Donnerstag, 11. Februar 2010

Väter sollen Mitspracherecht bei Abtreibung haben: Debatte in Italien

Wie in den meisten Ländern, in denen die Abtreibung legalisiert wurde, hat in Italien der Vater kein Mitspracherecht. Nur die Mutter des ungeborenen Kindes entscheidet, ob es leben darf oder getötet werden soll. Über diese himmelschreiende Ungerechtigkeit wird zur Zeit in Italien eine öffentliche Debatte geführt.

In einem Brief an die Tageszeitung Il Giornale aus Mailand beklagt sich ein Vater namens Marco bitter über die Entscheidung seiner Lebenspartnerin, ihr gemeinsames Kind abtreiben zu lassen. Marco hat vergebens versucht, die Mutter umzustimmen, doch ohne Erfolg. Der Fall wird in ganzseitigen Reportagen behandelt. In einer Zeit, in der Antidiskriminierung großgeschrieben wird, ist es unverständlich, daß der Vater überhaupt nichts zu sagen hat.

In der Mehrheit der Länder waren es die feministischen Bewegungen, die sich für die Abtreibung eingesetzt haben. Das Pseudo-„Recht“, das eigene Kind zu töten, wurde zum Ziel derer festgelegt, die die Emanzipation der Frau vom Mann anstrebten. Aus diesem Grund wurde ausschließlich den Frauen in den 1970er Jahren die Entscheidung überlassen, ob das Kind leben oder sterben sollte. Die Väter haben seitdem in vielen Ländern erst nach der Geburt was zu sagen.

Da es in den letzten Jahren Mode geworden ist, von der Gleichheit zwischen Mann und Frau zu reden, verstehen immer weniger Männer, die ihr gezeugtes Kind behalten wollen, wieso sie überhaupt kein Mitspracherecht haben. Sie dürfen nicht einmal das Kind adoptieren, falls die Mutter es partout nicht erziehen will.

Das Thema kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die öffentliche Meinung sehr sensibilisiert ist. Denn vor einem Jahr wurde der im Koma liegenden Eluana Englaro die Nahrungsmittelzufuhr entzogen, woraufhin sie starb. Dieser Fall erzeugte eine große Polemik in Italien und vielen anderen Ländern. Zum Jahrestag gibt es in ganz Italien öffentliche Proteste und Andachten gegen diesen Euthanasiefall.

Auch Papst Benedikt XVI. hat in den letzten Monaten mehrmals auf das Recht auf Leben der Ungeborenen hingewiesen, zuletzt in der Ansprache an die Mitglieder des Päpstlichen Rates für die Familie vom 8. Februar 2010.

Die Lebensrechtsbewegung in Italien ist in den Jahren recht stark geworden und schafft es, viele Menschen gegen Abtreibung und Euthanasie zu mobilisieren. So kommt das Thema Lebensrecht regelmäßig in die Schlagzeilen der großen Tageszeitungen. Die gegenwärtige Debatte um Mitspracherechte von Vätern bei der Abtreibung könnte deshalb auch die Politik erreichen.

Hoffentlich erreicht diese Debatte bald Deutschland.