Montag, 28. September 2009

Marsch für das Leben 2009: Predigt (Auszüge) von Kaplan René Pfeiffer (Pfarrei Herz Jesu in Berlin)

„Hätt' Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“ –
„Großer Gott, wir loben Dich; Herr, wir preisen Deine Stärke“

Ein von verblendeten Menschen durch gotteslästerliche Sprüche, angebundene Kondome und Sextoys geschändetes Kreuz auf der einen Seite - an meiner Seite zufällig ein kleiner, etwa 8-jähriger Junge, der das für ihn fast zu große Kreuz fest mit seinen beiden kleinen Händen umschließt und trägt und schweigend mit mutigem, vertrauensvollem Blick auf dieses Kreuz emporschaut.

Liebe Gemeinde, mit diese Worten und Erlebnissen läßt sich ein Stimmungsbild des gestrigen Marsches für das Leben zeichnen, der am Neptunbrunnen begann und dann zu Hedwigskathedrale führte.

Schon bei der Kundgebung am Neptunbrunnen hatten sich die Gegner der Kundgebung für das Leben geschickt unter die christlichen Teilnehmer und Beter gemischt und auf ihre armselige Weise versucht zu stören.

Man kann es aus ihrer Sicht ja fast noch verstehen, wenn sie einen katholischen Bischof ausbuhen, aber wenn sie das auch bei einer jungen Frau tun, die mit Tränen in den Augen von ihrer Abtreibung berichtet, von ihrem Schmerz davor und danach, weil ihr keiner geholfen, keiner beigestanden hat, bis sie Christus durch Christen kennenlernte, dann fragt man sich schon: Was bewegt diese letztlich armseligen Menschen?

In was für einer Gesellschaft leben wir, wo Menschen, weil sie sich für das Leben einsetzen, aufs Übelste beschimpft, ja sogar bedroht werden - wie arm ist diese Gesellschaft geworden, diese Gesellschaft, die meint, Gott nicht zu brauchen - „hätt´ Maria abgetrieben …“

Dann der Schweigemarsch zum Bebelplatz. Polizeischutz für Menschen, die sich für das Leben einsetzen. Wie arm ist eine Gesellschaft geworden, wo so etwas möglich ist, die so etwas zuläßt. Mir persönlich kamen ungute Erinnerungen an eine Zeit, wo nicht wenige Menschen schon einmal glaubten, denn Gotteskult durch einen Führerkult ersetzen zu können und wo dann schreckliche Dinge geschahen. Welchem Führer huldigen diese Menschen, welchen Kult betreiben sie …?

Der Marsch zieht sich fort, schmutzige Kondome fliegen durch die Luft und „zieren“ die Wegstrecke. Mich erinnerte das unwillkürlich an den Kreuzweg des Herrn, der auch ausgebuht und angespuckt wurde.

Und dann war da plötzlich der kleine, höchstens 8-jährige Junge neben mir, der Gefahr lief, auch „bespuckt“ zu werden, aber mutig das Kreuz in seinen kleinen Händen hielt und vertrauensvoll dieses Zeichen unserer Erlösung anschaute. Diese oberflächlich unscheinbare Szene hat mich sehr berührt und ich werde sie auch wohl nie in meinem Leben vergessen.

Angekommen an der Kathedrale, am Bebelplatz. Der Polizei gelingt es ganz gut, den Störenfrieden den Zugang zur heiligen Stätte zu verwehren.

Die Menschen stellen sich an den Stufen der Kathedrale zum Zeugnis auf, und die Rufe „Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“ werden immer lauter.

Plötzlich war es wie am Pfingsttag, als wenn der Heilige Geist - wie damals den entmutigten Aposteln - auch heute seinen bedrängten Kindern zu Hilfe eilt: Eine Stimme begann das Te Deum - „Großer Gott wir loben Dich“ - anzustimmen und alle sangen kraftvoll mit, so daß die gotteslästerlichen Schreie der armselig verblendeten Menschen nicht mehr zu hören waren - ein beeindruckendes Zeugnis für den Glauben, für den Schutz des menschlichen Lebens von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Heimgang.

Liebe Gemeinde, mich hat der gestrige Tag sehr beeindruckt, weshalb ich mich auch entschlossen habe, die heutige Predigt diesem Thema zu widmen.

Christen, katholische wie evangelische und vielleicht auch anderer Bekenntnisse habe in einem Akt gelungener und tief sinnvoller Ökumene ein beeindruckende Zeugnis für das Leben und für unseren heiligen Glauben in dieser unheiligen Zeit gegeben.

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Kontaktdaten:

Kaplan René Pfeiffer
Pfarrei Herz Jesu
Bunowstraße 37
13507 Berlin