Donnerstag, 16. September 2010

Gespräch mit Armin Eckermann, Vorsitzender von „Schulunterricht zu Hause e.V.“ (SchuzH) über Homeschooling und Integration von Migranten

Kinder in Gefahr: Die Diskussion um das Buch "Deutschland schafft sich ab" von Thilo Sarrazin hat das Thema Integration mittlerweile zur Chefsache in allen Parteien gemacht. Dabei wird der Schule und der Schulpflicht eine zentrale Rolle zugemessen. Was halten Sie davon?

Armin Eckermann: Die Schule k a n n Ort der Integration sein. Die Frage ist, ob die Schule heute diese ihr zugedachte Aufgabe zu erfüllen in der Lage ist.

Der heutigen Schule fehlt auf Grund ihrer atheistischen emanzipatorischen Erziehung (Erziehung, die sich von den tradierten Werten und Abhängigkeiten gelöst hat) eine letzte Orientierung. Die heranwachsenden Kinder werden zwar in verschiedene Wertesysteme und in ein plurales Denken eingeführt. Doch sind die Schüler entwicklungsbedingt nicht in der Lage, mit dieser Pluralität umzugehen. Sie sind überfordert und haben Mühe zu einer klaren Identität zu finden. Folge dieser Überforderung sind Kinder, die sich gegenseitig tyrannisieren, ungesellig und lustlos sind. Sie neigen zur Zerstörung von Gegenständen, benehmen sich rüpelhaft und frech, empfinden Unlust an der Schule, die bis zur Schulverweigerung führen kann.

Dieses Phänomen ist bei Schülern - mit oder ohne Migrationshintergrund - mehr oder weniger zu beobachten. Bei Schülern mit islamischem Migrationshintergrund schlägt dieses Phänomen stärker durch als bei Schülern ohne Migrationshintergrund, weil solche Schüler noch fester in ihre Religion eingebunden sind und deshalb weit mehr von der gegensätzlichen Erziehung von Elternhaus und Schule betroffen sind, zumal sie gemäß ihrer Religion wie de Winter in einem Artikel im “Spiegel” bemerkt, “mit dem festverwurzelten Gefühl religiöser und kultureller Überlegenheit aufwachsen”.

Die Jugendrichterin Kirsten Heisig sorgte mit ihrem Buch „Das Ende der Geduld“ für Schlagzeilen. Sie schildert, daß Defizite in der Bildung die wichtigste Ursache für das Abrutschen von Jugendlichen in Kriminalität und Armut sind. Sie plädiert in ihrem Buch, die Schulpflicht mit aller Entschlossenheit durchzusetzen, auch gegen den Willen der Eltern. Für sie ist die Schule der zentrale Ort der Integration. Stimmt das?

Defizite in der Bildung beruhen u.a. auch auf der heutigen atheistischen emanzipatorischen Pädagogik. Diese verstört Kinder mit einer werteorientierten, an eine göttliche Autorität gebundenen Erziehung, wie sie bei islamischen Migranten besteht. Folge dieser Verstörung ist (u.a.), dass der Lerneifer dieser Kinder gedämpft wird. Bekanntlich lernen Kinder am Besten dort, wo sie sich angenommen und geliebt wissen. Genau das erfahren diese Kinder in den Schulen nicht. Integrativ wirkt die Schule so nicht, auch mehr Zwang wird da nicht helfen.

Die Vorstellung, Kinder zu Hause zu erziehen, stößt bei vielen Menschen auf Ablehnung, weil sie eben befürchten, daß insbesondere nicht integrationswillige Muslime diese Möglichkeit nutzen werden. Homeschooling würde also die Integrationsbemühungen schwächen. Ist diese These richtig?

Diese These hat mit dem Realitätsbild wenig zu tun. Man hat damit zwar die Bevölkerungsangst richtig eingeschätzt, nicht aber das Homeschooling. Ihre Frage kann sehr theoretisch angegangen werden. Die Praxis beantwortet sie aber viel schneller. In Österreich, in Frankreich, in Italien, in allen europäischen Staaten (und in fast allen Staaten unserer Erde) ist Homeschooling als Bildungsalternative zu öffentlichen Schulen zugelassen. Diese Staaten kommen ohne Schulpflicht aus, d.h. sie lassen häuslichen Unterricht zu und integrieren ihre Ausländer so gut und so mangelhaft wie wir Deutschen auch. Im Gegensatz zu der vielseitig geäußerten Befürchtung, machen die Muslime gar keinen Gebrauch von häuslicher Unterrichtung. Es gibt weder in Deutschland, noch Österreich oder in Großbritanien oder in Frankreich - Länder die einen ähnlich hohen Anteil muslimischer Bevölkerung wie Deutschland haben - diesbezügliche Erfahrungen. Eine Schwächung der Integrationsbemühungen geht von der Zulassung von Hausunterrichtung nicht aus.

Sollte die Schulpflicht generell gelockert werden oder nur für manche Fächer, wie beispielsweise die besonders umstrittene Schulsexualerziehung?

Die Schulpflicht sollte zur Bildungspflicht werden oder aber mit großzügigen Ausnahmeregelungen versehen werden, die es den Eltern freistellt, ob sie ihre Kinder in staatliche oder in private Schulen schicken oder sie zu Hause in eigener Verantwortung unterrichten und erziehen. Deutschland hat eine über 30-jährige positive Erfahrung mit deutschen Schülern, die als Kinder von global workers im Ausland an Hand von deutschem staatlich zertifiziertem Hausschulmaterial unterrichtet werden und staaliche Schulabschlüsse bis zum Abitur erreichen können. Auf diese Weise könnten alle Probleme mit von Eltern ungewünschten ideologisch-besetzten Unterrichtsinhalten gelöst werden, die Eltern lieber anderweitig abdecken wollen. Dazu gehört in erster Linie die staatliche fächerübergreifende atheistische Sexualerziehung.

Für die SPD-Generalsekretärin sind "bibeltreue" Christen, die ihre Kinder zu Hause erziehen, genauso einzustufen, wie fundamentalistische Muslime. Fühlen Sie sich als Vertreter der Homoschool-Bewegung durch solche Aussagen diskriminiert?

Selbstverständlich ist diese Aussage diskriminierend, stellt sie doch gewaltlos lebende Christen Selbstmordattentätern gleich.

Fundamentalistische Muslime werden jene Muslime genannt, die die Terroranschläge vom 11.September 2002 verübt haben und das weltweite Terror-Netz Al Quaida betreiben und als Selbstmordattentäter die Welt verunsichern. Sie drohen Gewalt an und richten Gewalt aus gegen ihre eigenen Leute und gegen Andersgläubige und berufen sich dabei auf den Koran, der dem Islam einen globalen Machtanspruch verheißt.

Wer die Bibel etwas kennt, weiss, dass die biblische Lehre des Christentums Gewalt in jeglicher Form ausschließt. Christen haben den Auftrag, das Evangelium zu verkündigen und nicht die Welt zu erobern und eine Theokratie zu errichten. Die Christen haben das Gebot, nicht zu töten, sondern ihren Nächsten, ja sogar ihre Feinde zu lieben.

SchuzH liegt kein einziger Bericht vor, dass christliche Hausschuleltern gewalttätig ihre Art der Beschulung gegenüber Andersdenkenden durchgesetzt hätten oder dass aus christlichen Hausschulen Attentäter hevorgegangen seien.

Frau Nahles missachtet den durch viele Berichte und Gerichtsurteile in Hausschulsachen bekannten Fakt, dass Hausschüler in Leistung und Sozialverhalten den Schülern der öffentlichen Schulen nicht nachstehen, im Durchschnitt sogar besser abschneiden und sich insbesondere sozial eher engagieren.

Frau Nahles als Geschäftsführerin einer großen politischen Partei, hält sicher auch an den ideologischen Grundsätzen ihrer Partei, der SPD, fest und ist um deren Durchsetzung bemüht. Sie ist damit in gleicher Weise Fundamentalistin, wie sie meint, dass es Christen seien, die an der Bibel festhalten.

Die SPD-Fundamentalistin, Frau Nahles, bleibt die Erklärung schuldig, weshalb bibeltreue Christen durch Hausunterrichtung ihrer Kinder, ihrem Glauben entgegen, zur gewalttätigen Bedrohung im Sinne fundamentalistischer Muslime werden sollen. SchuzH hat sie angeschrieben und um Aufklärung gebeten.

Die Fragen stellte Mathias von Gersdorff