Mittwoch, 24. Oktober 2012

Analphabetismus unerwartet hoch in Deutschland

Im Jahr 2012 endet die Weltalphabetisierungsdekade der Vereinten Nationen. Deutschland hat sich vor zehn Jahren dazu verpflichtet, die Zahl der (funktionalen) Analphabeten drastisch zu reduzieren, doch wurden bisher keine nennenswerten Erfolge erzielt.

"Funktionale Analphabeten" können eigentlich lesen, doch sie können das Gelesene nicht verarbeiten, weil sie nur passiv Sprache aufnehmen können. Der "funktionale Analphabetismus" ist sehr oft Folge von übermäßigem Fernsehkonsum.

Dies ist das Ergebnis der Studie „LEO – Level-One Studie“ von 2010 im Auftrag des BMBF, die als erste Studie in Deutschland die Größenordnung des Analphabetismus unter der erwerbsfähigen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren in Deutschland untersuchte.

Die Studie kommt zu dem Ausmaß des Analphabetismus in Deutschland zu folgendem erschreckenden Ergebnis:

Analphabetismus betrifft mehr als 4 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren. Das ist eine unerwartet hohe Zahl von 2,3 Millionen Menschen. Hier wird die „Satzebene“ unterschritten, das heißt die Personen können zwar einzelne Wörter lesend verstehen oder schreiben, nicht jedoch ganze Sätze. Gebräuchliche Wörter müssen Buchstabe für Buchstabe zusammengesetzt werden. 300000 Menschen können noch nicht mal ihren Namen schreiben.

Funktionaler Analphabetismus betrifft 14,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung.

Das entspricht einer Größenordnung von 7,5 Millionen Menschen in Deutschland.

Hier wird die „Textebene“ unterschritten, d. h. die Personen können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, nicht jedoch zusammenhängende Texte. Betroffene Personen sind nicht in der Lage am gesellschaftlichen Leben oder am Arbeitsleben angemessen teilzunehmen, sie können schriftliche Arbeitsanweisungen nicht lesen und verstehen.

Nun soll eine Kampagne mit TV-Spots und Plakaten ein Bewusstsein für die hohe Zahl der Betroffenen schaffen. Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan, startet mit „Lesen und Schreiben – mein Schlüssel zur Welt“ eine Grundbildung für Erwachsene in Deutschland.

Wer den Schritt wagt und sich für einen Kurs anmeldet, für den gibt es erste Lernerfolge oft schneller, als der Betroffene selbst es erwartet. „Wenn die Betroffenen dann lesen und schreiben können, sind das veränderte Menschen“, sagte Rita Süssmuth, Präsidentin des Deutschen Volkshochschulverbandes, bei der Vorstellung der Kampagne.