Dienstag, 5. Mai 2009

Kontroverse um Marburger Kongreß geht weiter: Offener Brief von Gabriele Kuby an Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD)

Aufgrund des wachsenden Widerstand gegen den Marburger Kongreß "Psychotherapie und Seelsorge", bei dem unter anderem die Therapierbarkeit von Homosexualität behandelt wird, wendet sich heute die Publizistin Gabriele Kuby in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Marburg Egon Vaupel und appelliert an ihn, dem Druck auf ihn und den Kongreß nicht nachzugeben.

Gabriele Kuby ist eine der Erstunterzeichner der Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung". Mit dieser Erklärung traten mehr als 370 Bürger und eine Vielzahl namhafter Personen am 20. April 2009 an die Öffentlichkeit und forderten, dem Druck auf den Marburger Kongreß nicht nachzugeben. Die Unterzeichner sehen in der Aktion gegen den Kongreß und seine Referenten einen Angriff auf Grundfreiheiten.


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Vaupel,

der Kongreß „Psychotherapie und Seelsorge", der vom 20 - 24. Mai in Marburg stattfinden wird, beschäftigt seit Wochen die Öffentlichkeit. Sie wurden von einigen Stellen aufgefordert, dem Kongreß keine Räume zur Verfügung zu stellen und sich von bestimmten Referenten zu distanzieren. Das Aktionsbündnis "Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus" fordert sogar, den Kongreß insgesamt zu verbieten. Dies stellt einen Angriff auf fundamentale Freiheitsrechte dar, die in der Verfassung garantiert sind.

Gegen solche Forderungen haben sich Bürger und Personen des öffentlichen Lebens mit der Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung - gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände" ausgesprochen. Ich gehöre zu den Erstunterzeichnern dieser Erklärung, die am 20. April 2009 veröffentlicht und von vielen namhaften Persönlichkeiten unterzeichnet wurde. Daher möchte ich Sie über die Resonanz dieser Initiative informieren.

Die Zahl von mehr als 370 Erstunterzeichnern hat sich seit der Bekanntmachung vervielfacht. Mehr als 400 Professoren, Ärzte, Ingenieure, Theologen, Pfarrer, Pastoren, Publizisten und Medienschaffende haben sich dem Appell angeschlossen, dem Druck der Lesben- und Schwulenverbände und ihrer Verbündeten auf den Oberbürgermeister der Stadt Marburg und den Präsidenten der Marburger Philipps Universität nicht nachzugegeben. Dazu gehören Prof. Dr. habil. Robert Spaemann, der Staats- und Verfassungsrechtler Prof. Dr. em. Martin Kriele, die Religionsphilosophin Prof. Dr. habil. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Prof. Dr. phil. Dr. theol. Thomas Schirrma-cher, die Philosophin Prof. Dr. Edith Düsing, der Weihbischof von Salzburg, Prof. Dr. Andreas Laun, die Bundesvorsitzenden der Christdemokraten für das Leben, Mechthild Löhr, die Professoren Wolfgang Ockenfels, Manfred Spieker und Peter Beyerhaus, der Direktor des österreichischen Institutes für Ehe und Familie, Prof. Günter Danhel, der evangelischen Theologe und ehemaligen Landesbischof der württembergischen Landeskirche, Dr. Theo Sorg, der CSU-Rechtsexperte des Deutschen Bundestages, Norbert Geis.

Der ehemalige Richter des Bundesverfassungsgerichtes, Prof. Dr. Ernst-Wolfgang Böckenförde, erklärte zu dieser Initiative:

„Ob die in der Erklärung der Initiative vertretenen Thesen und Behauptungen zutreffen, kann ich selbst nicht beurteilen. Es ist aber in einer freiheitlichen Ordnung, die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit gewährleistet, unerträglich, eine öffentliche Auseinandersetzung darüber zu behindern und einige Personen mit einem Redeverbot belegen zu wollen."

Die Unterzeichner kommen aus mehr als 500 Städten und Gemeinden des Bundesgebietes, aber auch aus dem Ausland, aus Österreich und der Schweiz, aus Belgien, England, Frankreich, Italien, Norwegen sowie Kanada und den USA, wo die Entwicklung in Deutschland mit Sorge beobachtet wird. ...

Täglich schließen sich der Erklärung viele weitere Unterzeichner an. Sie alle sind dankbar, daß Sie sich dem Druck, den Kongreß nicht stattfinden zu lassen, nicht gebeugt haben.

Ich bitte Sie, Herr Oberbürgermeister, und vertraue darauf, daß Sie das Ihre tun werden, damit in Marburg auf dem Kongreß „Psychotherapie und Seelsorge" im Geist der Freiheit ein offener Dialog über wichtige und kontroverse Fragen geführt werden kann, und so die freiheitliche Tradition Ihrer Stadt verteidigen.
Mit freundlichen Grüßen

Gabriele Kuby, M.A.