Mittwoch, 6. Mai 2009

Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft (DIJG) zur Therapierbarkeit von Homosexualität

Der Streit über den Marburger Kongreß über Psychotherapie und Seelsorge vom 20. – 24. Mai 2009 hat sich an der Frage entzündet. ob Homosexualität therapierbar sei. Personen, die dies Vertreten, werden von Homosexuellenverbänden und andere linksorientierte Gruppen als „homophob“ bezeichnet. Diesen Vorwurf hat das DIJG in einer Pressemitteilung zurückgewiesen und aus fachlicher Sicht Stellung genommen. Dr. Christel Ruth Vonholdt ist Referentin beim Kongreß in Marburg und Mitglied des DIJG.

Wir dokumentieren die Pressemitteilung vollständig:



1. Das DIJG respektiert die Würde, Autonomie und den freien Willen eines jeden Menschen. Homosexuell empfindende Menschen haben das Recht, eine homosexuelle Identität anzunehmen. Sie haben ebenso das Recht, einen Weg der Veränderung zu gehen mit dem Ziel der Abnahme ihrer homosexuellen Empfindungen. Das Recht, eine Therapie mit dem Ziel der Abnahme homosexueller Empfindungen einzugehen, sollte unveräußerliches Recht sein; es gehört zur Selbstbestimmung und Freiheit eines jeden Menschen.

2. In unserem Land können Menschen ihr Geschlecht wechseln und „geschlechtsumwandelnde“ Operationen vornehmen lassen. Sie dürfen sich von der Heterosexualität zur Homosexualität hin verändern. Warum will man Menschen die Freiheit nehmen, auch Wege von der Homosexualität zur Heterosexualität zu gehen?
Vielfältige Berichte und wissenschaftliche Studien belegen eine prinzipielle Flexibilität und Änderbarkeit der sexuellen Orientierung.1 Zahlreiche Studien, die sich auf verschiedene Therapieformen beziehen, zeigen, dass eine Veränderung homosexueller Empfindungen möglich ist.2 Der wissenschaftlich dokumentierte Wechsel von der Homosexualität zur Heterosexualität durch therapeutische Interventionen ist eine Realität. Selbst unabhängig von therapeutischen Interventionen kann sich die sexuelle Orientierung im Lauf des Lebens ändern.3

3. Die implizite Aussage, dass es keine Therapie für ego-dystone (ungewünschte) Homosexualität gäbe4, setzt sich über die klar formulierten Bedürfnisse und begründeten Hoffnungen von Betroffenen, die sich eine Veränderung hin zur Heterosexualität wünschen, hinweg.
Diese Auffassung des DIJG teilen einige führende Therapeuten der APA aus dem angloamerikanischen Raum:

a) Der frühere Präsident der American Psychological Association (APA), Robert Perloff äußerte sich 2004 zum Thema Reparativtherapien: „Der Einzelne hat das Recht zu wählen, ob er eine homosexuelle Identität annehmen will oder nicht. Es ist die Wahl des Einzelnen, nicht die Entscheidung einer ideologisch geprägten Interessensgruppe. Einen Psychotherapeuten, der einen Klienten mit Veränderungswunsch begleiten möchte, davon abzuhalten, ist Anti-Forschung, Anti-Wissenschaft und antagonistisch zur Suche nach Wahrheit.“5

b) Nicholas Cummings, ebenfalls ehemaliger Präsident der APA, sagte zum selben Thema 2005: „Ich setze mich auf das Entschiedenste für die Freiheit der Wahl für jeden ein, insbesondere für das Recht des Einzelnen, das Ziel seiner Therapie selbst zu wählen.“6

c) Auf der Jahrestagung der APA 2006 erklärte sogar der damalige APA-Präsident Gerald Koocher, dass die Frage der therapeutischen Intervention bei ich-dystoner homosexueller Orientierung in erster Linie eine Frage der persönlichen Wahlfreiheit des Patienten sei. Therapeuten, so Koocher, haben die zentrale Pflicht, dem Patienten zu helfen, sein Therapieziel zu erreichen, auch das Ziel der Abnahme homosexueller Empfindungen. Natürlich müssten dabei ethische Standards eingehalten und Patienten umfangreich aufgeklärt werden.7

4. Der Fachbegriff der Reparativtherapien ist vielen unbekannt und wird deshalb meist falsch ausgelegt. Er bedeutet nicht, dass die Homosexualität zu „reparieren“ wäre. Der Begriff geht auf die Psychoanalytikerin Anna Freud zurück, die Menschen mit ich-dystoner Homosexualität erfolgreich behandelte. Anna Freud sah in der Homosexualität selbst einen „reparativen Antrieb“ (reparative drive). Für sie war Homosexualität ein Hinweis darauf, dass ein tiefer liegender Mangel – und zwar die Verunsicherung über die eigene Geschlechtsidentität – behoben werden soll.
In den Reparativtherapien geht es nie um ein „Drehen“ am sexuellen Verhalten, sondern ausschließlich um eine tief gehende Auseinandersetzung mit emotionalen Verletzungen aus der Kindheit. Diese stark bindungsorientierte therapeutische Arbeit erfolgt nur auf ausdrücklichen Wunsch des Klienten.

5. Der von manchen geäußerte Vorwurf, Reparativtherapien an sich seien schädlich, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Auch die Behauptung, Reparativtherapien würden die bei homosexuell lebenden Menschen ohnehin deutlich erhöhte Rate an Suizidversuchen noch fördern, ist wissenschaftlich in keiner Weise haltbar.8 Studien zeigen im Gegenteil: Auch wo nur eine geringe Abnahme homosexueller Empfindungen erreicht wurde, berichten Klienten von weiteren „außerordentlich hilfreichen“ Resultaten wie etwa einer größeren Selbstakzeptanz oder deutlichen Abnahme der Depressionen.9

Reichelsheim, 05. 05. 2009
Dr. med. Christl Ruth Vonholdt
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Leiterin Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft
Hel. Göttmannstr. 1
64385 Reichelsheim/Odw.
06164-9308-211
www.dijg.de und www.hv-cv.de
Email: institut@dijg.de



Anmerkungen
1. Z. B. Kinnish, K. K. et al., Geschlechtsspezifische Differenzen der Flexibilität der sexuellen Orientierung. Eine mehrdimensionale retrospektive Studie. Zeitschrift für Sexualforschung 2004, 1, 26-45. Laumann, E. et al., The Social Organisation of Sexuality: Sexual Practices in the United States, Kap. 8. Chicago 1994, University of Chicago Press.
2. Eine Zusammenfassung vorliegender Studien siehe unter: www.dijg.de/fileadmin/dijg-uploads/pdf/bulletin_15_2008_narth.pdf
3.Siehe Fußnote 1.
4. Stellungnahme des Berufsverbandes Deutscher Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. www.lsvd.de/611+M5ce218b3c48.98.html
5. Zit. nach Nicolosi, J. (2006). Open Letter to APA President Koocher, APA Convention 2006. Verfügbar unter: www.narth.com/docs/nicospeech.html. [04.05.2009]
6. Siehe Fußnote 4.
7. www.narth.com/docs/koocher.html. [04.05.2009]. Vgl. hierzu auch die nach dem Kongress abgegebene schriftliche offizielle Stellungnahme der APA: www.apa.org/pi/lgbc/policy/0806koocher.pdf. [04.05.2009]
8. Ausführlich dazu: www.dijg.de/fileadmin/dijg-uploads/pdf/bulletin_15_2008_narth.pdf. Selbst in der Shidlo-Schroeder-Studie, die das explizite Ziel hatte, den subjektiv erlebten Schaden von Veränderungstherapien aufzuzeigen, fanden die Autoren zu ihrer eigenen Überraschung eine nicht geringe Anzahl von Klienten, die ihre Veränderungstherapie als hilfreich beschrieben. Auch die Rate an Suizidversuchen nahm nach den Therapien ab. Vgl. Shidlo, A. & Schroeder, M., Changing sexual orientation: A consumer’s report. Professional Psychology: Research and Practice, 2002, 33(3), 249-259.
8. Spitzer, R., Can Some Gay Men and Lesbians Change Their Sexual Orientation? 200 Participants Reporting a Change from Homosexual to Heterosexual Orientation, Archives of Sexual Behavior, 2003, 32(5), 403-417, S. 413.