Sonntag, 5. September 2010

Rotgrüne Einheitsschule - wo bleibt der CDU-Protest?

Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

Die rotgrüne Regierung in Nordrhein-Westfalen will die Einheitsschule einführen, obwohl dies von den Bürgern bereits 1978 in einem Volksbegehren entschieden abgelehnt wurde: damals handelte es sich „nur“ um das „Koop“-Projekt, eine Art Vorstufe der Gesamtschule; nachdem diese „Kooperative Schule“ von mehr als 3,5 Millionen Wahlbürgern in NRW vom Tisch gefegt wurde, mußte die damalige SPD/FDP-Regierung das entsprechende Gesetz zurücknehmen.

Nun soll es mit der sog. Einheitsschule ans Eingemachte gehen, an den bildungspolitischen Sozialismus nach rotgrünem Muster. Was man jetzt freilich vermißt, ist der christdemokratische Protest. Zwar hatte die CDU im Frühjahr noch Kritik an rotgrünen Schulplänen geübt, doch bereits im NRW-Landtagswahlkampf erklang die Stimme der Liberalen weitaus deutlicher, die sich im Namen der Freiheit gegen den Schulsozialismus wandten; die FDP plakatierte sogar gegen die Einheitsschule.

Die CDU läßt ihre Chancen wieder einmal weitgehend ungenutzt, sich als freiheitlich-bürgerliche Kraft zu profilieren. Dabei hätte sie mit ihrem Kampf gegen die Einheitsschule auf jeden Fall Volkes Meinung hinter sich. Eine FORSA-Umfrage vom April 2010 dokumentiert, daß zentrale rot-grüne Schulvorstellungen von der Bevölkerung abgelehnt werden: 57 Prozent sprechen sich gegen eine Verlängerung der Grundschulzeit aus, 76 Prozent wollen das dreigliedrige Schulwesen (Hauptschule - Realschule - Gymnasium) behalten und lehnen die Einheitsschule ab.

Die FDP in NRW ist strikt dagegen und wittert die Chance, Popularität bei bürgerlichen Wählern zu gewinnen. So äußerte sich FDP-Chef Guido Westerwelle am 2. September 2010 in der „Leipziger Volkszeitung“ scharf gegen die rot-grüne Einheitsschule, "die alle in einer Schulform zusammenfassen will: Die ist sehr viel lebensfremder, die ist auch kinder- und jugendfeindlich, weil die unterschiedlichen Talente - Praktiker, Theoretiker, Frühstarter, Spätzünder - durchs Rost fallen", erklärte der Bundesaußenminister und fügte hinzu, ein differenziertes Schulsystem, bei dem der Elternwille auch etwas zähle, sei viel besser, "als das, was jetzt in Nordrhein-Westfalen als Einheitsschule gebaut wird".

Bereits im nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf hatte die FDP vor einer Linksregierung gewarnt, auch weil diese eine Einheitsschule anstrebt, „die den Willen der Eltern komplett ignoriert“. Junge Menschen müßten nach Leistungschancen fair bewertet werden. Wann endlich wacht die CDU auf und macht sich zum Anwalt der Eltern und der freiheitsbewußten Bürger?