Dienstag, 8. September 2009

Kathnews.de im Gespräch mit Mathias von Gersdorff: “Bravo geht weit über das Ziel hinaus”

Frankfurt (kathnews). In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) auf eine Protestaktion der Deutschen Vereinigung für eine christliche Kultur (DVCK e.V.) reagiert hat. Kathnews-Chefredakteur Benjamin Greschner sprach darüber mit Mathias von Gersdorff, Leiter der Aktion “Kinder in Gefahr” der Deutschen Vereinigung für eine christliche Kultur. Er ist Autor diverser Bücher, unter anderem von “Blasphemie: Eine Waffe zur ideologischen Umwandlung der Gesellschaft” mit einem Vorwort von Kardinal Paul Augustin Mayer OSB.

Benjamin Greschner: Herr von Gersdorff, in der medialen Berichterstattung heißt es, dass die Internetseite der „Bravo“ in Ihren Augen nichts anderes sei, als ein „elektronisches Erotik-Magazin, das sich als Jugendzeitschrift tarnt“. Wie kommen Sie zu dieser Überzeugung?

Mathias von Gersdorff: Ganz offensichtlich sind es zwei Aspekte, die das sehr deutlich zeigen. Einerseits natürlich die bildliche Darstellungen von Paaren beim Vollzug sexueller Handlungen, andererseits die große Menge dieser Darstellungen. Da gibt es zahlreiche Galerien, hunderte Bilder, Fotos über Fotos. Selbst wenn man eine liberale Sexualaufklärung gutheißt, muss man klar feststellen, dass die Masse der bildlichen Darstellung von praktizierter Sexualität einfach in keinem Verhältnis steht.

Benjamin Greschner: Nach Berichten der Nachrichtenagentur „idea“ riefen Sie kürzlich dazu auf, sich bei der Kommission für Jugendmedienschutz über die umstrittene Internetseite zu beschweren. Wie hat die Kommission darauf reagiert?
Mathias von Gersdorff: Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) hat sich schnell mit uns in Verbindung gesetzt. Die Verantwortlichen waren recht verstimmt über die Menge an Postkarten, Anrufen und Emails, die bei ihnen eingegangen sind. Dennoch hat man sich sehr schnell mit unserem Anliegen befasst, was ein klares Zeichen dafür ist, dass das das Thema „Bravo“ noch lange nicht auf einen so breiten gesellschaftlichen Konsens stößt, wie es die Liberalen uns glauben machen wollen.

Benjamin Greschner: Zu welchem Ergebnis ist die Kommission für Jugendmedienschutz in Bezug auf die betreffende Website gekommen?

Mathias von Gersdorff: Die Kommission hat geschrieben, dass die Inhalte der Internetseite des Magazins „Bravo“ nicht pornografisch seien. Das ist in der Tat nach der Definition des deutschen Strafgesetzbuches richtig. Hier hat sich die KJM hinter einem Paragraphen verschanzt. Außerdem seien die Seiten auch nicht desorientierend für die Jugendlichen und könnten ihnen somit zugemutet werden. Diese Stellungnahme ist unverständlich. Die Bilder, zudem in dieser Menge, samt den Texten dazu, sind eine Anleitung, um „alles auszuprobieren“. Bravo meint, Sexualaufklärung zu betreiben, doch das, was sie zeigt, geht weit über das Ziel hinaus.

Die Stellungnahme der KJM ist auch erstaunlich, weil sie offenbar davon ausgeht, dass Bravo, bzw. der „Dr. Sommer“-Bereich, völlig unumstritten sei. Das ist aber überhaupt nicht der Fall. Regelmäßig ist die Behandlung sexueller Themen durch Bravo Gegenstand von Presseberichten. Und auch die Tatsache, dass so viele Personen an unserer letzten Aktion teilgenommen haben und über die Aktion auch in mehreren Informationsdiensten berichtet wurde, zeigt, dass die Sicht der Sexualität in der Bravo von einem wichtigen Anteil der Bevölkerung nicht akzeptiert wird. Die KJM geht von einem Konsens aus, den es so nicht gibt.

Benjamin Greschner: Wie kann es nun weitergehen? Sollten nun Politiker und Intellektuelle ihre Stimmen gegen die „Versexualisierung“ der Kinder und Jugendlichen erheben?

Mathias von Gersdorff: Selbstverständlich! Der Staat ist immerhin nicht völlig unbeteiligt an diesen Entwicklungen in unserer Gesellschaft. Durch die zunehmende Liberalisierung zahlreicher Gesetze wurde hier ein ganz negativer Prozess in Bewegung gebracht. Ich möchte betonen, dass es besonders schlecht ist, dass der Staat in Bezug auf die sexuelle Aufklärung völlig einseitige und liberale Positionen bezieht. Ich denke hier vor allem an staatliche Institutionen wie die „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“, die immer wieder für Skandale sorgt. Ebenso die finanzielle Unterstützung auf meist kommunaler Ebene von Organisationen wie „Pro Familia“ oder die „Deutsche Aids Hilfe“ hilft zur Propagierung einer äußerst liberalen Sicht von Sexualität. Es wäre hier besonders wichtig, auch katholischen und christlich-konservativen Meinungen und Ansichten eine Plattform zu bieten.

Benjamin Greschner: Welche Auswirkungen hat diese sexuelle Revolution auf die Seelen der Kinder? Gibt es Anhaltspunkte, die verdeutlichen, auf welch negativem Weg die Gesellschaft sich befindet?

Mathias von Gersdorff: Das ist natürlich eine Frage, die eine lange Antwort erfordert. Um es kurz zu machen: Erstens: Die Sexualisierung der Gesellschaft ist die wichtigste Ursache für die Krise der Familie, die sich n den Geburtenrückgang, an der geringeren Zahl von Eheschließungen usw. bemerkbar macht. Die Sexualität ist auf die Ehe hingeordnet, doch diese Sicht wurde von der sog. „Sexuellen Revolution“ verwischt.

Zweitens: Eine direkte Konsequenz der Sexualisierung der Gesellschaft ist die hohe Anzahl von Abtreibungen. Ganz offensichtlich ist hier das Vordringen einer Kultur des Todes spürbar, wie es Papst Johannes Paul II. gesagt hatte. Der Geschlechtsakt wird nicht mehr als ein Zeugungsakt aufgefaßt. Wenn es zu ungewollten Konsequenzen kommt, sprich Schwangerschaften, ist man schnell bereit, diese Folgen „wegzumachen“. Daß dies zu fatalen Folgen für die Moral, das Rechtsbewußtsein das Bewußtsein für das Lebensrecht der Ungeborenen usw. führt, ist offensichtlich.

Quelle: Kathnews.de