Dienstag, 17. Januar 2012

US-Religionsführer: Öffnung der Ehe für Homosexuelle bedroht Religionsfreiheit

Diverse US-Amerikanische Religionsführer haben am 12. Januar 2012 der Öffentlichkeit den Appell „Marriage and Religious Freedom“ (Ehe und Religionsfreiheit) vorgelegt. Dem Appell wurde große Aufmerksamkeit geschenkt, die römische Ausgabe des L´Osservatore Romano vom 15. Januar 2012 widmete ihm eine längere Analyse.

Unter den Unterzeichnenden befinden sich viele namhafte Religionsführer aus den USA. Die katholische Kirche – die größte Kirche in den USA – unterstützt das Dokument, Timothy Dolan (designierter Kardinal und katholischer Erzbischof von New York) und der Bischof von Oakland, Salvatore Cordileone, Beauftragter für Ehe und Familien sind Unterzeichnende. Außerdem wird der Appell von Lutheranern, Baptisten, Methodisten, Evangelikalen und Juden unterstützt.

Die Verantwortlichen sehen aufgrund der staatlich geförderten Öffnung der Ehe für Homosexuelle die Religionsfreiheit in Gefahr. Wenn eine Ehe auch von Homosexuellen geschlossen werden kann – was aus christlicher Sicht inakzeptabel ist – hätte dies eine Vielzahl von gesetzlichen Folgen, die nicht nur mit den religiösen Überzeugungen der diversen Kirchen im Widerspruch stehen würden, sondern auch mit deren Organisations- und Arbeitsweise. Staatlicherseits würde Druck auf die Kirchen ausgeübt werden, um sich der Gesetzeslage zu beugen. Dies würde notwendigerweise zu einem religiösen Konflikt führen.

Im Appell „Marriage and Religious Freedom“ wird die Gefahr, daß auch religiöse Handlungen wie etwa Gottesdienste, Taufen und sonstige Zeremonien in der gegenwärtigen Form angegriffen werden, als gering eingeschätzt.

Doch der potentielle Druck auf die moralischen Überzeugungen hinsichtlich Ehe, Familie und Homosexualität wird als bedrohlich eingeschätzt (We believe the most urgent peril is this: forcing or pressuring both individuals and religious organizations—throughout their operations, well beyond religious ceremonies—to treat same-sex sexual conduct as the moral equivalent of marital sexual conduct).

Falls die Öffnung der Ehe für Homosexuelle durchgesetzt wird, würde es dazu führen, daß ein einziges Wort (Ehe) zwei völlig unterschiedliche Dinge meint, je nachdem, ob man die zivile oder die kirchliche Bedeutung des Wortes nimmt. Es würde ein Druck auf die Kirchen entstehen, sich der zivilen Bedeutung anzupassen.

Doch nicht nur das. Die Öffnung der Ehe für Homosexuelle hätte die Änderung von Hunderten, wenn nicht gar Tausenden von Gesetzen zur Folge. Alle Gesetze, in denen die Ehe irgendeine Rolle spielt, würden automatisch eine völlig neue Bedeutung erhalten, wie etwa Adoptionsrecht, Krankenversicherung, Erziehungsrechte, Altersversorgung usw. Kirchliche Einrichtungen würden vor einem Dauerdilemma stehen (By a single stroke, every law where rights depend on marital status—such as employment discrimination, employment benefits, adoption, education, healthcare, elder care, housing, property, and taxation—will change so that same-sex sexual relationships must be treated as if they were marriage. That requirement, in turn, will apply to religious people and groups in the ordinary course of their many private or public occupations and ministries—including running schools, hospitals, nursing homes and other housing facilities, providing adoption and counseling services, and many others).

Manche familiäre Dienstleistungen könnten von Kirchen gar nicht mehr angeboten werden, wenn der Ehe-Begriff verändert wird, wie etwa Eheberatung, Adoptionsvermittlung, Schulen usw. Zwangsläufig würde es zu einer Flut von Gerichtsprozessen kommen, wenn Kirchen dann versuchen, entsprechend ihrer religiösen Überzeugungen zu existieren.

Darüber hinaus würde die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen und staatlichen Einrichtungen in etlichen Feldern nicht mehr möglich sein. So hat die Stadt San Francisco die Zusammenarbeit mit der Heilsarmee im karitativen Bereich gekündigt.