Sonntag, 5. Juni 2011

Bedeutet der Hirntod wirklich den Tod eines Menschen?

Am Tag der Organspende befaßt sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem langen Artikel (Die Debatte über den Hirntod ist noch nicht beendet, Ausgabe vom 4. Juni) mit den Bedenken Hirntodkriteriums als Bedingung zur Entnahme von Organen zwecks Transplantation. Die FAZ zitiert Alexandra Mazei, Professorin für Soziologie in Darmstadt, die sagt. "Der Patient geht als Mensch in den OP und kommt als Leiche wieder heraus. Das ist nur ganz schwer zu verarbeiten." Mazei sei eine der weinigen, die sich kritisch zum Hirntodkriterium äußern. Dieses Kriterium ist für Mazei völlig willkürlich: "Für den Patienten und das medizinische und pflegende Personal verändert sich durch die Diagnose Hirntod eigentlich nichts."

„Der nunmehr Hirntote wird weiterhin beatmet, der Brustkorb hebt und senkt sich, der Körper bleibt warm. Das Personal wäscht den Patienten, entsorgt die Exkremente, die nach wie vor ausgeschieden werden. Die Wissenschaft hat sogar Fälle dokumentiert, in denen hirntote Schwangere gesunde Babys ausgetragen haben. Manzei bezeichnet den Hirntod deshalb lediglich als "rechtlichen Switch": Der Patient werde nicht mehr für sich, sondern für den Organempfänger gepflegt und behandelt“, so die FAZ.

In der Tat wurde der Begriff „Hirntod“ ausschließlich für Transplantationsfälle definiert und nicht aus dem Bestreben heraus, eine Definition des Todes zu finden. Zum Zeitpunkt des „Hirntodes“ sind viele Organe für Transplantationen noch tauglich, später, etwas wenn das Herz nicht mehr schlägt, nicht mehr. Schlicht aus diesem Bedürfnis heraus erfand man den Begriff „Hirntod“, der aber nicht der eigentliche Tod eines Menschen bedeutet im Sinne, daß so gut wie alle Körperfunktionen beendet werden, inklusive dem Gehirn. Die FAZ: „Während der Organentnahme komme es vor, dass sich der Mensch auf dem OP-Tisch bewege. Der Blutdruck und die Herzfrequenz stiegen deutlich an. Anästhesisten aus Großbritannien forderten daher schon vor Jahren, man solle Spender während der Organspende narkotisieren.“

Schwergewichtige Kritik am Hirntodkriterium kommt aus den Vereinigten Staaten. Der sog. „President´s Council on Bioethics“ hat in einer Studie gezeigt, daß der Hirntod nicht mit dem Tod eines Menschen identisch sei. Die moderne Diagnostik kann heute feststellen, daß das Bewußtsein hirntoter Patienten nicht ganz erloschen ist.