Montag, 9. Mai 2011

Rihannas S&M öffnet neues Kapitel der Sexuellen Revolution

Die Pop-Sängerin erzielte mit ihrem Lied S&M einen riesigen Erfolg. Das Lied gelangte auf den ersten Platz der Charts in den Vereinigten Staaten, Australien, Österreich, Kanada u.a., den zweiten und dritten in Deutschland und Großbritannien. Auf Youtube ist es bisher (10. Mai) über 24 Millionen angesehen worden. Das Video provozierte große Polemik und wurde in mehreren Ländern verboten. Es sind zwar keine Nacktszenen zu sehen, aber der Sadomasochismus – Thema des Liedes – wird in aller Deutlichkeit gezeigt.

Das Lied und das dazugehörige Video sind ein weiterer Schritt hin zu einer völligen sexuellen Verkommenheit in der modernen Popularkultur. Man könnte es dabei belassen, doch eine genauere Analyse von Rihannas S&M scheint angebracht zu sein, denn hier wird dezidiert der Versuch unternommen, ein Tabu zu brechen und zu neuen Niederungen an Unmoral, kultureller Dekadenz und sexueller Verwahrlosung zu gelangen. Insofern könnte dieses Lied mit seinem Erfolg ein neues Kapitel in der Sexuellen Revolution einleiten.

Eine der extremsten sexuellen Perversionen sind der Sadismus und der Masochismus (kurz: Sadomasochismus), bei denen sexueller Genuß beim Ertragen von Schmerzen (Masochismus) oder Zufügen von Schmerzen (Sadismus) empfunden wird. Diese Verhaltensstörung führt Menschen dazu, sich in einer besonders schamlosen Art und Weise zu erniedrigen. Diese Perversion wird international von Psychiatern als Verhaltens- und Persönlichkeitsstörung eingestuft. Den Ursprung dieser
Deviation wird in einer Fehlentwicklung der kindlichen Psyche vermutet.

Rihannas Lied ist nicht das erste Mal, daß diese Verhaltensstörung in der Pop-Musik thematisiert wird, doch es ist wohl das erste Mal, daß dies mit so viel kommerziellen Erfolg passiert. Offensichtlich fand ein Prozeß der Desensibilisierung statt, denn die gesunde Reaktion der Öffentlichen Meinung hätte normalerweise nur die des Abscheus sein müssen.

Das kann allerdings noch passieren und dieses groteske Lied könnte das Ende der Karriere Rihannas bedeuten.

Das Stück ist in seiner Komposition wirklich bemerkenswert. Es beginnt mit einem sehr stark betonten Rhythmus und zwar in jeder ganzen Note. Wie ein Basso Continuo wird dies in weiten Strecken des Liedes aufrechterhalten. Die tief gespielten Akkorde werden aggressiv und leicht verzerrt gespielt, um den Zuhörer mitzureißen, um ihn gewissermaßen in eine aggressive Grundstimmung voller Ur-Energie einzustimmen. In dieser Stimmung singt ein Chor in rüpelhafter, provokanter Attitüde, aber nicht lasziv, etwas als ob es sagen würde: „JA so ist es, und was...?!“ Dann beginnt die Hauptsängerin, Rihanna, mit einer sehr hohen Stimme unvollständige Sätze zu hauchen. Sie singt sehr weich, hauchend, fast kindlich. Als ob sie im Trancezustand wäre und ganz im Kontrast zu dem aggressiven Chor. Sie singt mit Piepsstimme Verse wie: „So toll böse zu sein“ oder „Kein Weg zurück“ usw. Die Sätze sollen Assoziationen beim Zuhörer produzieren, kein vollständigen Sinn. Der Vortrag ist lasziv.

Doch dann kommt der Refrain, der mit Verve, mit Entschlossenheit, fast wie eine Kampfansage vorgetragen wird und was durch den stetigen und energischen Schlag bei jedem Ganzton auf die Kleine Trommel des Schlagzeugs (etwa der Militärtrommel vergleichbar) untermauert wird. Diese Schläge wirken sich fast wie hypnotisch auf die Zuschauer aus. Jegliche Laszivität ist vorbei: Hier geht es um ein Bekenntnis. Der Text dazu:

Cause I may be bad, but I'm perfectly good at it/Sex in the air, I don't care, I love the smell of it/Sticks and stones may break my bones/But chains and whips excite me

Diesen unmoralischen Text singt die Sängerin laut und energisch, am Rande des Schreiens, etwa wie eine Proklamation oder ein Anfeuern.

Bei einer Live-Version dieses Liedes, in welchen die Tänzer der Choreographie fast nackt auftraten, nur mit knappen Lederriemen bekleidet und Peitschen schwingend, sangen Tausende von Zuhörer den Refrain schreiend und grölend mit. Das ist sicherlich die Wirkung, die die Produzenten erreichen wollten um damit eine Art Hymne an diese sexuelle Perversion zu etablieren.

Es ist unwahrscheinlich, daß dieser Tabubruch nicht beabsichtigt war. Man hat sicherlich die günstige „Stimmung“ in der öffentlichen Meinung, sprich, Desensibilisierung für diese sexuelle Perversion, abgewartet. Man hat sicherlich abgewartet, bis die moralische Dekandez so weit vorangeschritten ist, daß das Publikum ein solches Lied in einer solch frenetischen Weise begleitet. Die Szenen von Rihannas Live-Auftritten mit S&M muten geradezu apokalyptisch an. Eine solche Verkommenheit hat die Welt wohl nur unmittelbar vor der Sintflut gesehen.

Die Intentionen der Produzenten des Liedes S&M werden besonders bei der Wahl der Tonart deutlich. Jede Tonart hat eine gewisse Stimmung, die der Zuhörer oft nicht bewußt wahrnimmt, dennoch aber spürt und ihn in das Stück hineinnimmt. E-Moll drückt Traurigkeit bzw. trauriges, melancholisches, inniges Nachdenken aus. Es ist keine festliche, fröhlich Tonart. Im Barock war sie in der Kammermusik beliebt, etwa in Flötensonaten, da sie eine weiche, vertraute, fast mystische Atmosphäre schafft. Mozart benutzte die Tonart, wenn er eine geradezu gedrückte Stimmung erzeugen wollte, wie etwa in der E-Moll Violinsonate. Beethoven gab für seine Klavier Sonate in E-Moll die Anweisung „Mit Lebhaftigkeit und durchaus mit Empfindung und Ausdrucke“.

In Rihannas Lied beginnt der Sologesang auch in dieser Stimmung, was vom dunklen Timbre der Sängerin unterstrichen wird. Sie singt gedankenversunken, als ob sie sich an etwas erinnern würde. Achtet man nicht auf den Text, würde man nicht unbedingt darauf kommen, daß sie über Unmoralisches sinniert. Der moderate Jammerton könnte auch auf eine traurige Erinnerung hindeuten. Erst im Zusammenhang mit dem äußerst unmoralischen Text kommt die Bosheit der Produzenten zur vollen Entfaltung.

Mit dem Refrain gibt es einen drastischen Stimmungswechsel. Die Perfidie der Produzenten wird vor allem an Hand der Akkordreihenfolge des Refrains deutlich: Emoll – C – G – D. Dem traurigen, nostalgischen E-Moll Akkord folgen die festlichen, klaren Dur-Tonarten, als ob die Sängerin sagen möchte, daß Reue und Traurigkeit über eine solche Verhaltensstörung zur Vergangenheit gehört. Nun wird diese aggressiv wie etwas besonderes, etwas großartiges in der Öffentlichkeit verteidigt. Als etwas, was nur „höhere Geister“ verstehen können. Das Lied klingt fast wie ein Militärmarsch.

Es war abzusehen, daß es so weit kommen würde. Die 1968er-Revolution, die sich zum Ziel gesetzt hatte, alle bürgerlichen Normen und Konventionen zu zerstören, nutzte solche sexuellen Perversionen als Waffe, um die Errungenschaften der christlichen Zivilisation niederzureißen. Dabei hat die Musik eine entscheidende Rolle gespielt. Rihannas S&M könnte deshalb gut eine neue Büchse der Pandora öffnen: Die Akzeptanz Sexueller Perversionen.