Mittwoch, 17. März 2010

Pogrom gegen koptische Minderheit in Ägypten

Medieinformation der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte

Mersa Matrouh / Frankfurt am Main (15. März 2010) – Am Freitag, den 12. März 2010, ist es im nordägyptischen Küstenort Mersa Matrouh, rund 260 km westlich von Alexandria, erneut zu pogromartigen Übergriffen gegen einheimische Kopten gekommen. Nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), sollen 2.000 bis 3.000 extremistische Muslime nach dem Abendgebet „Allah ist größer“ und andere islamische Parolen skandiert und Steine geworfen haben. Insgesamt sollen 22 Geschäfte und Werkstätten von Kopten verwüstet, 18 Häuser und eine Reihe von Autos in Brand gesteckt worden sein.

Wie die IGFM berichtet, richtete sich die Gewalt besonders gegen das Gebäude des sozialen Dienstes der koptischen Kirche, in dem sich rund 400 Kopten – Männer, Frauen und Kinder – aufhielten. Mindestens 25 Personen wurden schwer verletzt, darunter Frauen und Kinder. Die anrückenden Sicherheitskräfte waren zahlenmäßig dem Mob aus fanatischen Muslimen weit unterlegen. Trotz des Einsatzes von Tränengas brauchten die Beamten lange, bis sie die Lage unter Kontrolle bringen konnten. Ob Rädelsführer oder Gewalttäter verhaftet worden sind, ist nicht bekannt. Am Samstagmorgen mussten Sicherheitskräfte Kopten in ihre Häuser eskortieren. Über zwanzig Kopten sind durch die Zerstörungen gänzlich obdachlos und mussten in Gebäuden der Kirche untergebracht werden.

Nach Angaben des koptischen Pfarrers Matta Zakaria habe der Imam Shaikh Khamees während des freitäglichen Abendgebetes dazu aufgerufen, „die Feinde [des Islam] zu bekämpfen“. Weiter soll der islamische Geistliche verkündet haben, dass er nicht wolle, dass Christen mit Muslimen zusammenlebten.

Die IGFM fordert die ägyptischen Behörden auf, „die Taten schnell aufzuklären und die Täter vor Gericht zu stellen.“ Der Eindruck, dass koptische Opfer in den Augen der ägyptischen Justiz einen geringeren Wert haben als muslimische, dürfe sich nicht weiter verfestigen, erklärte Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.