Mittwoch, 24. Februar 2010

Gespräch mit Alexandra Maria Linder, Autorin von "Geschäft Abtreibung"


Im vergangenen Jahr erschien im Augsburger Sankt Ulrich Verlag das Buch „Geschäft Abtreibung“ von Alexandra Maria Linder. Ein Buch, das Fakten aufzeigt, die selbst vielen altgedienten Lebensrechtlern neu sein werden. Seite für Seite wird man in ein Netz von wirtschaftlichen Interessen und Aktivitäten eingeführt, das immer düsterer und makabrer wird. Linder schreibt gleich am Anfang der Einleitung: „Dieses Buch möchte Sie aufklären, über Fakten und Hintergründe, die Ihnen bisher nicht bekannt sein werden.“ Das Buch will zeigen: „Abtreibung ist weltweit zu einem Milliarden-geschäft geworden, an dem Pharmakonzerne, Forscher, Politiker und Bürokratie verdienen.“

Mathias von Gersdorff: Ihr Buch „Geschäft Abtreibung“ zeigt eine weitgehend unbekannte Seite der Abtreibung: Die wirtschaftliche und finanzielle Dimension. Wie wurde bislang auf das Buch reagiert?

Alexandra Maria Linder: In den Kreisen, die dem Thema Lebensrecht aufgeschlossen gegenüberstehen, gibt es bisher ausnahmslos positive Reaktionen und Rezensionen mit dem Tenor, dass dieser Aspekt endlich einmal aufgearbeitet werden musste. Die anderen Kreise reagieren wie üblich zunächst einmal mit Totstellen.

Was möchten Sie mit Ihrem Buch erreichen?

Vor allem einen nüchternen und sachlichen Umgang mit einem von Emotionalität und Ideologie geprägten, menschlich sehr schwierigen Thema. Als Langzeitwirkung, die zugegebenermaßen utopisch ist, stelle ich mir ganz optimistisch vor, dass die Kirchen aufwachen und, wie in den USA oder Spanien, ganz offen mit uns zusammenarbeiten, dass die Politik ihre Scheuklappen bei der Abtreibung ablegt und endlich im Sinne der Kinder und ihrer Familien tätig wird, statt sich von Emanzen allerlei Geschlechts unter der Knute halten zu lassen. Als flankierende Maßnahme wäre es sehr hilfreich, wenn statt des Vereins "Pro" Familia, über den eine Menge aufschlussreicher Fakten im Buch zu finden sind, echte Aufklärer und Beratungsstellen unterstützt würden und in die Schulen dürften.

Haben sie viele Gegen-Reaktionen erhalten?

Bisher keine, aber das kommt erfahrungsgemäß immer später.

Wie sind bislang das Interesse und das Echo bei den großen Medien?

Gleich Null. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass die Medien personell ganz überwiegend von Menschen besetzt sind, die durch die 68er-Ideologie beeinflusst und geprägt wurden. Bücher zum Thema Lebensrecht werden dort in der Regel so lange wie möglich totgeschwiegen. Außerdem haben gerade diese Kreise häufig persönlich mit Abtreibungen zu tun, was ihre unprofessionelle Reaktion menschlich verständlich macht.


Gab es irgendwelche Reaktionen seitens der Beschuldigten, also der Pharmaindustrie?

Auch die Pharmaindustrie versucht es zunächst mit Stillhalten. Eine Journalistin hat eine Anfrage an das in Deutschland für die Zulassung vom Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut gestellt. Dieses Institut hat zugegeben, dass die Fakten stimmen, versucht sich aber damit herauszureden, dass die Kinder ja nicht zum Zwecke der Impfstoffproduktion getötet worden seien und andere Kinder damit vor Krankheiten geschützt würden – sie wiegeln ab. Solange öffentlich versucht wird, Fakten zu verschweigen oder umzubiegen, werden die Konzerne vorerst Erfolg damit haben. Die Vorstellung, dass ein solcher Konzern freiwillig ethisch handelt, ist ein völlig unrealistisches Wunschdenken. Für ethische Grundlagen sind Politik und Gesellschaft zuständig.

Wie haben Sie die Informationen gesammelt, wie lange haben Sie dafür gebraucht?

Da heute viele Dokumente und Forschungsberichte über das Internet verfügbar sind, konnte ich dort sehr gut recherchieren. Außerdem habe ich mich mit Fachbüchern, Geschäftsberichten, Studien, Packungsbeilagen und Firmenbroschüren auseinandergesetzt, also versucht, die Thematik möglichst breitflächig zu erfassen. Das Verhältnis Recherche-Schreiben lag ungefähr bei 4:1. Insgesamt habe ich ein Jahr an dem Buch gearbeitet, wegen Familie und Beruf allerdings sozusagen in Teilzeit.

Wie ist es möglich, daß abgetriebene Föten industriell verwendet werden können? Gibt es keine rechtlichen Möglichkeiten, dagegen vorzugehen?

Nein. Es gibt keine allgemeine Bestattungspflicht für abgetriebene Kinder, und die offizielle Vorschrift, sie zusammen mit bestimmtem Klinikmüll zu verbrennen, wird nicht kontrolliert. Kein Gesetz verbietet, dass man durch Abtreibung getötete Kinder für Medizin, Transplantation, Kosmetik oder Anti-Aging-Behandlungen ausschlachtet. Während diese Verwertung in Deutschland bisher noch nicht massenhaft vorkommt, wird sie in anderen Staaten großzügig und ganz offen gehandhabt. Hier gibt es weltweit eine große Lücke in der Gesetzgebung, die Milliardengewinne bringt und daher weidlich ausgenutzt wird.

Wie kommt es, daß die Öffentlichkeit angesichts dieses Horrors nicht empört reagiert?

Weil diese Fakten eng mit der Abtreibung zusammenhängen. Leider hat sich die vorgeburtliche Kindstötung mit schweren Folgen für die Mutter und auch die anderen Angehörigen mittlerweile zu einem Tabuthema entwickelt. Man ist froh, durch ein laues Gesetz seine Ruhe zu haben, ansonsten müsste man sich um die Frauen, die Kinder, die Familien, die Wohnsituation etc. kümmern, des weiteren um die millionenfachen Traumata. Und man müsste zugeben, dass über 30 Jahre lang schreckliche Fehler begangen wurden. Diesen Berg will in den hierfür zuständigen Gremien niemand angehen.

Was kommt aus Ihrer Feder nach „Geschäft Abtreibung“?

Im Augenblick schreibe ich monatliche Lebensrechtskolumnen im Vatican-Magazin und halte verschiedentlich Vorträge zu dem Buch, zu Lebensrechts- und Familienthemen. Hier zu Hause ist so einiges liegengeblieben, ich habe die familiäre Dienstanweisung, das erst einmal aufzuarbeiten und aus einem Chaos wieder ein Arbeitszimmer zu machen. Und nach einem solchen Buch braucht man auch ein wenig seelische Erholung. Es gibt da allerdings einige Bereiche, besonders auf internationaler Ebene, die ich gerne einmal vertiefen würde...

Alexandra M. Linder
Geschäft Abtreibung
ISBN 978-3-86744-084-4
Sankt Ulrich Verlag
www.sankt-ulrich-verlag.de
gebunden, 176 Seiten, 135 mm x 215 mm
EUR 18,90