Montag, 13. Februar 2012

FAZ: Pauschale Anklage gegen katholische Kirche in Leitartikel über Missbrauchskonferenz


Felizitas Küble

Der Leitkommentar „Strukturen der Sünde“ von Daniel Deckers auf der Titelseite der „Frankfurter Allgemeinen“ vom 10. Februar 2012 befindet sich sowohl inhaltlich wie sprachlich deutlich unterhalb des sonst gewohnten FAZ-Niveaus.

Bereits aus dem Titel des Artikels, der sich auf die katholische Kirche und speziell auf die jüngste vatikanische Konferenz zum Mißbrauch bezieht, geht eine pauschale Anklage hervor, die den Fakten nicht standhält.

In diesem Sinne bzw Unsinne schreibt der Autor zB. von der „Zerstörungskraft“, welches „dem sexuellen Fehlverhalten des Klerus innewohnt“.

Sie lesen richtig: „des“ Klerus, womit die katholische Geistlichkeit insgesamt beschuldigt wird, obgleich es sich bei priesterlichen Mißbrauchstätern statistisch erwiesen um eine verschwindende Minderheit von 0,3 % der kath. Geistlichen handelt.

Auch mit der Formulierung von den „Kinderschändern und anderen Gewalttätern im Raum der Kirche“ erweckt Deckers den irreführenden Eindruck, als sei die katholische Kirche eine tendenziell kriminelle Ansammlung übler Täter.

Recht hat der Autor freilich mit seiner Feststellung, „daß die fast unbeschränkte Autonomie des einzelnen Bischofs, wie sie sich unter dem Eindruck des Zweiten Vatikanischen Konzils herausgebildet hat, auch ihre Schattenseiten hat.“

Ebenso zutreffend ist Deckers Äußerung: „Auch Bischöfe müssen für ihr Tun und Lassen intern wie öffentlich stärker Rechenschaft ablegen und zur Rechenschaft gezogen werden können, als es das Kirchenrecht bislang vorsieht – und zwar auch ohne Druck der Öffentlichkeit.“

Tatsächlich ist die Stellung des jeweiligen Ortsbischofs auf dem Zweiten Vatikanischen (Pastoral-)Konzil erheblich aufgewertet worden (sowohl gegenüber dem Papst wie auch gegenüber den Priestern), so daß sich mancher dieser Oberhirten schon wie ein halber Papst vorkommen mag und sich auch entsprechend selbstherrlich verhält.

Zudem spricht der FAZ-Kirchenredakteur die Situation in Afrika an, wo es in den letzten Jahren vermehrt zu sexuellen Übergriffen von Priestern auf Ordensfrauen gekommen ist – zweifellos eine Schande, aber noch lange kein Grund, völlig überzogen zu behaupten, Nonnen seien „in einem Maß zu Opfern eines männlichen Klerus geworden, das jede Vorstellungskraft übersteigt.“

Abschließend fordert Deckers die kath. Kirche auf, „nicht nur den Splitter im Auge des anderen zu sehen, sondern auch den Balken im eigenen“, womit endgültig klar sein dürfte, daß dieser Leitartikel darauf abzielt, die katholische Kirche einer unfairen Generalverdächtigung zu unterziehen – der Kommentar des Kirchenredakteurs ist daher weit unter dem gewohnten FAZ-Niveau und zeigt offensichtlich “Strukturen der Desinformation”.