin des Sozialdienstes der Uniklinik Frankfurt. Ihr Team berät Patienten mit Krebs, HIV oder komplizierten Beinbrüchen in sozialen und wirtschaftlichen Fragen. Erschreckend sei, dass in den letzten Jahren immer mehr junge Leute, die im Berufsleben stünden, dramatisch erkrankten: „Wir müssten mehr Augenmerk auf junge Singles richten. Doch das Thema werde verdrängt.