Donnerstag, 16. April 2009

Buchbesprechung: Mission Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland/Oda Lambrecht, Christian Baars


Wieso ein Buch über Evangelikale auch für Katholiken interessant sein kann.

Mathias v. Gersdorff

Dieses Buch will die Evangelikalen beschreiben, also die evangelischen Christen, die zum konservativen Lager gehören und wie der Titel schon sagt, geht es um eine Kritik, denn heute ist das Wort „Fundamentalismus“ negativ besetzt, zumindest in Deutschland.

Obwohl ich katholisch bin, habe ich dieses Buch mit Interesse gelesen, weil das Buch im Grunde genommen nicht die Evangelikalen an sich angreifen will, sondern alle konservativ-christlichen Positionen, die öffentlich geäußert werden.

Für die Autoren zählt man recht schnell zu den Fundamentalisten. Wenn man gegen die Abtreibung ist oder gegen die Homo-Ehe oder die Evolutionslehre, bzw. Teile von ihr anzweifelt, ist man gleich Fundamentalist. Fundamentalist ist man auch, wenn man der Meinung ist, andere missionieren zu wollen, weil man von der eigenen Religion überzeugt ist.

Die Autoren gehen nicht auf die Frage ein, wer in Deutschland denn kein Fundamentalist sei. Sind die Grünen mit ihrem Gelabere von Ökologie und gleiche Rechte für Homo-Paare denn keine Fundamentalisten? Sind sie etwa nicht von ihren Ideen so überzeugt, daß sie per Gesetz der gesamten Gesellschaft ihre Gedanken aufoktroyieren wollen?

Bis 1994 war in Deutschland die Praxis der Homosexualität gesetzlich verboten. Sind deshalb alle Regierungen und Bundestage davor fundamentalistisch gewesen? Auch die Regierung Willy Brandts?

Der Begriff Fundamentalismus ist im Prinzip eine Worthülse, die als Keule benutzt wird, um Angst zu machen. Doch mittlerweile sind die Evangelikalen stark geworden und genießen die Unterstützung mancher Landeskirchen, vor allem Württemberg. Auch der Berliner Bischof Huber, sicherlich kein Konservativer, verteidigt die Evangelikalen in der Öffentlichkeit. Diese Entwicklung macht die Linken innerhalb des Protestantismus, beispielsweise die „Offene Kirche“, nervös und mit Hilfe linker Blätter wie die TAZ polemisieren sie gegen die Evangelikalen.

Dieses Buch sollte auch von Katholiken aufmerksam gelesen werden, da ihnen dasselbe widerfahren könnte. Ober besser gesagt, schon widerfährt. Die letzten Attacken vieler Medien auf Papst Benedikt XVI. aufgrund seiner Äußerungen zu Verhütungsmittel sind ein Beleg dafür. Der Homosexuellenverband LSVD schreibt offen, daß der Papst Hetze gegen Homosexuellen betreibt. Andere sagen, daß der Papst die Homophobie schürt. Solche Stellungnahmen findet man immer öfter.

Was für die Homosexualität gilt, trifft auch auf die Verteidigung des Lebensrechts der Ungeborenen, auf die Sexualmoral, auf die Mission usw. zu.

Die beiden Autoren schreiben über die Evangelikalen, meinen aber alle konservativen Christen. Deshalb sollten diese Attacken von allen konservativen Christen ernst genommen werden.

Buchbesprechung: Mission Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland/Oda Lambrecht, Christian Baars/ Ch. Links Verlag, Berlin 2009; 246 S., 16,90 €